06/20/2022
 3 Minuten

Patek Philippe – Art déco für Brock & Co.

Von Sebastian Swart
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1920er-Jahre Patek Philippe Ref. 42 aus Weißgold mit Jaeger-LeCoultre-Kaliber.

Die Uhrenmanufaktur Patek Philippe zählt seit Ihrer Gründung vor über 180 Jahren zu den weltweit bekanntesten und beliebtesten Luxusuhrenmarken. Den meisten von Ihnen dürfte das Genfer Unternehmen durch die 1976 präsentierte Sportuhrenreihe Nautilus bekannt sein. Auch die im Jahr 1932 vorgestellte Calatrava ist ein Aushängeschild der Uhrenmarke. 

Patek Philippe war allerdings nicht von Anfang an eine Manufaktur, die Uhren in großer Stückzahl und unter eigenem Namen fertigte. Ähnlich wie Cartier oder IWC stellte auch Patek Philippe bis etwa in die 1940er-Jahre hinein hochwertige Uhren im Auftrag einer ganzen Reihe verschiedener Juweliere her. Die bekannteste Kette ist wohl Tiffany & Co. aus New York, mit der Patek bis heute eine über 170-jährige Partnerschaft verbindet. An dieser Stelle wird Ihnen vermutlich die 2021 vorgestellte Nautilus 5711/1A-018 in den Sinn kommen, die letztmalig produzierte 5711 mit einem Zifferblatt in Tiffany-Blue und entsprechendem Markenschriftzug. 

Zweifelsohne ist die Nautilus mit Tiffany-Dial eine schöne Uhr, doch wo soll man sie kaufen und wer kann die Summen auf den Tisch legen, die Verkäufer dafür aufrufen? In Hyla Bauers Artikel Tiffany und Patek Philippe: die perfekte Symbiose? erfahren Sie mehr zu Patek Philippe und Tiffany & Co. 

Die Zusammenarbeit zwischen Tiffany und Patek kann auf eine lange Historie zurückblicken.

Betrachten wir heute stattdessen Brock & Co, einen amerikanischen Juwelier, der in den 1920er-Jahren einen ähnlichen Ruf genoss wie Tiffany, einmal etwas genauer.  

Brock & Co. – Tiffany des amerikanischen Westens 

Die Brock & Co. aus Los Angeles war bereits seit Gründung in den 1880er-Jahren für den Verkauf von hochwertigem Schmuck bekannt. Das nach dem Namen des Firmengründers George Brock benannte Unternehmen galt als das „Tiffany des amerikanischen Westens“. In den 1920er-Jahren befand sich das Geschäft der Brock & Co. Ecke 7th Street und Olive in L.A., wo Brock feine internationale Luxusprodukte anbot. Hierzu gehörten unter anderem hochwertigster Schmuck von dem noch heute existierenden Hersteller Oscar Heyman. 

Das Geschäft verfügte in den 1920er-Jahren allerdings nicht nur über eine Schmuckabteilung, sondern auch über eine Abteilung mit Zeitmessern von Patek Philippe. Die Uhren besaßen ein mit dem Brock & Co. Logo personalisiertes Zifferblatt. Beispielhaft sind hier die Referenzen 42 und 425, die Patek aus Gold oder Platin fertigte. Das Design erinnerte damals natürlich nicht zufällig an das der stilprägenden Cartier Tank, die etwa zehn Jahre zuvor auf den Markt kam. Uhren im Art-déco-Stil waren in den 1920er- und 30er-Jahren äußerst populär, und so verwundert es nicht, dass auch Patek und Brock sich für diesen Look entschieden. 

Rechteckige Uhrwerke fertigte Patek Philippe für die damaligen Uhren allerdings noch nicht selbst, daher bediente sich der Hersteller bei Kalibern anderer Manufakturen wie Jaeger-LeCoultre. Patek verwendete unter anderem die LeCoultre-Kaliber 7 und 8, die mit jeweils 18 Steinen gelagert waren, eine bimetallische Unruh und eine Flachspirale besaßen. Weitere Werkszulieferer waren etwa Piguet und Niton. 

1920er-Jahre Patek Philippe Ref. 42 aus Weißgold mit Jaeger-LeCoultre-Kaliber.

Die abgebildete Uhr (Ref. 42) stammt aus dem Besitz des Uhrensammlers und Händlers Eric Wind aus Palm Beach. Das Gehäuse dieses Modells besteht aus Weißgold. Auffällig: Die Zeitanzeige erfolgt lediglich über Zeiger für Stunden und Minuten. Eine laufende Sekunde fehlt gänzlich. Das zweifarbige Zifferblatt im Sektor-Stil ist betont schlicht gehalten, der Brock & Co. Schriftzug befindet sich oberhalb der 6-Uhr-Position. Dieses spezielle Exemplar wurde vermutlich Ender der 1920er-Jahre von Brock & Co. in Beverly Hills verkauft. 

Unter der Leitung von George C. Brock, Sohn des Gründers George Brock, expandierte das Unternehmen noch bis in die 1960er-Jahre hinein, bis es schließlich von der Bildfläche verschwand. Patek Philippe und Tiffany & Co. indes blieben und sind – wie wir alle wissen – äußerst erfolgreich am Markt. Vielleicht folgen noch weitere spannende Kooperationen, die über das Tiffany-Blue Zifferblatt der Nautilus 5711/1A-018 hinausgehen.  


Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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