09/12/2022
 7 Minuten

Chrono24 Buyer’s Guide für die Rolex Explorer II

Von Sebastian Swart
OFP-165-Buyers-Guide-Rolex-Explorer_II_2-1_EN

Die Rolex Explorer II galt lange Zeit als GMT-Master zweiter Wahl. Während die GMT-Master das kosmopolitische Flair der Weltenbummler und Geschäftsreisenden atmet, ist das Image der Explorer II weitaus weniger glamourös. Als Toolwatch für Höhlenforscher konnten sich zunächst nur wenige Kunden mit dem Ursprungsmodell identifizieren. Für Sparfüchse war und ist die Explorer II allerdings interessant, da die Preise (noch) deutlich hinter denen der GMT-Master rangieren. Seit einiger Zeit befinden sich die Preise für Explorer II – analog zu den meisten Rolex-Uhren – allerdings im Höhenflug. Von einem leichten Preisabfall in den letzten Monaten abgesehen, konnten die Uhren in den vergangenen zwei Jahren teils kräftig im Wert zulegen. 

Die Rolex Explorer II (Ref. 226570) im Überblick
Die Rolex Explorer II (Ref. 226570) im Überblick

Haben wir Sie neugierig gemacht? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte zu den einzelnen Modellen und Referenzen. 

Rolex Explorer II Referenz 1655 – Orange Hand  

Eine fixierte GMT-Lünette, ein Datum und ein prägnanter oranger zweiter Stundenzeiger, der auch als „Orange Hand“ bekannt ist: Als Rolex die Explorer II 1655 im Jahr 1971 vorstellte, sorgte die Genfer Manufaktur zunächst einmal für verdutztes Achselzucken bei Publikum und Fachwelt. Während die Explorer I noch eine einfache „Time Only“-Uhr war, wartete die Nachfolgerin mit funktionalen wie optischen Updates auf, die Erklärungsbedarf weckten. Hierzu gehörten auch die Minutenmarkierungen, die – nicht wie gewohnt – in Fünf-Minuten-Schritte unterteilt waren, sondern zusätzlich eine 2,5-Minuten-Indexierung aufwiesen. Für eine Rolex Explorer untypisch war zudem der Zeigersatz. So mussten die charakteristischen Mercedes-Zeiger Stabzeigern weichen. Alles in allem erschien vielen die Uhr zu unübersichtlich und damit schwer ablesbar. Man mag es heute kaum glauben, aber die 1655 ereilte in der Anfangszeit das gleiche Schicksal wie die Rolex Daytona etwa ein Jahrzehnt zuvor: Sie war ein ungeliebter Ladenhüter. 

Rolex Explorer II Ref. 1655 „Orange Hand“ – die erste Uhr für Höhlenforscher
Rolex Explorer II Ref. 1655 „Orange Hand“ – die erste Uhr für Höhlenforscher

Hierzu mag auch der eigenwillige Einsatzzweck beigetragen haben, für den Rolex die Explorer II konzipierte, nämlich die Höhlenforschung. Im Gegensatz zur GMT-Master stellte die Explorer II keine zweite Zeitzone dar. Mit der feststehenden 24-Stunden-Lünette und dem parallel mitlaufenden orangen Zeiger unterschied die Uhr ausschließlich zwischen Tages- und Nachtzeit. Ideal also für Leute, die sich in Gefilden wie Höhlen aufhalten. Anfang der 1970er gab es offensichtlich keine ausreichende Anzahl solcher Forscher, um die Uhr ausschließlich ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Wirklich beliebt wurde die Explorer II 1655 beim breiten Publikum erst nach ihrem Produktionsstopp zwischen 1984 und 1985. 

Rolex fertigte in dem relativ langen Produktionszeitraum von rund 14 Jahren verschiedene Zifferblatt- und Lünettenvarianten an, die sich in einigen Details unterscheiden, die oftmals nur bei genauem Hinsehen zu erkennen sind. Insgesamt gab es fünf Serienzifferblätter, die unter den Bezeichnungen MK I bis MK V bekannt sind. Naturgemäß handelt es sich bei dem MK-I-Blatt um das erste Zifferblatt (1971 bis ca. 1973), während das MK-V-Zifferblatt für die letzte Produktionsreihe zwischen 1979 und 1984 Verwendung fand. Da eine genaue Unterschiedsanalyse der Zifferblätter und Lünetten den Rahmen dieses Artikels bei Weitem sprengen würde, konzentrieren wir uns auf die Explorer II 1655 im Allgemeinen. 

Rolex Explorer II Ref. 1655 „Orange Hand“
Rolex Explorer II Ref. 1655 „Orange Hand“

Die Explorer 1655 besitzt ein 39 mm großes Oyster-Gehäuse, das mit der bereits erwähnten fixierten 24-Stunden-Lünette ausgestattet ist. Im Gegensatz zur Rolex GMT-Master, die eine GMT-Skala mit arabischen Zahlen für die geraden Stunden und Punktindizes für die ungeraden Stunden besitzt, wechseln sich auf der Lünette der 1655 arabische Zahlen für die geraden Stunden mit Strichen für die ungeraden Stunden ab. Die Stundenmarkierungen sind in die Lünette eingraviert und schwarz beschichtet. Rolex stattete die 1655 serienmäßig mit dem typischen dreireihigen Oyster-Band aus Edelstahl aus. 

Wie die damalige GMT-Master, ist auch die Explorer II mit dem Rolex-Manufakturkaliber 1575 ausgestattet, das auf dem Kaliber 1570 basiert und mit einem zusätzlichen Stundenzeiger aufwartet. Das Uhrwerk ist mit 26 Steinen gelagert und besitzt bereits einen Sekundenstopp. Die Unruh des 1575 schwingt mit gemächlichen 19.800 Halbschwingungen pro Stunde (A/h). Wie alle Rolex-Uhrwerke ist auch dieses Kaliber Chronometer-zertifiziert, die Gangreserve beträgt rund 48 Stunden nach Volllaufzug. 

Wenn Sie sich für eine Rolex Explorer II, Ref. 1655 interessieren, sollten Sie bei der Suche sehr sorgfältig vorgehen und im Zweifelsfall einen Experten zurate ziehen. Eine erste Hilfe kann zum Beispiel die persönliche Uhrenberatung von Chrono24 sein, die Sie per E-Mail oder Telefon in Anspruch nehmen können. Unabhängig von Baujahr und Zifferblattvariante gehen vor allem der Zustand, die Authentizität der Uhr und das verfügbare Original-Zubehör in die Preisbestimmung ein. Viele Exemplare sind im Laufe der Jahrzehnte durch etliche Besitzer- und Uhrmacherhände gegangen. Daher gilt es, die Historie des fraglichen Exemplars nachzuvollziehen.  

Rechnen Sie mit einem mittleren Kaufpreis von etwa 35.000 EUR für ein gut erhaltenes Exemplar am originalen Oyster-Band. Damit legte die 1655 zwischen August 2020 und August 2022 um 12.000 EUR im Wert zu. Die Tendenz ist (noch) steigend. 

Rolex Explorer II 16550 

Für die Explorer II brachte das Jahr 1985 zahlreiche Änderungen mit sich. Rolex stellte unter der Referenznummer 16550 ein völlig überarbeitetes Modell vor, das auch mit einem weißen Zifferblatt erhältlich war bzw. ist. Zifferblatt- und Lünettendesign orientieren sich seither eng an dem der GMT-Master. So erhielt die Explorer II erstmals applizierte Punktindizes mit Weißgoldfassung. Weitere signifikante Änderungen finden Sie auf der Lünette, die jetzt nicht mehr über Striche für die ungeraden Stunden verfügt, sondern über Dreiecke. Ferner erhielt die Uhr die schmerzlich vermissten Mercedes-Zeiger und die große Orange Hand musste einem deutlich verkleinerten roten 24-Stunden-Zeiger weichen. Im Grunde handelt es sich also um eine komplett andere Uhr, die lediglich den Namen der Vorgängerin behielt. Das macht sich auch beim um 1 mm vergrößerten Gehäuse und dem Saphirglas bemerkbar, welches das zuvor verwendete Plexiglas ersetzte. Was blieb, sind die durchbohrten Hörner, die bereits die Referenz 1655 besaß. Das Rolex-Manufakturkaliber 3085, das gleichfalls in der damaligen GMT-Master verwendet wurde, gibt in den Uhren den Takt vor. Die Unruh schwingt jetzt mit den bis heute üblichen 28.800 Halbschwingungen (A/h). 

Explorer II Ref. 16550: aufgrund der kurzen Produktionszeit rar und gefragt

Die Bauzeit der 16550 war recht kurz und dauerte nur bis 1989. Entsprechend selten sind gut erhaltene Exemplare heute, was sich auch im Preis bemerkbar macht. Wie bei allen älteren Uhren gilt auch hier: Augen auf und Vorsicht bei allzu günstigen Angeboten. Erscheint Ihnen eine Offerte deutlich überteuert, ist ebenfalls Obacht geboten. Sind Sie unsicher, fragen Sie am besten einen Experten. 

Rechnen Sie für ein gut erhaltenes Exemplar mit weißem Zifferblatt mit einem Preis von ca. 18.000 EUR, während die Uhr mit schwarzem Blatt bereits für rund 12.500 EUR zu haben ist. Die Preisentwicklung für beide Varianten war in den vergangenen zwei Jahren sehr gut. So konnte die weiße Explorer II um ca. 40 % zulegen, während der Preis für das Modell mit schwarzem Blatt um etwa 60 % stieg.  

Rolex Explorer II 16570  

Die Explorer Ref. 16570 löste die 16550 im Jahr 1989 ab. Große optische Änderungen führte Rolex an dieser Referenz nicht durch. Die erwähnenswertesten für das weiße Modell sind schwarz eingefasste Stundenmarkierungen. Der Zeigersatz ist jetzt ebenfalls schwarz gestaltet. Beide Änderungen dienten einem besseren Kontrast und sorgen bis heute für eine bessere Ablesbarkeit. Im Innern tickt das Kaliber 3185, bei dem der GMT-Zeiger erstmals unabhängig eingestellt werden kann. Das Werk wurde um 2006 durch das 3186 abgelöst. Wichtigste Updates waren eine Parachrom-Spiralfeder und eine Paraflex-Stoßsicherung. Die Gangreserve wurde zudem auf 50 Stunden erhöht.  

Rolex spendierte der 16570 zwischen 1999 ca. 2006 eine Reihe weiterer Updates, die nicht ohne Weiteres einem exakten Jahr zuzuordnen sind. So ersetzte die Manufaktur in diesem Zeitraum die bisher verwendete Leuchtmasse Tritium durch Superluminova. Die durchbohrten Hörner verschwanden Anfang der 2000er-Jahre. Außerdem erhielt die Explorer II Solid End Links, also Bandanstöße aus Stahl. Zuvor waren die Bandanstöße noch aus gebogenem Blech gefertigt. Die Rolex-Gravur auf dem Rehaut hielt in diesem Zeitraum ebenfalls Einzug in das Modell. 2011 stellte Rolex die Produktion der 16570 schließlich ein. 

Die Rolex Explorer II 16570 wurde zwischen 1989 und 2011 in großer Stückzahl hergestellt.
Die Rolex Explorer II 16570 wurde zwischen 1989 und 2011 in großer Stückzahl hergestellt.

Explorer-Modelle dieser Referenz finden Sie vor allem im gebrauchten oder aufgearbeiteten Zustand. Wie immer gilt es, sich die Qualität der Revision genauer anzusehen und möglichst ein Exemplar mit entsprechendem Zubehör zu kaufen. Sogenannte Full Sets gibt es noch ausreichend. Sofern Sie eine 16570 ohne Zubehör kaufen möchten, achten Sie auf entsprechende Preisabschläge. Im August 2022 kostet ein gebrauchtes Exemplar mit schwarzem Zifferblatt auf Chrono24 durchschnittlich 8.500 EUR. Zustand und Zubehör sind stark vom jeweiligen Angebot abhängig. Exemplare in „New Old Stock“-Qualität und im Full Set können mitunter auch das Doppelte kosten. Das Angebot für die Referenz 16570 mit weißem Zifferblatt ist deutlich geringer. Daher liegt der mittlere Preis dafür bei rund 9.200 EUR. Neuwertige Full Sets kratzen an der 20.000-EUR-Marke. Wie auch die anderen Referenzen der Explorer, ist die Wertentwicklung in den vergangenen zwei Jahren und trotz einer leichten Korrektur nach unten hervorragend.  

Ref. 216570 & 226570 – Explorer II mit 42 mm Durchmesser 

Das Jahr 2011 brachte wieder signifikante Änderungen für die Explorer II. Rolex präsentierte unter der Referenznummer 216570 erstmals eine Explorer mit einem Gehäusedurchmesser von 42 mm. Analog zum größeren Maxi Case spendierten die Rolex-Designer der Uhr ein sogenanntes Maxi Dial, das sich durch große Indizes auszeichnet. Diese sind mit der Leuchtmasse Chromalight gefüllt, die im Dunkeln bläulich nachleuchtet. Natürlich wurde auch die Größe der Zeiger den übrigen Veränderungen entsprechend angepasst. Als Hommage an die Explorer II 1655, erhielt das neue Modell außerdem wieder die prägnante Orange Hand als zweiten Stundenzeiger. 

In der 216570 tickt das Rolex-Kaliber 3187 mit Parachrom-Spirale und Paraflex-Stoßsicherung. Die Gangreserve beträgt 50 Stunden. Obligatorisch ist das Oyster-Band, das über das von Rolex patentierte Easy Link-System verfügt. Das System erlaubt Ihnen, das Armband unkompliziert um bis zu 5 mm in der Länge zu verstellen. 

Die Explorer II 216570 war wohl die erste Explorer, bei der die Nachfrage größer war als das Angebot und bei der sich potenzielle Käufer mit langen Wartelisten herumschlagen mussten. Da diese Uhren noch recht jung sind, gibt es zahlreiche Exemplare auf dem Markt, die im neuwertigen Zustand oder ungetragen sind. Rechnen Sie für ein Modell mit schwarzem Zifferblatt in einem solchen Zustand mit einem Preis von rund 13.000 EUR. Die Variante mit weißem Blatt liegt ein paar Hundert Euro darüber. 

Rolex Explorer II ref. 216570
Rolex Explorer II Ref. 216570

Die 2021 vorgestellte und aktuelle Explorer II 226570 ist optisch praktisch identisch mit ihrer Vorgängerin. Die Änderungen liegen einmal mehr im Detail. Das Zifferblatt besteht nun aus Email, dem nachgesagt wird, dass es bei der weißen Variante heller ausfällt, während es dem schwarzen Blatt eine größere Tiefe verleiht. Ein bedeutendes Update fand im Innern der Uhr statt. So tickt in der 226570 nun das Rolex-Kaliber 3285. Das Uhrwerk basiert auf dem vorangegangenen Kaliber, bietet jedoch eine Gangautonomie von 70 Stunden. 

Sie erraten es: Wenn Sie heute zum Rolex-Konzessionär gehen und freundlich nach einer 226570 fragen, erhalten Sie ein mildes Lächeln. Wenn Sie Ihren Stammhändler gut kennen, setzt er Sie vielleicht auf die Warteliste, die so lang ist, dass es zum Renteneintritt was werden könnte mit Ihnen und der Explorer II. Was bleibt, ist ein Blick auf die Sekundärmarktplätze. Hier sollten Sie mit saftigen Aufschlägen auf den Listenpreis rechnen, der im August 2022 bei 8.800 EUR liegt. Für ein ungetragenes Exemplar mit schwarzem Zifferblatt sind ca. 13.000 EUR fällig, während die weiße Version gemittelt 13.500 EUR kostet. 

The current Explorer II 226570: high price premiums due to limited availability
Die aktuelle Explorer II 226570: kräftige Preisaufschläge wegen geringer Verfügbarkeit

Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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