11/13/2024
 4 Minuten

Meine Top 3: Die besten Seiko-Uhren

Von Tim Breining
Seiko-2-1

Meine Top 3: Die besten Seiko-Uhren

Wie für so viele Enthusiasten, spielte Seiko auch während meines Einstiegs in das Uhrenhobby eine große Rolle. Bis heute habe ich die Marke nie aus den Augen verloren und verfolge interessante Neuvorstellungen und die Entwicklung des Portfolios über die Marktsegmente hinweg. Einige persönliche Seiko-Favoriten aus Gegenwart und Vergangenheit möchte ich Ihnen hier vorstellen.

Seiko SNZH53 „Glossy“

Beginnen möchte ich mit einem beliebten Klassiker aus der Seiko 5-Reihe, der zum einen unter Markenjüngern Kultstatus hat, zum anderen auch in meiner Reise durch das Uhrenhobby einen besonderen Status genießt.

Während sich die Kollektion Seiko 5 nach wie vor großer Beliebtheit erfreut und sich damals wie heute an preisbewusste Käufer richtet, ist dieses Modell mit Seiko-typischer, wenig einprägsamer Bezeichnung SNZH53 in dieser Form nicht mehr zu haben. Besser bekannt ist die SNZH53 – unter ihren Fans auch als „Glossy“ bezeichnet, aufgrund ihrer Hochglanz-Optik, oder als „Fifty Five Fathoms“ aufgrund ihrer stilistischen Nähe zur Blancpain Fifty Fathoms. Dritthersteller boten sogar Bausätze zur Modifikation an, die Lünette und Zifferblatt noch näher an den Look der kostspieligen Blancpain rückten.

Mein persönlicher Bezug zur SNZH53 ist schnell erklärt: Es war die erste Uhr, die ich mir von meinem eigenen Geld gekauft habe. Eine kurze Recherche in meinem Mailarchiv zeigt, dass ich sie mir von einem deutschen Konzessionär im Sommer 2016 für schmale 159 Euro gegönnt habe.

Seiko SNZH53
Seiko SNZH53

Die Glossy macht ihrem Spitznamen insofern alle Ehre, als dass sie eher schicker Desk Diver als waschechte Taucheruhr ist. Der Hauptgrund hierfür dürfte die Abwesenheit einer Schraubkrone sein, die trotz der ausgewiesenen 10 bar Wasserdichtigkeit so manchen Träger vom Sprung ins kühle Nass abhalten dürfte. Tatsächlich habe ich mich schon mehrfach in Seen und Bäder mit der Glossy gewagt – und auch nach über acht Jahren machen sich keinerlei Probleme bemerkbar. Trotzdem: So ganz wohl fühlt man sich ohne Schraubkrone bei einer Taucheruhr nicht. Auch auf eine Tauchverlängerung muss man hier verzichten, und das ist auch völlig in Ordnung, denn im Alltag fühlt sich diese Uhr am wohlsten.

Uhrwerkstechnisch wurde hier noch das mittlerweile betagte 7S26 verbaut, das sich vom aktuellen Standardwerk 4R36 vor allem durch zwei eklatante Mängel abhebt. Zum einen verfügt das 7S26 noch nicht über einen Sekundenstopp. Viel schwerer wiegt aber das Fehlen einer Handaufzugsmöglichkeit, was nach Ablauf der Gangreserve von etwa 40 Stunden nach wildem Schütteln verlangt, um die Glossy wieder in Gang zu bringen. Mit viel gutem Willen kann man dieses Schüttelritual als „besondere Bindung des Trägers zu seiner Uhr“ verkaufen, tatsächlich ist es aber etwas nervig.

Während ungetragene Modelle immer noch auf dem freien Markt erhältlich sind, hat sich Seiko im Jahr 2024 der Fans der Glossy erbarmt und mit der SRPK97 einen Quasi-Nachfolger auf den Markt gebracht. Für dieses Modell hat Seiko den Spitznamen „Suits Style“ auserkoren, wobei die Pressemeldung den direkten Bezug zur Glossy klarstellt.

Die SRPK97 kommt im SKX-Gehäuse mit der Krone bei 4 Uhr und dem Tag-Datumswerk 4R36 daher. Zifferblatt und Lünette gleichen weitestgehend der alten Glossy, abgesehen vom neuen Seiko 5-Logo. Mit knapp 400 Euro UVP liegt der Preis dieses geistigen Nachfolgers deutlich höher – und statt Saphirglas muss man mit Seikos Hardlex-Glas vorliebnehmen.

Seiko SRPK97, der geistige Nachfolger der Glossy
Seiko SRPK97, der geistige Nachfolger der Glossy

Seiko Presage Cocktail Time

Die meisten Seiko-Modelle mit Kultstatus dürften wohl Taucheruhren sein, was die von Fans ersonnenen Spitznamen wie Turtle, Tuna oder Sumo belegen. Die meisten davon bewegen sich im bei Seiko traditionell stark besetzen, dreistelligen Preissegment. Mich persönlich haben stets eher die Dresswatches der Presage-Reihe angesprochen – und zwar im Speziellen die Presage Cocktail Time-Modelle. Der Clou bei dieser Dresswatch-Kollektion sind die auffälligen und ungewöhnlichen Zifferblätter, die jeweils von einem bestimmten Drink inspiriert sind.

Erstmals wurde 2010 mit der SARB065 eine Uhr der Cocktail Time-Reihe präsentiert. Aber erst 2017 und in den darauffolgenden Jahren ging es so richtig los, sodass es mittlerweile an die 50 Referenzen geben dürfte. Zuletzt wurden im September 2024 die SRPK93J1 und SRE015J1 lanciert.

Die SRPK93J1 ist eine der neuesten Cocktail Time-Seikos aus dem Jahr 2024
Die SRPK93J1 ist eine der neuesten Cocktail Time-Seikos aus dem Jahr 2024

Mein persönlicher Favorit aus 14 Jahren Cocktail Time dürfte jedoch die SSA361 „Starlight“ sein, deren texturiertes Zifferblatt einen graduellen Farbverlauf mit wunderschönen Blautönen aufweist. Zudem zählt sie zu den Cocktail Time-Modellen, die nicht mit einem schnöden Dreizeigerwerk, sondern mit dem 4R57 ausgestattet sind. Dieses Werk trumpft mit zwei Komplikationen auf: Einem Zeigerdatum bei sechs Uhr sowie einer exotischen, zentralen Gangreserve, deren dedizierter Zeiger eine Skala von zwölf bis vier Uhr überstreicht.

Die SSA361 "Starlight" zählt zu den schönsten Seiko Presage-Modellen
Die SSA361 „Starlight“ zählt zu den schönsten Seiko Presage-Modellen

Leider war diese Referenz limitiert, sodass man für ein neuwertiges Exemplar heute knapp 1.000 Euro ausgeben muss. Falls es nicht exakt dieses – meiner Meinung nach schönste – Cocktail Time-Modell sein soll, gibt es weitere Modelle, die mit demselben Werk ausgestattet sind, aber bereits für etwa 500 Euro zu haben sind. Für welches Modell man sich auch entscheidet, alle sind zuverlässige, bezahlbare Dresswatches mit nicht alltäglichen Zifferblättern.

Seikos unterschätzte, mechanische Chronographen

Vorneweg sei gesagt, dass Seiko natürlich legendäre, mechanische Chronographen, allen voran die Pogue mit dem 6139, einem der ersten Automatik-Chronographenwerke der Geschichte, vorweisen kann. Das Werk 6139 hakt mit seiner integrierten Konstruktion ohne Modulbauweise, vertikaler Kupplung und Schaltrad die Checkliste jedes Enthusiasten ab. Das Problem ist nur, dass die Pogue vor etwa 55 Jahren erschien. Seiko baut bis heute kein direkt mit dem 6139 vergleichbares Uhrwerk und gut erhaltene Exemplare der Pogue können durchaus über 3.000 Euro kosten.

Eine gut erhaltene Pogue ist (leider) nicht mehr ganz günstig
Eine gut erhaltene Pogue ist (leider) nicht mehr ganz günstig

Als „Trostpflaster“ kann man sich mit den aktuelleren Kollektionen mechanischer Chronographen aus dem Hause Seiko behelfen. Diese greifen auf das – meiner Meinung nach unterschätzte – 8R48-Werk zurück, ein modulares Chronographenkaliber mit Automatikaufzug. Optisch macht es aufgrund des modularen Aufbaus wenig her, da der Chronographenmechanismus auf der Zifferblattseite versteckt ist. Ein Schaltrad ist jedoch verbaut, was in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist und das 8R48 vom Valjoux 7750 oder Sellita SW 500 abhebt.

Der Presage-Chronograph SRQ023 mit Emaille-Zifferblatt
Der Presage-Chronograph SRQ023 mit Emaille-Zifferblatt

Ein aktuelles Modell mit besagtem Kaliber ist die SRQ019 aus der Prospex-Kollektion. Mein persönlicher Favorit ist hier wiederum ein etwas älteres Modell, nämlich die SRQ023 von 2017. Hier bekommt man das interessante Uhrwerk, verbaut in einem eleganten Presage-Chronographen mit edlem Emaille-Zifferblatt. Während für die SRQ019 eine UVP von 2.700 Euro aufgerufen wird, sind gebrauchte Exemplare der SRQ023 schon ab etwa 1.400 Euro zu haben. Klare Kaufempfehlung!


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Über den Autor

Tim Breining

Etwa 2014, während meines Ingenieurstudiums, begann ich mich für Uhren zu interessieren. Mit der Zeit wurde aus der anfänglichen Neugier eine Leidenschaft. Da …

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