Die Schweiz gilt als Wiege der Uhrmacherei und Uhren aus der romantischen Alpenrepublik genießen seit Jahrhunderten einen hervorragenden Ruf. Wenn Uhrenliebhaber über Luxusuhren aus der Schweiz sprechen, geraten sie oft ins Schwärmen. Schweizer Uhren sind besonders präzise, bieten eine höchstmögliche Qualität und sind begehrte Statussymbole. Viele heute sehr bekannte Marken haben insbesondere seit den 1950er-Jahren durch technische Innovationen Maßstäbe gesetzt und Designs geschaffen, die bis heute zu den beliebtesten der Uhrenwelt gehören. So sind unter anderen Taucheruhren und Chronographen sehr begehrt, deren Wurzeln weit zurück in das 20. Jahrhundert hineinreichen. Beispielhaft seien hier nur die Rolex Submariner und die Omega Speedmaster genannt.
Es verwundert daher kaum, dass heute die Marken am begehrtesten sind, die unverwechselbare Uhren produzieren und diese mit deren einzigartiger Geschichte verbinden. Viele Namen der Top 10 der Schweizer Uhrenmarken sind somit auch einem breiten Publikum bekannt. An der Spitze der Liste befinden sich gar Hersteller, die auch absoluten Uhrenlaien ein Begriff sind.
In diesem Artikel schauen wir uns die 10 erfolgreichsten und vielleicht auch besten Marken einmal genauer an. Außerdem beantworten wir oft gestellte Fragen, etwa zur Preisgestaltung Schweizer Uhren, und stellen einige spannende Marktdaten dar.
Wie viele Uhrenmarken gibt es in der Schweiz?
In der Schweiz sind über 100 Uhrenhersteller angesiedelt, darunter natürlich auch viele kleinere Marken und Microbrands. Viele der bekanntesten und einst eigenständigen Hersteller sind heute unter dem Dach großer Konzerne angesiedelt.
Einige Beispiele
Dachkonzern | Marken u. a. | Marktanteil 2022 Global |
Swatch Group | Breguet, Blancpain, Glashütte, Omega, Longines, Tissot | 19,8 % |
Richemont | Cartier, Jaeger-LeCoultre, A. Lange & Söhne, IWC, Vacheron Constantin, Panerai | 19,5 % |
LVMH | Hublot, Bulgari, TAG Heuer, Zenith | 6,5 % |
Luxusuhrenmarken wie Patek Philippe, Audemars Piguet und die nicht in der Liste aufgeführte Manufaktur Oris sind hingegen einige der wenigen Luxusuhrenmarken, die bis heute eigenständig und unabhängig geblieben sind.
Der Uhrengigant Rolex ist bis heute in Privatbesitz und gehört der Hans Wilsdorf Stiftung, die von Wilsdorf selbst gegründet wurde. Die Stiftung hat den Zweck, das Erbe und die Werte von Hans Wilsdorf zu bewahren und zu fördern, insbesondere in den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Bildung und Wohltätigkeit. Aus diesen Motiven gehen verschiedene Engagements, etwa zur Erhaltung der Umwelt am Beispiel des Mount Everest, oder Kooperationen mit verschiedenen Schauspielern und dem Hollywood-Regisseur James Cameron hervor.
Welche sind die bekanntesten Luxusuhrenmarken aus der Schweiz?
Unter den vielen erfolgreichen Schweizer Uhrenmarken gibt es auch sehr viele bekannte Marken, die hier nicht alle erwähnt werden können. Daher konzentrieren wir uns auf die Top 10. Die Liste ergibt sich aus dem „State of the Industry – Swiss Watchmaking in 2022“ Report von Morgan Stanley und von Chrono24 ermittelten Daten für 2022.
Uhrenmarke | Bekannte Uhrenmodelle | Umsatz 2022 Global (CHF) | Marktanteil 2022 Global | Bruttowarenvolumen (GMV) Chrono24 2022 Global (EUR) |
Rolex | Submariner, GMT-Master | 9,30 Mrd. | 29,2 % | 1,48 Mrd. |
Cartier | Tank, Santos | 2,75 Mrd. | 7,0 % | 121 Mio. |
Omega | Speedmaster, Seamaster | 2,47 Mrd. | 7,7 % | 391 Mio. |
Audemars Piguet | Royal Oak | 2,01 Mrd. | 4,7 % | 193 Mio. |
Patek Philippe | Nautilus, Calatrava | 1,80 Mrd. | 5,1 % | 248 Mio. |
Richard Mille | RM 11-04 Roberto Mancini | 1,30 Mrd. | 2,7 % | 17,6 Mio. |
Longines | HydroConquest, Spirit | 1,21 Mrd. | 3,9 % | 26,6 Mio. |
IWC | Ingenieur, Portugieser, Pilot’s | 908 Mio. | 2,6 % | 120 Mio. |
Breitling | Navitimer, Superocean | 860 Mio. | 2,6 % | 177 Mio. |
Vacheron Constantin | Overseas, Patrimony | 825 Mio. | 2,2 % | 50,5 Mio. |
Quelle: Morgan Stanley / Chrono24
Wie Sie der Tabelle wenig überraschend entnehmen können, ist Rolex mit einem Jahresumsatz von mehr als 9 Mrd. EUR und einem Vorsprung von über 20 % zu Cartier die weltweit beliebteste Luxusuhrenmarke.
Warum sind Schweizer Uhren so teuer?
Zwar wissen wir, dass teure Uhren auch aus Ländern wie im Fall von Grand Seiko Japan kommen können, die Schweiz steht jedoch seit jeher als Synonym für exklusive Zeitmesser mit großem Preisschild. Doch welche Faktoren bestimmen die mitunter sehr hohen Preise von Schweizer Uhren?
- Handwerkskunst und Qualität: Luxusuhren aus der Schweiz werden in höchster Präzision aus den hochwertigsten Materialien gefertigt. Die Fertigungstiefe ist außergewöhnlich hoch und eine gleichbleibende Qualität garantiert. Zwar fertigen nicht alle Hersteller sämtliche Bauteile einer Uhr auch in der Schweiz, die Fertigungsketten sind jedoch so angelegt, dass alle wesentlichen Teile der Uhr ihren Ursprung in der Schweiz haben. Die in den Top 10 genannten Marken gelten als Manufakturen, die praktisch alle Bauteile ihrer Uhren selbst fertigen. Schließlich werden die Uhren von erfahrenen Uhrmachern und Juwelieren zusammengesetzt und durchlaufen eine strenge Endkontrolle.
Schweizer Uhrenhersteller, die nicht als Manufaktur arbeiten, beziehen Gehäuse und Uhrwerke von der Schweizer Zulieferindustrie. Hierzu gehören unter anderem die Uhrwerkproduzenten ETA (Swatch Group) und Sellita. Bei den Uhrengehäusen beliefert die Manufacture Ruedin, die ebenfalls zur Swatch Group gehört, viele namhafte Uhrenmarken. Generell gilt, dass mindestens 60 % der Herstellungskosten und der wesentlichen Fertigungsschritte in der Schweiz erfolgen müssen, um das „Swiss Made“-Label zu erhalten.
- Reputation und Geschichte: In den Preis einer begehrten Schweizer Uhr fließen immer auch der Markenname, die Geschichte und der Status mit ein. Denken Sie etwa an die Geschichte der Rolex Submariner, die als erste Taucheruhr der Welt angesehen wird, obwohl dies eine Blancpain Fifty Fathoms war. Die Cartier Tank ist die erste Armbanduhr der Welt, die in Serie produziert wurde und an die Form eines Panzers aus dem Ersten Weltkrieg erinnert. Omega hat mit der Speedmaster Professional Moonwatch eine Uhr im Programm, die untrennbar mit der ersten Mondlandung verbunden ist, während verschiedene Varianten der Omega Seamaster mit dem Kinohelden James Bond in Verbindung stehen.
- Exklusivität, Verfügbarkeit und Nachfrage: Viele Schweizer Uhrenmarken produzieren ihre Modelle in streng limitierten Stückzahlen, was ihre Exklusivität und somit den Preis erhöht. Doch auch Serienmodelle können nur in bestimmten Stückzahlen gefertigt werden. Obwohl insbesondere Rolex Hunderttausende Edelstahluhren seiner beliebtesten Modelle fertigt, scheint der weltweite Bedarf noch nicht gedeckt zu sein. So ergeben sich lange Wartelisten bei den Konzessionären und rein spekulative Preise auf den freien Märkten. Marken wie Patek Philippe und Richard Mille sind auch sehr selektiv bei der Auswahl von Verkaufsstellen und ihrer Kundschaft. Der Verkauf erfolgt nur in wenigen Boutiquen oder Regionen. Dies kann den Preis weiter erhöhen.
- Forschung und Entwicklung: Renommierte Schweizer Uhrenmanufakturen investieren viel Zeit und Geld in die Forschung und die Entwicklung von neuen Technologien und Materialien, um ihre Uhren zu optimieren. Unter den Top 10 der Liste oben ist Richard Mille einer der Vorreiter, wenn es um die Entwicklung innovativer Gehäuse- und Uhrwerkmaterialien wie Carbon TPT oder Ouartz TPT geht. Rolex besitzt eigene Patente für eine ganze Reihe eigener Innovationen. Hierzu gehören unter anderem das Paraflex-Antischocksystem und die Chronergy-Hemmung. Eigene Edelmetalllegierungen wie das Everose-Gold sind ebenfalls eigene Leistungen der Manufaktur.
Welche Schweizer Uhrenmarke ist die beste?
Auch wenn die Marken in der Top 10 dieser Liste zu den besten der Schweizer Uhrenindustrie gehören, ist es praktisch unmöglich „die beste Marke“ als absolut zu benennen. Außerdem befinden sich etliche Luxusuhrenhersteller nicht in dem Ranking, die jedoch vergleichbare Qualität und Innovationen liefern. Individuelle Präferenzen und Bedürfnisse sind qualitativ nicht messbar und spielen ebenfalls eine ausschlaggebende Rolle. Es ist ein wenig wie mit den Top 10 der Musikcharts. Die Nummer eins ist mit Sicherheit die erfolgreichste Nummer, was jedoch nicht zwingend auf die musikalische Qualität des Werks schließen lässt. Letztlich hat jede Luxusuhrenmarke ihre eigenen Stärken und spezialisiert sich auf bestimmte Arten von Uhren, wobei es natürlich einige Überschneidungen gibt. Es ist daher wichtig, dass man beim Kauf einer Schweizer Uhr seine eigenen Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigt und sorgfältig recherchiert, um die passende Marke und das richtige Modell zu finden.
Welche ist die teuerste Schweizer Uhr?
Die teuerste Schweizer Uhr, die jemals verkauft wurde, ist die Patek Philippe Grandmaster Chime Ref. 6300A-010. Sie wurde 2019 bei einer Auktion von Christie’s in Genf für über 31 Millionen Schweizer Franken verkauft, was 2023 etwa 31,6 Millionen Euro entspricht. Es handelt sich um eine Sonderedition von Patek Philippe, die zum 175. Jubiläum des Unternehmens in einer begrenzten Stückzahl von nur sieben Exemplaren produziert wurde. Diese Grandmaster Chime ist die komplexeste je hergestellte Armbanduhr. Sie besitzt 20 Komplikationen, einschließlich eines Ewigen Kalenders, einer akustischen Alarmfunktion und einem Schlagwerk mit fünf verschiedenen Melodien.

Die fünf teuersten Uhren, die bei Abgabe dieses Textes Anfang Mai auf Chrono24 gehandelt wurden, sind allesamt von Patek Philippe. Die mit Abstand kostspieligste war eine Patek Philippe Grandmaster Chime Grand Complications 6300G Double-faced Blue Dial für 8,4 Mio. EUR. Erst auf Platz 6 folgte die auf ein Exemplar limitierte Richard Mille RM056 Saphir Tourbillon für knapp über 5,2 Mio. EUR.
Welche sind die ältesten Schweizer Uhrenmarken?
In der Schweiz des 18.- und 19. Jahrhunderts wurden viele Uhrenmarken ins Leben gerufen. Nicht alle haben es geschafft, bis heute auch zu den bekanntesten Marken der Schweiz zu gehören. Hier die drei ältesten Marken:
- Blancpain – 1735
Die älteste Schweizer Uhrenmarke ist Blancpain. Das Unternehmen wurde 1735 von Jehan-Jacques Blancpain in Villeret im Kanton Bern gegründet und ist damit älter als alle anderen Schweizer Uhrenmarken. Blancpain ist insbesondere für seine Taucheruhren der Reihe Fifty Fathoms bekannt. Das Ur-Modell dieser Uhr erschien 1953, bereits ein Jahr vor der Rolex Submariner.
- Favre-Leuba – 1737
Die weltweit zweitälteste Uhrenmarke – Favre-Leuba – dürfte vielen Lesern unbekannt sein. Die Firma wurde 1737 von Abraham Favre gegründet und zählte bis zur Quarzkrise in den 1980er-Jahren zu einer der renommiertesten Manufakturen der Schweiz. Erst Mitte der 2000er kehrte Favre Leuba auf den Markt zurück.
- Jaquet Droz – 1738
Die heutige Luxusuhrenschmiede Jaquet Droz wurde 1738 von Pierre Jaquet Droz als Werkstatt für Standuhren gegründet. Später spezialisierte sich Jaquet Droz darauf, Pendeluhren aufwendig u. a. mit Vogelmotiven zu verzieren. Heute gehört das Unternehmen zu Swatch Group und ist bekannt für kunstvoll gestaltete Armbanduhren der Spitzenklasse.
Hiermit endet unsere Übersicht der erfolgreichsten, populärsten, ältesten und vielleicht auch besten Uhrenmarken der Schweiz.
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