11/04/2021
 6 Minuten

5 bessere und günstigere Alternativen zur Audemars Piguet Royal Oak

Von Sebastian Swart
Audemars-Piguet-Royal-Oak-Magazin-2-1

Es lässt sich nicht bestreiten: Die Audemars Piguet Royal Oak umgibt eine einmalige Aura, die gepaart ist mit einer besonderen Geschichte. Nicht zuletzt deswegen ist sie eine der gefragtesten Luxusuhren der Welt. Die 1972 mitten in der Quarzkrise vorgestellte Sportuhr aus Edelstahl war zur damaligen Zeit ein Novum, verband man damals doch wahren Luxus mit Edelmetallen – bevorzugt Gold.

Doch nicht nur der „minderwertige“ Stahl sorgte für Furore, es war auch das Design, welches die Gemüter in der Mode- und Uhrenszene erhitzte. Armbanduhren waren bis dahin meist rund oder eckig, doch der Auftritt der Royal Oak gestaltete sich völlig anders. Eine achteckige Lünette, die mit acht Zierschrauben versehen war, sowie ein integriertes Gliederarmband aus Stahl hatte man bei einer Luxusuhr bis dato noch nicht gesehen. Schnell sprach man vom sogenannten Bullaugen-Look, der für die gesamte Kollektion Royal Oak bis heute charakteristisch ist. Verantwortlich für diesen außergewöhnlichen wie selbstbewussten Auftritt zeigte sich der Star-Designer Gérald Genta, der zu Lebzeiten angab, das Design der Royal Oak in nur wenigen Minuten entworfen zu haben.

Knappe und begehrte Güter jeglicher Art sind bekanntlich teuer. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den letzten Sack Reis, den fast vergriffenen Fernseher im Elektromarkt oder eben um Luxusuhren handelt. Das Ausmaß des weltweiten Rat Race auf begehrte Modelle von Rolex oder Patek Philippe wird den meisten von Ihnen sicher bekannt sein. Besonders nachgefragte Modelle der Royal Oak bilden da leider keine Ausnahmen. Eine Royal Oak Jumbo Extraflach mit zwei Zeigern (Ref. 15202ST.OO.1240ST.01) ist beim Konzessionär kaum verfügbar und kostet auf dem Sekundärmarkt im ungetragenen Zustand etwa 97.000 EUR. Das entspricht fast einer Vervierfachung des Preises gegenüber 2018. Für rund 57.000 EUR können Sie die Drei-Zeiger-Alternative mit der Ref. 15500ST.OO.1220ST.01 kaufen – Stand Anfang Oktober 2021.

Einer der Gründe für diese Preisentwicklung: In Zeiten von Niedrigzinspolitik und mangelnder Geldanlage-Alternativen, stürzen sich Anleger bereits seit einiger Zeit vermehrt auf besonders nachgefragte Luxusuhren und treiben somit die Preise in schwindelerregende und rational nicht mehr erklärbare Dimensionen. Das kann gut gehen, muss es aber nicht. In den vergangenen Jahren haben wir schon einige Blasen platzen sehen. Wenn Ihnen also das Design der Royal Oak gefällt, Sie aber nicht bereit sind, wie ein Esel der Möhre hinterher zu laufen, dann bieten sich einige teils weitaus günstigere Alternativen an, die qualitativ hochwertig sind und am Arm einiges hermachen. Hier sind fünf hochwertige wie ansehnliche Beispiele, die meist nur einen Bruchteil des Preises einer Royal Oak kosten.

Maurice Lacroix Aikon – attraktiv und robuster als die Royal Oak

Ein strahlend blaues Zifferblatt mit dem Royal Oak typischen Waffelmuster-Dekor, markante Lünettenreiter und ein integriertes fünfgliedriges Armband aus Edelstahl: Optisch bietet die Maurice Lacroix Aikon mit der Referenznummer AI6008-SS002-430-2 im Grunde alles, was Fans des Genta-Designs lieben. Mit ihrem Durchmesser von 42 mm ist Sie genau 1 mm größer als die Royal Oak 15500ST.OO.1220ST.01. Sofern Ihnen das zu groß erscheint, ist die 39-mm-Version der Uhr vielleicht eine Alternative. Im Gegensatz zur Royal Oak können Sie mit der Aikon sogar abtauchen, denn die Uhr bietet eine Wasserdichtigkeit von 200 m (20 bar), wohingegen die rund 40-mal teurere Konkurrenz mit nur 50 m (5 bar) auskommen muss.

Im Innern der Aikon tickt das automatische Kaliber ML115, das auf dem Uhrwerk SW200-1 des Schweizer Rohwerkeherstellers Sellita basiert. Man muss schon erwähnen, dass dieses leicht modifizierte Standarduhrwerk dem Manufakturkaliber 4302 MT von Audemars Piguet technisch wie optisch klar unterlegen ist. Die Gangreserve von nur 38 Stunden liegt ebenfalls deutlich unter der 70-stündigen Gangautonomie der Royal Oak. Dennoch handelt es sich um ein Schweizer Qualitätswerk, das bei guter Regulierung und Pflege über Jahrzehnte zuverlässig arbeiten kann und wird.

Der attraktive Preis der Aikon lässt einen über solche Kleinigkeiten jedoch locker hinwegsehen, denn der liegt bei ca. 1.450 EUR. Da bleiben also über 53.000 EUR übrig, genug für einen Neuwagen der oberen Mittelklasse.

Hochwertiger Royal-Oak-Killer für einen Bruchteil des Preises: Maurice Lacroix Aikon Ref. AI6008-SS002-430-2

Tissot PRX – Genta-Design für fast jeden Geldbeutel

Die Schweizer Traditionsmarke Tissot stellte ihre brandneue Kollektion PRX erst im Frühjahr 2021 vor. Die Reihe ist eine Hommage an ein Tissot-Modell, das der Hersteller im Jahr 1978 erstmals präsentierte. Die PRX Powermatic 80 mit der Referenznummer T137.407.11.041.00 ist eine schöne Reminiszenz an das Genta-Design der frühen 1970er-Jahre. Auch die PRX bietet das gefragte blaue Zifferblatt mit Waffelmuster, ein eckiges Gehäuse und ein integriertes Edelstahlarmband, das hier dreireihig ausfällt. Die Lünette besitzt jedoch weder Ecken noch Kanten oder Zierschrauben, sie ist kreisrund. Die Gehäusegröße von 40 mm ist noch moderat und macht die Uhr auch für schmalere Handgelenke gut tragbar. Die Tissot PRX ist bis 100 m (10 bar) wasserdicht und toppt damit die Royal Oak um immerhin 50 m (5 bar).

Tissot stattet die PRX mit dem ETA-Kaliber Powermatic aus, das neben einer antimagnetischen Nivachron-Spirale über eine Gangreserve von 80 Stunden verfügt. Damit übertrifft das Uhrwerk die Gangautonomie der Royal Oak um glatte 10 Stunden. Wie Tissot selbst gehört auch der Schweizer Rohwerkehersteller ETA zur Swatch Group, wodurch Tissot unkompliziert und günstig mit den entsprechenden Uhrwerken versorgt wird. Unkompliziert und fast für jedes Budget geeignet ist auch der Preis der Tissot PRX. Dieser liegt auf Chrono24 bei rund 650 EUR.

Die Alternative: Tissot PRX Powermatic 80 mit blauem Zifferblatt

Michel Herbelin Cap Camarat – Royal Oak auf Französisch

Der französische Luxusuhrenhersteller Michel Herbelin ist bereits seit über 70 Jahren erfolgreich am Markt. Mit der Kollektion Cap Camarat würdigt das Unternehmen den Royal Oak typischen Stil und nähert sich diesem sehr nah an. Die Referenznummer 1645/B15 mit blauem Zifferblatt ist hier besonders hervorzuheben, denn Sie ist eine gute und preiswerte Alternative zu Royal Oak Ref. 15500ST.OO.1220ST.01. Die Uhr besitzt einen Durchmesser von 40,5 mm, ist mit einem dreireihigen integrierten Armband ausgestattet und verfügt über 6 Zierschrauben auf der runden Lünette. Das dunkelblaue Sonnenschliff-Zifferblatt ist ein echter Eyecatcher, Michel Herbelin verzichtet jedoch auf das fast schon obligatorische Waffelmuster. Stattdessen setzt der Hersteller auf horizontale, in das Zifferblatt eingelassene Streifen.

Wie bei der Maurice Lacroix Aikon gibt auch bei der Cap Camarat ein Sellita SW200-1 den Takt vor. Auf eine eigene Kaliberbezeichnung verzichtet Michel Herbelin jedoch, was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass bis auf den Markenschriftzug auf dem Rotor keine weitere Finissierung des Rohwerks erfolgt. Auf einen Gehäuseboden aus Saphirglas müssen Sie dennoch nicht verzichten. Die Michel Herbelin Cap Camarat können Sie für rund 790 EUR kaufen.

Genta-Design französisch interpretiert: Michel Herbelin Cap Camarat

Girard-Perregaux Laureato – hohe Exklusivität zum fairen Preis

Die Girard-Perregaux Laureato ist die mit Abstand teuerste Uhr in meiner Liste attraktiver Alternativen zur Audemars Piguet Royal Oak. Die Schweizer Uhrenmanufaktur präsentierte die erste Modellgeneration bereits im Jahr 1975. Was Verarbeitungsqualität, Kaliber und Exklusivität betrifft, ist die Laureato der Royal Oak mindestens ebenbürtig. Vorteil: Der Preis von etwa 10.000 EUR für die Referenz 81010-11-431-11A ist weder aufgeblasen noch spekulativ – eine Uhr, die buchstäblich ihren Preis wert ist.

Für diesen Betrag bietet Ihnen Girard-Perregaux eine 42 mm große Edelstahluhr, die – wie alle Beispiele in diesem Text – über ein blaues Zifferblatt verfügt. Das Zifferblatt selbst besitzt das sogenannte Clous de Paris-Dekor, das dem Waffelmuster recht nahekommt. Auffällig ist die oktogonale Lünette und obligatorisch: das integrierte Edelstahlarmband, das Girard-Perregaux zweigliedrig fertigt.

Hinter dem Saphirglasboden sehen Sie das aus 191 Einzelteilen bestehende Manufakturkaliber GP01800-0008. Es verfügt über einen kugelgelagerten Rotor, der das Uhrwerk einseitig aufzieht. Mit einer Gangreserve von 54 Stunden befindet sich das Kaliber in dieser Disziplin zwar nur im Mittelfeld, wartet dafür aber mit einer feinen Finissierung und hoher Exklusivität auf.

Girard-Perregaux Laureato: schnörkelloses Design und hohe Exklusivität zu einem fairen Preis

Chopard Alpine Eagle – Neuauflage der Chopard St. Moritz

Die Schweizer Luxusuhrenmanufaktur Chopard stellte mit der Alpine Eagle im Jahr 2019 eine elegante Alternative zur Royal Oak vor. Das Design der Uhr geht zurück auf die Chopard St. Moritz, welche die Manufaktur bereits 1980 präsentierte. Für das Grundkonzept zeigt sich Karl-Friedrich Scheufele verantwortlich, der heute Co-Präsident von Chopard ist. Eine interessante Variante ist die Referenznummer 298600-3001 mit einem Durchmesser von 41 mm. Das Gehäuse- und Armbanddesign sind natürlich auch bei dieser Uhr von Gérald Gentas Entwürfen inspiriert. Die Uhr besteht aus einer neuartigen und selbstentwickelten Edelstahllegierung, die Chopard Lucent Stahl A223 nennt. Das blaue Zifferblatt dieser Alpine Eagle unterscheidet sich von den Zifferblättern der anderen Alternativen jedoch, da es galvanisiert ist und damit ein unvergleichliches reliefartiges Finish erhält. Als einziger Hersteller in dieser Runde verwendet Chopard auch römische Ziffern, die Sie bei 3, 6, 9 und 12 Uhr finden.

Bei Chopard kommen Sie in den Genuss eines Manufakturwerks, hier dem Kaliber 01.01-C. Das Chronometer-zertifizierte Uhrwerk bietet eine Gangreserve von rund 60 Stunden. Für etwa 10.000 EUR erhalten Sie eine exklusive Alternative zur Royal Oak mit einer Wasserdichtheit von immerhin 100 m (10 bar).

Das Zifferblatt der Chopard Alpine Eagle besitzt ein einzigartiges Reliefmuster

Fazit

Um in den Genuss des begehrten „Oak-Designs“ zu kommen, müssen Sie weder sehr wohlhabend sein noch Haus und Hof verkaufen. Zugegeben: Die Exklusivität der Royal Oak ist enorm und manch einer wird Ihnen den viel zu hoch bezahlten Zeitmesser sicher neiden, doch ist ein Einstieg in den aktuellen Preisdimensionen überhaupt sinnvoll? Das weiß bekanntlich nur die Kristallkugel. Fakt ist, dass Sie für Oak-Preise bereits hochkomplizierte Luxusuhren renommierter Schweizer Manufakturen wie Jaeger-LeCoultre, Blancpain oder Ulysse Nardin kaufen können, die sofort verfügbar sind.

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Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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