Einer der besten Uhrmacher der Welt geht die Dinge etwas anders an als seine Kollegen. Sein Atelier liegt nicht in einem abgeschiedenen Tal in der Schweiz, damit fängt es schon mal an. Smith arbeitet auf der Isle of Man zwischen England und Irland. Er selbst kreiert seine Uhren bis ins letzte Detail in perfekter Handarbeit. Hochglanz-Lifestylewerbung oder Partnerschaften mit berühmten Tennisspielern oder sonstigen Sportidolen sucht man bei ihm vergebens.
Große Marken, unabhängige Marken und Uhrmacher
Die meisten der hochwertigen Uhren werden von den großen Marken hergestellt – Rolex, Omega und Patek Philippe. Sie alle haben geschmackvolle und beeindruckende Flagship-Stores und sehr präsente Werbekampagnen. Man schätzt, dass ihre Jahresproduktionen zwischen 60.000 und 700.000 Uhren liegen.
Dann gibt es kleinere, sehr exklusive Hersteller, die als „Independent“ bezeichnet werden. Hierzu gehören unter anderem F.P. Journe, H. Moser & Cie., Urwerk und MB&F. Sie sind wesentlich kleiner aufgestellt und oftmals nur bei Experten und Uhrensammlern bekannt. Ihre Kollektionen erscheinen in kleinen Auflagen von vielleicht einigen hundert Uhren im Jahr.
Und dann gibt es noch eine wesentlich kleinere Gruppe: die Uhrmacher (die, die Uhren selbst herstellen). Sie fertigen fast alle Komponenten ihrer Zeitmesser in ihren eigenen Ateliers und widmen der Herstellung und Finissage der Uhrwerke, Zifferblätter und jedem einzelnen Zeiger viel Zeit und Hingabe. Zu diesen Uhrmachern gehört Roger Smith.
Roger Smith und George Daniels
Wie so viele große Namen hatte auch Roger Smith einen bedeutenden Mentor. George Daniels war einer der einflussreichsten Uhrmacher seiner Zeit. Seine wichtigste Erfindung ist ohne Zweifel die „Co-Axial-Hemmung“, welche die Reibung minimiert, Energie effizienter nutzt und den Wartungsaufwand erheblich verringert. Eine bedeutende Erfindung, an der der Uhrengigant Omega die Nutzungsrechte erwarb.
Smith und Daniels begegneten sich an der Manchester School of Horology, wo Smith sein Handwerk lernte und Daniels als Gastredner eingeladen worden war. Daniels Vortrag beeindruckte den 16-jährigen Smith so sehr, dass er unbedingt ebenso Uhren in Handarbeit fertigen wollte wie der berühmte Redner und am liebsten bei ihm als Lehrling anfangen wollte. Daniels aber verwies auf das Studium seines Buchs Watchmaking, denn er nahm niemanden in die Lehre auf.
Smith folgte seinem Rat und stellte sich der Herausforderung. 1990 hatte er seine erste Taschenuhr gefertigt und stellte sie seinem Vorbild vor. Daniels aber zeigte sich leider wenig bis gar nicht beeindruckt. Smith begab sich zurück in seine Werkstatt und tüftelte einige Jahre weiter, bis er seine zweite Taschenuhr fertiggestellt hatte. Wieder wurde er damit bei Daniels vorstellig und dieses Mal erhielt er die wertvolle Anerkennung des Meisters. Daniels bestätigte nicht nur die sehr gute Arbeit, er lud Smith kurze Zeit später ein, mit ihm gemeinsam an seiner „Millennium“-Kollektion zu arbeiten. Es war der Beginn einer legendären Partnerschaft, die später sogar verfilmt werden würde: The Watchmaker’s Apprentice.
Uhren von Roger Smith
Um eines der Meisterwerke von Roger Smith zu bekommen, benötigt man nicht nur ein großes Budget, sondern auch viel Geduld. Ganze zehn Uhren stellt Roger Smith im Jahr her. Die vier Modelle seiner Kollektion tragen die schlichten Bezeichnungen Series 1,2,3 und 4.
Auf den ersten Blick sieht die Series 1 wie eine recht simple Uhr aus, die einfach nur die Zeit anzeigt. Sie verfügt über eine kleine Sekunde auf 6 Uhr und Römische Zahlen. Nicht wirklich aufregend, oder? Aber wie bei allen Uhren von Roger Smith liegt das Besondere in den Details. Auf Zifferblatt und Hilfszifferblatt sind verschiedene wunderschöne Guilloche-Muster zu finden. Bei weiterem Hinsehen erkennt man die einzigartig geformten Zeiger. Diese wurden ebenfalls in Smiths Atelier handgefertigt, so wie die restlichen 98% der Uhr.
Dreht man diese „simple“ Uhr, kommt ein Uhrwerk zum Vorschein, das das Beste aus traditioneller und moderner Uhrmacherkunst verbindet. Neben der feinen Verarbeitung mit Gravuren, Goldchatons und feuer-gefärbten Schrauben wurde in die Uhr außerdem Smiths neueste Ein-Rad-Version von Daniels Co-Axial-Hemmung integriert.
Sie können dieses Meisterwerk in verschiedenen Variationen anfertigen lassen. Sie haben die Wahl zwischen unterschiedlichen Werk-Gravuren, Zifferblatt-Designs und Gehäusematerialien.
Design und Fertigung der anderen Modelle sind an das der Series 1 angelehnt. Die Series 2 hat eine zusätzliche Gangreserveanzeige auf 10 Uhr, die Series 3 kommt mit einem retrogradem Datum auf der 12.
Die Series 3 geht allerdings noch ein gutes Stück weiter. Sie besitzt einen dreifachen Kalender für Tag, Datum, Monat und eine Anzeige für die Mondphase. Dieses Modell ist ganz klar das komplizierteste aus der Smith-Kollektion. Nichtsdestotrotz ist sie so designt, dass sie auch ohne Doktortitel in Astrophysik komfortabel lesbar ist.
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