08/18/2016
 3 Minuten

Uhren mit Jahreskalender

Von Jovan Krstevski

Zu den beliebtesten und am häufigsten anzutreffenden Komplikationen mechanischer Armbanduhren gehört neben dem Chronograph die Kalenderfunktion. Als Menschen haben wir eine natürliche Vorliebe für alles, was unsere Neugier anstachelt und uns reizt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sicher ist das einer der Gründe, warum uns mechanische Armbanduhren so viel Freude bereiten, nicht wahr? Wenn wir in einem Geschäft oder im Internet etwas sehen, das uns gefällt, neigen wir dazu, erst einmal alle möglichen Informationen dazu einzuholen und dann unser Umfeld mit unserem neugewonnenen Wissen zu erfreuen.

Wer braucht schon etwas, das in ein paar Monaten wieder veraltet ist oder ständig neue Softwareupdates braucht, wenn doch eine hochwertige Uhr jahrelange Freude bieten kann? Eine solide Uhr ist eine der besten Anschaffungen überhaupt und eine Kalenderfunktion in einer mechanischen Uhr ist sehr viel komplizierter als die meisten Menschen annehmen.

Jahreskalender vs. ewiger Kalender

Patek Philippe hat eine enge Verbindung zum Jahreskalender, da sie in den 90er-Jahren als erste Uhren mit dieser Komplikation auf den Markt brachten. Die 1996 vorgestellte Referenz 5035 ist heute gleichbedeutend mit dem Jahreskalender. Anders als der mit mehr Funktionen ausgestattete ewige Kalender, dem wir uns gleich widmen werden, zeigt der Jahreskalender normalerweise weniger Informationen an und doch hat die Referenz 5035 mehr Bauteile als die Modelle von Patek mit ewigem Kalender.

Diese klassische Bauweise wurde auch von Montblanc bei den Uhren mit Jahreskalender übernommen. Der Grund hierfür ist, dass der Jahreskalender alle unterschiedlichen Monatslängen (mit Ausnahme des Februars) berücksichtigt. Patek verwendet also eine Reihe von Nocken, die mit verschiedenen Scheiben verbunden sind, während beim komplizierteren, feineren ewigen Kalender Hebel zum Einsatz kommen. Zudem haben Jahreskalender oft keine Mondphasenanzeige. Das führt uns direkt zum nächsten Punkt: dem Preis.

Uhren mit ewigem Kalender sind von grundsätzlich recht kostspielig, behalten aber meist auch ihren Wert. Mit ihren komplexen Mechanismen und ihrer grazilen Bauweise können sie Käufer zu schwindelerregenden Ausgaben verführen. Ein Jahreskalender ist oft günstiger und womöglich auch robuster und alltagstauglicher.

Die Zenith El Primero Winsor Annual Calendar ist ein Beispiel, das mit Glück gebraucht für unter 6.000 € zu finden ist. Darüber hinaus verfügt die Zenith über einen Chronographen – die Funktion, die viele wohl zuerst mit der El-Primero-Reihe in Verbindung bringen würden. Das Automatikwerk 4054 mit 5 Hz ist ein robustes Stück, das darauf ausgelegt ist, mit den Widrigkeiten des Alltags zurechtzukommen, ohne dabei auf Eleganz zu verzichten. Der Jahreskalender dieser Uhr besteht aus drei über das Zifferblatt verteilten Fenstern. Wochentag und Monat befinden sich auf 3 Uhr, während das Datum selbst auf 6 Uhr angezeigt wird.  Ein andere Uhr mit ähnlicher Aufteilung ist die IWC Portugieser Jahreskalender die ebenfalls über mehrere Fenster die Kalenderfunktion darstellt.

Eine Komplikation, viele Gesichter

IWC Schaffhausen Portugieser Jahreskalender
IWC Schaffhausen Portugieser Jahreskalender, Bild: © Bert Buijsrogge

Eine weitere Möglichkeit, den Kalender auf simple Weise zu integrieren, zeigt die interessante neue Globemaster Annual Calendar von Omega. Die bei der diesjährigen Baselworld vorgestellte neue Uhr zeigt alle wichtigen Informationen auf ganz einfache Art an. Aus ästhetischer Sicht hat Omega das „Pie-Pan“-Zifferblatt lediglich um einen weiteren Zeiger und eine elegante Beschriftung ergänzt. Der jeweilige Monat wird von dem mittig angebrachten Zusatzzeiger markiert. Das neue Co-Axial Master Chronometer-Kaliber 8892 mit METAS-Zertifizierung ist ein wahres Wunderwerk und ich bin mir sicher, dass es noch lange genutzt werden wird.

Der Jahreskalender ist seit seiner Erfindung in vielerlei Gestalt dahergekommen, bei der Patek 5035 etwa via Hilfszifferblätter. Eine von vielen Uhrenfans besonders heiß ersehnte Ausführung war jedoch die Sky-Dweller von Rolex. Manche sind der Meinung, Rolex hätte das Design markanter gestalten können, aber die von 14 neuen Patenten geschützte Uhr ist technisch außerordentlich beeindruckend.

Das System ist simpel und zeigt den aktuellen Monat am Innenrand der Lünette an. Durch Drehen der Lünette lässt sich die Monatsanzeige, die sich ganz dezent in kleinen Fenstern neben den Ziffern am Rand des Zifferblatts befindet, einstellen. Der innere Ring um die mittigen Zeiger herum dient, da die Uhr auf zwei Zeitzonen eingestellt werden kann, als Stundenanzeige der Referenzzeit. Somit bietet dieses Modell einen Jahreskalender und eine zusätzliche Zeitzonenanzeige in einer besonderen Uhr.

Rolex Sky-Dweller
Rolex Sky-Dweller, Bild: © Bert Buijsrogge

Damit hätten wir ein paar herausragende Beispiele dieser Komplikation vorgestellt. Der Jahreskalender ist komplexer als ein einfacher Datumsmechanismus und dabei erschwinglicher und simpler als ein ewiger Kalender. Das nennt man dann wohl die goldene Mitte, oder?


Über den Autor

Jovan Krstevski

Jovan entdeckte seine Leidenschaft für Uhren in seinen frühen Teenager-Jahren. Heute ist er Uhrensammler, Gründer des Online-Magazins „WristReview“ und schreibt …

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