11/27/2024
 5 Minuten

Eine lebenslange Partnerschaft: Für welche Uhrenmarke würden Sie sich entscheiden? Tim

Von Tim Breining
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Eine lebenslange Partnerschaft: Für welche Uhrenmarke würden Sie sich entscheiden? Tim

Ein Aspekt, der die Welt der Luxusuhren und des Uhrensammelns so schön macht, ist die Vielfalt an Uhrenmarken und Modellen – es gibt etwas für wirklich jeden Stil, jedes Budget sowie jeden Geschmack. Aber was wäre, wenn Sie sich für den Rest Ihres Lebens nur für eine Uhrenmarke entscheiden müssten? Wir haben unsere Autoren beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Regeln sind simpel:

  1. Wählen Sie eine Uhrenmarke, der Sie für den Rest Ihres Lebens die Treue halten werden.
  2. Geld spielt keine Rolle.
  3. Bonus: Sie bekommen eine „Joker“-Uhr, d. h. Sie können eine Uhr Ihrer gewählten Marke gegen eine Uhr einer anderen Marke tauschen. Welche wird es sein?

 

Wenn das Chrono24-Magazin seine Schreiberlinge nach persönlichen Toplisten fragt, lässt man sich nicht zweimal bitten. Zuletzt wurde mir die Ehre zuteil, als nach der ultimativen Uhrensammlung für ein fixes Budget gefragt wurde. Diesmal gilt es, eine einzige Uhrenmarke zu wählen, mit der man für den Rest des Lebens auskommen muss – mit einer kleinen Ausnahme.

Wer schon den einen oder anderen Artikel meiner Wenigkeit gelesen hat, den dürfte es nicht wundern, dass meine Wahl auf Grand Seiko fällt. Bereits vor dem internationalen Launch und Aufstieg der Marke faszinierten mich die einmaligen Spring Drive-Uhrwerke. Ich besuchte erste Messen und bestaunte ikonische Modelle wie die Snowflake. Mit den neuen Generationen der innovativen, mechanischen Werke, die Grand Seiko im Jahr 2020 vorstellte, gesellten sich neue Grails zu dem Portfolio, das ohnehin schon genug Begehrlichkeiten für ein halbes Leben als Uhrennerd bietet.

Grand Seiko verkörpert zudem eine realistische Erreichbarkeit beziehungsweise Erschwinglichkeit bei gleichzeitig hoher Fertigungstiefe, bietet eine Qualität, die sich oft weit über dem Preisniveau vergleichbarer Uhren bewegt und die Kollektionen weisen Zeitmesser auf, die für die meisten Anlässe eine adäquate Auswahl ermöglichen.

Für diesen Artikel bin ich in mich gegangen und habe überlegt, wie viele und welche Modelle von Grand Seiko ich auswählen würde, wenn sie die einzigen Uhren für den Rest meines Lebens wären.

Wieso eigentlich keine Snowflake? Oder: Weshalb die SBGA 373 die perfekte Grand Seiko ist

Lassen Sie mich mit meinem absoluten Favoriten und der aus meiner Sicht universellsten Grand Seiko beginnen, die gleichzeitig die Einzige ist, die ich bisher mein Eigen nennen darf. Trotz der Regeln dieses Gedankenexperiments, die von einem fiktiven, unendlichen Budget ausgehen, würde ich jene Grand Seiko, für die ich mich in der Realität entschieden habe, jederzeit wieder entscheiden. Lassen Sie mich diesen Entscheidungsprozess ein wenig umreißen und vielleicht werden Sie mir danach beipflichten, dass die SBGA 373 die perfekte Grand Seiko ist.

Sprechen wir zunächst den Elefanten im Raum an: Wieso nicht die gehypte Snowflake, die SBGA211? Mein erster Kontakt mit Grand Seiko fand innerhalb einer kleinen Messe – es dürfte 2015 gewesen sein – an einem Stand statt, und natürlich ließ ich mir dort die Snowflake zur ausgiebigen Begutachtung aushändigen. Bedenken Sie auch, dass zur damaligen Zeit die Auswahl an Modellen dieser Marke um einiges spärlicher war, als sie es heutzutage ist. Die Snowflake war praktisch die Marke Grand Seiko, zumindest kam es mir als junger Enthusiast damals so vor.

Grand Seiko SBGA 373
Grand Seiko SBGA 373

Trotz des wunderschönen Zifferblatts wollte der Funke nicht so ganz überspringen. Der banale und vielzitierte Grund: Die Leichtigkeit des Titans lässt die gefühlte Wertigkeit einer Uhr mit Edelstahlgehäuse einfach vermissen, und egal wie sehr man beteuert, dass es hierfür einen rationalen Grund gibt: Wenn Grand Seiko, dann doch lieber Edelstahl.

Bewaffnet mit folgender Checkliste machte ich mich auf die Suche, beziehungsweise startete ich meine Internetrecherche:

  • Edelstahlgehäuse und -armband
  • 44 GS-Gehäuse – eines der ikonischen, besonders kantigen Designs von Grand Seiko, dass die Qualität der Handpolitur besonders zur Geltung bringt
  • Spring Drive-Uhrwerk. Es musste einfach der Seiko-exklusive Hybrid aus Quarz und Mechanik sein
  • Es soll ein schlichtes Dreizeigermodell sein, maximal mit GMT-Funktion aber ohne sportliches Design, Drehlünetten o.ä.

Zum damaligen Zeitpunkt (und tatsächlich bis heute gemäß Uhrenfinder auf der Grand Seiko-Homepage) engte sich die Auswahl innerhalb der permanenten Kollektion auf die Modelle SBGA 373 und 375 ein, erstere mit champagnerfarbenem, zweitere mit tiefblauem Zifferblatt. Aufgrund der an allen Facetten polierten Dauphine-Zeiger der SBGA 373 sowie des gebläuten Sekundenzeigers fiel die Wahl auf die SBGA 373, die ich seither nicht mehr missen möchte.

Die SBGA 375 unterscheidet sich in der Zifferblattfarbe sowie in Details wie der Zeigerpolitur und Farbe des Sekundenzeigers von der SBGA 373
Die SBGA 375 unterscheidet sich in der Zifferblattfarbe sowie in Details wie der Zeigerpolitur und Farbe des Sekundenzeigers von der SBGA 373

Abgesehen von der Gangreserveanzeige kommt die Uhr äußerst minimalistisch daher, und da sie stilistisch weder dezidiert sportlich noch als reiner Dresser auffällt, wüsste ich kaum eine Alltagssituation, in der sie fehl am Platz wäre.

Was gibt das Sortiment von Grand Seiko sonst noch her?

Mein Lieblingsmodell und wie ich es ausgewählt habe, habe ich Ihnen ausführlich beschrieben. Doch um lediglich mit Grand Seiko-Uhren am Handgelenk bis zum Lebensende auszukommen, muss die hypothetische Sammlung noch um ein paar Zeitmesser aus dem Portfolio der Marke ergänzt werden.

Eine Dresswatch am Lederband gehört selbstverständlich dazu, zum Beispiel die SLGW003. Mit Handaufzugswerk der neuesten Generation und Titangehäuse stellt sie auch einen guten Kontrast zum Spring Drive-Modell am Stahlband dar.

Grand Seiko SLGW003
Grand Seiko SLGW003

Selbstredend gehört auch ein Chronograph dazu, und hier fällt meine Wahl auf die Referenz SLGC0001 Tentagraph, den tatsächlich ersten mechanischen Chronographen von Grand Seiko, da zuvor nur Spring Drive-Werke in den Genuss dieser Komplikation kamen. Das High-Beat Kaliber wartet zusätzlich mit der neuen Doppelimpuls-Hemmung und Doppelfederhaus für beeindruckende 72 Stunden Gangreserve trotz hoher Unruhfrequenz auf.

Grand Seiko SLGC001
Grand Seiko SLGC001

Zu guter Letzt gilt es noch, den mechanischen und Spring-Drive Werken eines der Quarzkaliber aus dem Hause Grand Seiko zur Seite zu stellen. Etwa in Gestalt der SBGN007, die zum 25-jährigen Jubiläum der Marke erschien und von einem der hochgenauen, temperaturkompensierten Quarzwerke 8F86 angetrieben wird.

Zurzeit ist bei Chrono24 nur das Modell SBGN009 gelistet, was sich stilistisch etwas von der SBGN007 unterscheidet
Zurzeit ist bei Chrono24 nur das Modell SBGN009 gelistet, was sich stilistisch etwas von der SBGN007 unterscheidet

Welcher Joker soll es sein?

Die Regeln erlauben es, mit einer einzigen Uhr der Lieblingsmarke untreu zu werden. Es liegt nahe, hierbei tief in die Haute Horlogerie-Kiste zu greifen und eine sündhaft teure große Komplikation historisch bedeutender Marken zu wählen– oder aber eine ebenso kostspielige, aber außergewöhnlichere Uhr einer unabhängigen Marke aus dem High-End Segment. Grand Seiko oder die noch höher angesiedelte Marke Credor aus der Seiko-Gruppe hätte in diesem Preisbereichen auch so manchen Leckerbissen zu bieten.
So ganz tauglich für den Alltag, der noch dazu mit einer begrenzten Sammlung bis ans Ende der Tage bewältigt werden müsste, sind diese Uhren, von einigen Ausnahmen abgesehen, aber nicht.

Vielmehr würde ich auf eine unter dem Radar fliegende, kleine, unabhängige Marke setzen, um die Sammlung zu komplettieren. Hierbei schwanke ich zwischen der sich zurecht so nennenden Manufaktur Zeitwinkel aus der Schweiz, die etwa mit dem Modell 273° eine wunderschöne Uhr mit beeindruckender Fertigungstiefe im Programm hat. Leider wird die Marke so sträflich unterschätzt, dass ich auf dem Chrono24-Marktplatz kein Exemplar finden kann. Unterstellen wir einfach, dass die Zeitmesser von Zeitwinkel so gut sind, dass sich kein Besitzer von ihnen trennen möchte.

Alternativ könnte ich mir sehr gut eine Habring2 vorstellen, vielleicht eine Foudroyante mit blitzender Sekunde, wovon ich auf dem Chrono24-Marktplatz immerhin ein paar Exemplare sichten konnte.

Habring2 Foudroyante
Habring2 Foudroyante

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Über den Autor

Tim Breining

Etwa 2014, während meines Ingenieurstudiums, begann ich mich für Uhren zu interessieren. Mit der Zeit wurde aus der anfänglichen Neugier eine Leidenschaft. Da …

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