09/15/2016
 3 Minuten

Der Weg zum Uhrenliebhaber

Von Christopher Beccan
Rolex GMT Master

Wie kommt man denn dazu? Diese Frage wird Uhrenliebhabern, auch mir, häufig von Personen gestellt, die die Faszination für so altmodisch anmutende Geräte – insbesondere in unserer heutigen hochtechnisierten Welt – nicht ganz nachvollziehen können. Wie kommt es wohl, dass man eine regelrechte Leidenschaft für Armbanduhren und Uhren im Allgemeinen entwickelt? Zwar hat jeder seine ganz eigene Geschichte, wie die Liebe begann, doch bei den meisten gab eine ganz bestimmte Uhr, die man irgendwann gekauft oder geschenkt bekommen hat, den Ausschlag. Natürlich gibt es auch noch andere „Werdegänge“, aber dazu kommen wir später.

Wie bereits erwähnt, steht am Anfang oft eine Uhr, die man entweder selbst gekauft oder erfreulicherweise geschenkt bekommen hat. Auf mich trifft letzteres zu. Dabei ist die Uhr an sich gar nicht so wichtig – was sie auslöst, ist entscheidend, und das ist letztlich immer dasselbe. Die Freude, wenn man seine erste (besondere) Armbanduhr erhält, ist ein Gefühl, das man niemals vergisst. Sie verleitet einen dazu, nicht nur herausfinden zu wollen, was sich im Gehäuse verbirgt, sondern auch, was es sonst noch zu entdecken gibt. Dabei will man zwangsläufig immer mehr darüber erfahren, wie diese Uhren hergestellt werden, welche Komplikationen es gibt und welche winzigen Details und Unterschiede zwischen verschiedenen Modellen bestehen. Das ist die Entwicklung, die sicherlich viele von uns im Laufe der Jahre durchgemacht haben und die uns dazu gebracht hat, Informationen zu sammeln, zu reisen und Gleichgesinnte kennenzulernen.

Omega Speedmaster models
Omega Speedmaster models, Image: © Bert Buijsrogge

Allerdings habe ich den Eindruck, dass dieser Weg in die Welt der Uhren heutzutage nicht mehr allzu oft beschritten wird. Mit jeder Generation ändern sich die Dinge und inzwischen begegne ich immer öfter jungen Menschen, deren Liebe zu Uhren über die sozialen Medien entstanden ist. An vorderster Stelle steht bei dieser Entwicklung vermutlich Instagram. Die Möglichkeit, dass Uhrensammler und ‑enthusiasten auf einer Plattform zusammenkommen und sich austauschen können, ist sicher unersetzlich. Dort sind schon aus Neulingen, die hier und da mal ein Foto von einer Uhr „geliked“ haben, waschechte Uhrenliebhaber geworden.

Haben auch prominente Träger immer noch einen Einfluss? Definitiv. Ich habe mit vielen Uhrenfans gesprochen, die erst so richtig auf den Geschmack gekommen sind, nachdem sie ein bestimmtes Stück am Handgelenk eines Stars gesehen haben. Doch ehrlich gesagt halte ich den Einfluss für nicht allzu groß, weil den Laien dann doch zu viel von dem berühmten Träger unterscheidet.

Die sozialen Medien mögen tatsächlich ein enormer Katalysator für Uhrenneulinge sein, doch ich denke, dass immer noch Freunde, Familie und ein allgemeines Interesse an komplexen, handgefertigten Maschinen den entscheidenden Anstoß geben. Ich habe selbst beobachten können, wie Freunde und Familie allmählich immer tiefer in die Welt der Uhren eingetaucht sind. Das Gleiche gilt für Auto- und Motorradfans, die manchmal auch die Feinmechanik eines Uhrwerks zu schätzen lernen. So fangen sie allmählich an, mehr über ein bestimmtes Modell oder eine bestimmte Marke in Erfahrung zu bringen, und ehe sie sich versehen, sind sie von diesen antiquierten Apparaten, die wir uns ums Handgelenk binden, regelrecht besessen. Die neugewonnene Begeisterung für Uhren kann sie dann wiederum zu den sozialen Medien führen und von dort weiter zu Treffen, neuen Bekannt- und Freundschaften und vor allem zu einer riesigen Menge an neuen Informationen.

Audemars Piguet Royal Oak Jumbo
Audemars Piguet Royal Oak ‘Jumbo’, Image: Fratellowatches

Wieso werden Uhren auch für jene von uns, die zunächst gar nichts mit ihnen anfangen können, irgendwann zu faszinierenden Objekten der Begierde? Die Antwort auf diese Frage ist vielleicht einfacher, als man zunächst meint. Sie sind beeindruckende Errungenschaften, die zeigen, wozu der kreative Geist des Menschen imstande ist. Sie sind komplexe Apparate, die nicht nur die Zeit messen, sondern auch den Lauf der Planeten verfolgen, und das alles mittels winziger Zahnräder und Hebel. Je mehr man über sie weiß, umso mehr staunt man. Das ganze verselbständigt sich, man will immer noch mehr erfahren, Gleichgesinnte treffen und bestenfalls natürlich auch das eine oder andere Stück besitzen. Wir alle haben unsere eigene Geschichte, wie unsere Leidenschaft für Uhren entfacht wurde, doch wenn sie erst einmal lodert, erlischt sie nicht so schnell wieder.


Über den Autor

Christopher Beccan

Christopher Beccan ist Gründer des Online-Magazins „Bexsonn“ und schreibt dort regelmäßig über seine zwei Leidenschaften: Außergewöhnliche Uhren und Whisky. Weitere …

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