04/26/2023
 4 Minuten

Ist Audemars Piguet überbewertet?

Von Donato Emilio Andrioli
Audemars-Piguet-2-1

Mit der Royal Oak ist Audemars Piguet ein wahres Meisterwerk gelungen, welches unter Uhrenliebhabern bis heute heiß begehrt ist. Doch was hat der Traditionshersteller noch zu bieten? Der Blick ins aktuelle AP-Portfolio lässt mich etwas enttäuscht zurück, denn außer dem Genta-Klassiker gibt es nicht allzu viel Weiteres zu bestaunen. Daher frage ich mich: Ist Audemars Piguet überbewertet?

Die Audemars Piguet Royal Oak – Fluch und Segen zugleich?

Die Royal Oak ist seit ihrer Erscheinung im Jahr 1972 nicht mehr aus der Uhrenwelt wegzudenken. Während die Quarzkrise im vollem Gange war und die Luxusuhrenhersteller aus der Schweiz bedrohte, beauftragte Audemars Piguet fast schon über Nacht den Designer Gerald Genta damit, eine völlig neue Uhr aus Stahl zu designen. Dieser lieferte ein Design-Meisterwerk ab und machte sich damit selbst zur Legende. Die Royal Oak wurde zur ersten Luxusuhr aus Stahl und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Luxusuhren heute so sind, wie wir sie kennen – und lieben. Es versteht sich also völlig von selbst, dass die Royal Oak auch heute noch das Highlight im Portfolio von Audemars Piguet darstellt. Und einmal Hand aufs Herz: Woran denken Sie, wenn Sie Audemars Piguet hören? An die Royal Oak, nicht wahr? Auch wenn wir uns das aktuelle AP-Katalog ansehen, werden wir feststellen, dass die Royal Oak allgegenwärtig ist. Es gibt den Klassiker in Stahl, in Edelmetall, mit Edelsteinen besetzt, mit Komplikationen und in unzähligen anderen Variationen. Andere Kollektionen suchen Sie hingegen fast schon vergebens. Sicher, die Royal Oak Offshore ist ebenfalls ein wichtiges Modell, welches jedoch eindeutig an die klassische Royal Oak angelehnt ist und letztendlich „nur“ eine extrem sportliche Version des Klassikers darstellt. Hat der Traditionshersteller wirklich nichts anderes zu bieten?

Die Royal Oak ist das wichtigste Modell von Audemars Piguet
Die Royal Oak ist das wichtigste Modell von Audemars Piguet

 

Code 11.59 by Audemars Piguet – ein Lichtblick?

Ganz so schlimm ist das dann zum Glück doch nicht, denn es gibt zumindest ein weiteres Modell im Line-up von Audemars Piguet. Die Code 11.59 Kollektion wurde erst 2019 eingeführt und wird von Audemars Piguet selbst als neues Kapitel in der Geschichte der Manufaktur bezeichnet. Die Code 11.59 kommt deutlich edler als die Royal Oak daher und könnte wohl als die Dresswatch von Audemars Piguet bezeichnet werden. Angeboten wird sie in Keramik sowie in Rosé- und Weißgold. Sie haben die Wahl zwischen verschiedenen Größen, Werken und Komplikationen. Ich muss zugeben, dass ich mich nie großartig für diese Kollektion interessiert habe und auch wenn ich sie nur am Rande wahrgenommen habe: Die eine oder andere Uhr aus der Code 11.59 Kollektion gefällt mir ausgesprochen gut. Vor allem die Tourbillon-Varianten haben es mir angetan. Diese sind wunderschön anzusehen und erfrischend anders designt. Die Code 11.59 by Audemars Piguet ist ein gelungener Gegenpart zur Royal Oak, das Problem dabei: Sie steht deutlich im Schatten des beliebten Klassikers und erhält unter Uhrenliebhabern nicht die Aufmerksamkeit, die sie vielleicht verdient hätte.

Die Code 11.59 Kollektion bietet den einen oder anderen optischen Leckerbissen
Die Code 11.59 Kollektion bietet den einen oder anderen optischen Leckerbissen

Der Konkurrent zeigt, wie es geht

Konkurrent und Traditionshersteller Patek Philippe macht das deutlich besser und erfolgreicher als Audemars Piguet. Zwar ist auch hier die Nautilus das wohl wichtigste Modell im gesamten Portfolio, doch Patek Philippe hat es sehr früh verstanden, weitere ikonische Modelle zu etablieren, die sich großer Beliebtheit erfreuen und mittlerweile als Klassiker gelten. Wer es edel und zurückhaltend mag, findet bei der Calatrava oder der Grandes Complications mitunter die schönsten Dresswatches, die es gibt und mit der Aquanaut gibt es seit 1996 eine weitere Sportuhr, die sich größter Beliebtheit erfreut. Diese kommt dank markantem Zifferblattdesign und Kautschukband nochmals deutlich sportlicher daher als die Nautilus und muss sich keineswegs vor dem Klassiker verstecken. Das Portfolio von Patek Philippe ist insgesamt deutlich abwechslungsreicher als das von Audemars Piguet, das Wichtigste ist jedoch: Patek Philippes Erfolg ist nicht nur von der Nautilus abhängig. So verwundert es nicht, dass es sich der Traditionshersteller leisten kann, wie aus dem Nichts die Stahlvariante der Nautilus einzustellen. Das dürfte beim Konkurrenten aus Le Brassus deutlich anders aussehen.

Patek Philippe hat noch viel mehr zu bieten als nur die Nautilus
Patek Philippe hat noch viel mehr zu bieten als die Nautilus

Ist Audemars Piguet überbewertet?

Nein, Audemars Piguet ist ganz sicher nicht überbewertet. Der Hersteller baut wunderschöne Uhren, die qualitativ mit zum Besten gehören, was die Uhrenwelt zu bieten hat. Spätestens mit der Royal Oak hat sich der Luxusuhrenhersteller unsterblich gemacht. Das Design des Klassikers ist zeitlos schön und wird auch sicher in 50 Jahren nicht aus der Mode kommen, diese Meisterleistung ist jedoch gleichzeitig auch das große Problem von Audemars Piguet. Der Traditionshersteller hat es meiner Meinung nach versäumt, andere ikonische Modelle zu etablieren und ist aktuell zu sehr vom Erfolg seiner Royal Oak abhängig. Außer dem Klassiker gibt es nichts, was Uhrenliebhaber aufhorchen lässt. Mit der Code 11.59 ist zumindest schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung unternommen worden. Die Kollektion unterscheidet sich komplett von der Royal Oak und kommt erfrischend anders daher. Jetzt muss Audemars Piguet nur noch dafür sorgen, dass das Modell an Popularität gewinnt. Anschließend noch ein weiteres Sportmodell, welches sich deutlich vom beliebten Klassiker unterscheidet, und wir dürfen uns über eine etwas breitere Modellvarianz beim Luxusuhrenhersteller freuen. Wie stehen Sie zu Audemars Piguet? Sind Sie auch der Meinung, dass sich zu viel um die Royal Oak dreht? Oder macht die Marke alles richtig?

Mehr über Audemars Piguet können Sie hier lesen.


Über den Autor

Donato Emilio Andrioli

Als ich mit der Tudor Black Bay 41 meine erste mechanische Uhr kaufte, begann für mich eine neue große Leidenschaft. Besonders begeistern mich ikonische Uhren, die eine interessante Geschichte vorweisen können.

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