04/20/2022
 7 Minuten

Chrono24 Datencheck: Vier Generationen und ihre Lieblingsuhren

Von Sebastian Swart
Rolex-Submariner-Header-2-1

Hätten Sie es gewusst? Ob Generation Babyboomer, X, Y oder Z: Jede Altersgruppe hat ihre eigene, repräsentative Lieblings-Luxusuhr. Das hat eine umfangreiche Datenanalyse ergeben, die Chrono24 Anfang des Jahres und rückwirkend bis 2018 erhoben hat. Spoiler-Alarm, eine besondere Uhr konnte alle Generationen gleichermaßen überzeugen. Marken-technisch weichen die Altersgruppen allerdings voneinander ab, die einen sind eher Team-Rolex, die anderen greifen dagegen zur Omega.  

Am Rande dieser eher unüblichen Betrachtung ergaben sich eine Reihe weiterer interessanter Erkenntnisse zu Wertvorstellungen, Persönlichkeitsstrukturen und Konsumverhalten der betreffenden Generationen. Und weil jede Generation gleich eine ganze Reihe unterschiedlicher Klischees erfüllt, stelle ich Ihnen diese in diesem Text auf ironische Weise und mit einem Augenzwinkern näher vor.  

Achtung: Dieser Text kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten. 

Baby Boomer – leben, um zu arbeiten, sparen und vererben

Sie bevölkern die Erde seit Ende des Zweiten Weltkriegs und kamen bis in die Mitte der 1960er-Jahre zur Welt: die Babyboomer. Wenn Sie zur Boomer-Generation gehören, dann müssen Sie heute zwischen Ende 50 und Mitte 70 sein. Kindheit und Jugend haben Sie entweder unter Konrad Adenauer, Ludwig Erhard oder Kurt Georg Kiesinger verbracht. Verdammt lang her! Sie sind ein Kind des deutschen Wirtschaftswunders und in ordentlichen, halbwegs stabilen Verhältnissen aufgewachsen. Ihr Vater war vielleicht im Krieg und musste hart arbeiten, während Ihre Mutter in erster Linie für Ihre Erziehung und den Haushalt verantwortlich war. Beide waren Teil des wirtschaftlichen Wachstums, von dem Sie damals profitierten und es bis heute tun. Ihr Lebensmotto lautet: Leben, um zu arbeiten und den Wohlstand sichern. Schlagersänger Ralf Bendix persiflierte diese spießigen Werte bereits im Jahr 1964 mit seinem Song „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ sehr treffend. 

Entsprechend haben Sie Ihr eigenes Arbeitsleben ganz in die Hände Ihres Arbeitgebers gelegt, denn dieser konnte Ihnen Struktur bieten und eine klare Rolle im Unternehmen zuweisen. Was der Chef sagt, war bzw. ist Gesetz. Ihre Rolle haben Sie stets loyal erfüllt, als ruheloser Workaholic sind Sie die Karriereleiter ein gutes Stück hinaufgeklettert. 

Gemäß der von Chrono24 erhobenen Datenanalyse müssen Sie im Besitz einer Rolex GMT-Master II (Ref. 16710) oder Submariner Date (Ref. 16610) sein. Natürlich ist auch beides möglich. Sofern Sie zur Generation Babyboomer gehören und keines dieser Rolex-Modelle besitzen, fallen Sie kläglich aus der Statistik oder sollten noch einmal genauer in Ihrer Uhrenbox nachsehen. Falls Sie es nicht wussten oder an sich selbst bemerkt haben: Ihr Konsumverhalten ist geprägt vom Streben nach Qualität, Luxus und Status. Das macht Sie für die teils perfiden Marketingstrategien großer Luxusgüterkonzerne empfänglich. 

Jetzt wissen Sie, warum Sie ein Auto der Oberklasse fahren und mindestens eine der oben genannten Rolex-Uhren besitzen oder sich nach dem Lesen dieses Absatzes auf die Suche danach begeben werden. Investieren Sie also mit gutem Gewissen rund 13.000 EUR in eine gebrauchte GMT-Master II oder 16.000 EUR in die Submariner Date, Ihre Erben werden es Ihnen bald danken. 

Der Liebling der Babyboomer: die Rolex GMT-Master II Ref. 16710
Der Liebling der Babyboomer: die Rolex GMT-Master II Ref. 16710

Generation X: zynische Nihilisten

Sie sind zynisch, sarkastisch und zwischen 1965 und 1980 geboren? Dann sind Sie wie ich ein Kind der Generation X. Der Begriff existiert zwar bereits seit Anfang der 1950er-Jahre. In Bezug auf die Charaktereigenschaften der betreffenden Geburtenjahrgänge wurde er jedoch erst Anfang der 1990er durch den gleichnamigen Roman von Douglas Coupland populär. 

Während bei den Babyboomern noch Werte wie Idealismus und Wohlstand im Mittelpunkt stehen, ist unser Wertesystem primär durch Individualismus bis hin zum Hedonismus und Nihilismus geprägt. Anstelle von harter Arbeit und einer steilen Karriere treten Pragmatismus und das Streben nach hoher Lebensqualität in den Vordergrund. Das neue Lebensmotto lautet: „arbeiten, um zu leben“. Diese Haltung prägte den Begriff „Work-Life-Balance“, der unter anderem auf weitreichende Freiheiten in der Arbeits- und Zeiteinteilung abzielt. Manch ein Babyboomer hat unsere Generation schon als faul und unmotiviert beschimpft. Was sie dabei vergessen: Die Generation X ist bereits hoch technologisiert und muss im beruflichen Alltag vielfach nicht mehr im Rhythmus der Maschinen der ausgehenden Spätindustrialisierung arbeiten. 

Lieblingsuhr der hedonistischen Zyniker: die Rolex Explorer II (Ref. 16570). Während sich das Wertesystem, die Persönlichkeitsstruktur und der berufliche Alltag im Vergleich zu den Babyboomern stark gewandelt haben, hat sich das Kaufverhalten der Generation X im Vergleich zur Vorgängergeneration hingegen kaum verändert. 

Und es scheint zu stimmen, denn auch ich besaß diese Uhr vor einigen Jahren, bis mein Pragmatismus sich meldete und ich mich fragte, wieso eine derart simple Uhr mehrere Tausend Euro kosten sollte. Heute müssen Sie für eine gebrauchte Rolex Explorer II Ref. 16570 im Schnitt 9.000 EUR und damit das Doppelte wie noch vor fünf Jahren auf den Tisch legen. Die hohe Kaufkraft sowie ein ausgeprägtes Markenbewusstsein unserer Altersgruppe relativieren den hohen Preis allerdings. 

Die Generation X bevorzugt eine Rolex Explorer II Ref. 16570

Generation Y – planlose Ego-Taktiker

Wenn Sie zwischen 24 und 42 Jahren alt sind, dann sind Sie ein Millennial und gehören zur Generation Y. Die Sarkasten der Generation X bezeichnen Sie auch gerne als „Generation Why?“, weil Sie ständig auf der Suche nach der Sinnhaftigkeit ihres Handelns sind und alles hinterfragen müssen. Gleichzeitig verfügen Sie über ein ausgeprägtes Sicherheitsbegehren. Als gut gebildeter Vertreter dieser Generation haben Sie es mit größerer Leichtigkeit zum abgeschlossenen Hochschulstudium gebracht als Zugehörige der Vorgängergeneration. Ob es am allgemein gesunkenen Niveau des Lehrstoffs liegt, ist an dieser Stelle schwerlich festzustellen. Im Gegensatz zu den Vertretern der risikofreudigen Generation X ist Ihre Altersgruppe wie schon die Babyboomer durch Risikovermeidung, Spießigkeit, Perfektionismus und dem Streben nach festen Regeln geprägt. 

Da Sie im Leben nach Stabilität streben, ist Teamarbeit und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bezugsgruppe für Sie ein zentrales Thema. Das kann auch eine Erklärung dafür sein, dass Ihnen Vernetzung über allerlei Social-Media-Kanäle noch wichtiger ist als den Generationen zuvor. Sie sind immer online, daher beginnt Ihre Uhrensuche auch nicht vor den Schaufenstern der Konzessionäre, sondern bei Instagram oder anderen einschlägigen Online-Kanälen, denen Sie meist blind vertrauen. 

Ihr Lebensmotto: „Arbeit und Leben verbinden“. Während Sie dies versuchen, sind Ihnen Spaß, Flexibilität und flache Hierarchien besonders wichtig. Diese Lebenseinstellung fordert jedoch ein hohes Maß an Improvisation, was eine Geradlinigkeit in Ihrem Lebenslauf vermissen lässt. Das Streben nach großer Unabhängigkeit und Freiheit sowie der Weg in eine ungewisse Zukunft hat allerdings den geschmäcklerischen Nebeneffekt, dass sie als Ego-Taktiker bekannt sind. Wichtige Entscheidungen fällen Sie ausschließlich nach den Vor- und Nachteilen für sich selbst. 

Laut der Chrono24 Daten ist die Lieblingsuhr des notorischen Egoisten die Omega Speedmaster Professional Moonwatch mit der Referenznummer 311.30.42.01.005. Sofern Sie der Generation Y angehören und diese Uhr besitzen, erfüllen Sie also alle oben beschriebenen Klischees Ihrer Altersgruppe. Immerhin ist die Moonwatch eine der wenigen ikonischen Kultuhren, die rein technisch gesehen ihren Preis von etwa 4.500 EUR noch wert ist. 

Die “Generation Why?” liebt die Omega Speedmaster Professional Moonwatch Ref. 311.30.42.01.005
Die “Generation Why?” liebt die Omega Speedmaster Professional Moonwatch Ref. 311.30.42.01.005

Generation Z – mit der Luxusuhr die Welt verbessern

Die letzte Generation, um die es in diesem Text geht, ist die Generation Z. Als Zugehöriger dieser Gruppe bist du etwa zwischen 1997 und 2012 geboren. Somit absolvierst du vermutlich gerade deine Ausbildung zur Youtuber***in oder zur Influencer***in und fischst im Netz nach Likes. Vielleicht lernst du aber auch gerade erst richtig Lesen und Schreiben. Als Digital Native bist du mit dem Smartphone in der Hand auf die Welt gekommen und hast es seitdem auch nicht mehr aus der Hand gelegt. 

Die Welt verbesserst du vorzugsweise über WhatsApp-Gruppen und Hashtags. Funktioniert das einmal nicht, klebst du dich mit deinen Freunden und zum Ärger aller Vorgängergenerationen, die schon über einen Führerschein verfügen, auf Straßen und Autobahnen fest. Diese bösen Menschen stören deinen unermüdlichen Drang nach Gerechtigkeit, sind schon über 40 und meist alt, weiß und männlich. Als Anhänger***in der WOKE-Bewegung agierst du dogmatisch, politisch korrekt und bist weitgehend frei von Humor, vor allem dem ironischen Wesen der Generation X hast du den Kampf angesagt. 

Die von der Generation X geprägten Begriff der Work-Life-Balance und Homeoffice sind für dich gleichbedeutend mit Ausbeutung, denn als digitaler Nomade ist dein Arbeitsplatz dort, wo du gerade bist oder festklebst. Arbeitszeitregelung: ein Fremdwort. 

Wohlstand sowie der Besitz physischer Güter sind für dich unwichtig, da man es damit im Leben ohnehin nicht weit bringt. Das wiederum hast du von der Generation X und Y gelernt. Dass es eine Generation der Babyboomer überhaupt gibt, weißt du bestenfalls aus Erzählungen deiner Urgroßeltern oder aus einem gebundenen Stapel Papier, auch Buch genannt. 

Nachdem nun alle Klischees deiner Generation umfassend abgearbeitet sind, komme ich zur Lieblingsuhr der Generation Z. Die Chrono24 Daten besagen, dass du Freiheit und Gerechtigkeit am liebsten mit einer Speedmaster Reduced Ref. 3510.50.00 einforderst. 

Warum handelt es sich gerade um diese Uhr? Die Erklärung liegt vermutlich darin, dass dein Geschmack zwar vortrefflich ist, der Geldbeutel und das Handgelenk jedoch noch zu schmal sind. Mit einem Durchschnittspreis von rund 2.700 EUR liegt die Omega Speedmaster Reduced rund 2.000 EUR unter dem Preis der optisch ähnlichen Moonwatch, welche die Generation Y bevorzugt. Hier schließt sich dann auch der Kreis zur Generation der Babyboomer. „Schaffe, schaffe, Rolex kaufe“. 

Omega Speedmaster Reduced Ref. 3510.50.00 – die Luxusuhr der jungen Leute
Omega Speedmaster Reduced Ref. 3510.50.00 – die Luxusuhr der jungen Leute

Generationsübergreifend – die Konsensuhr für alle

Sie hat das Design der klassischen Taucheruhr geprägt wie keine andere: die Rolex Submariner. Seit Generationen ist sie DIE Wahl der Pizzabäcker und Unternehmensvorstände zugleich. Auch die vier hier genannten Generationen haben sich laut der Datenanalyse von Chrono 24 auf dieses Modell geeinigt, sie schlägt die Brücke zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Konkret handelt es sich um die Submariner Date Ref. 16610, die schon die Babyboomer so fasziniert. 

Mit einer Submariner Ref. 16610 kann man also nichts falsch machen. Man eckt nicht an, fällt nicht auf und beweist weder einen ausgeprägt guten noch schlechten Geschmack. Sie eignet sich außerdem zum Vererben von einer Generation zur Nächsten. Die Generation Alpha steht bereits in den Startlöchern und scharrt mit den Füßen. 

Eckt nicht an, fällt nicht auf – Rolex Submariner Date Ref. 16610, die Luxusuhr für jedermann
Eckt nicht an, fällt nicht auf – Rolex Submariner Date Ref. 16610, die Luxusuhr für jedermann

Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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