Regeln brechen, um sie neu zu definieren. Das ist Genies vorbehalten. Normalerweise verbinden wir Uhrenliebhaber dies mit Marken wie Hublot. Doch auch bei einer traditionellen Marke wie Cartier findet sich diese Neudefinition von Regeln. Das beste Beispiel ist sicherlich die Cartier Santos – die erste echte Armbanduhr und dann noch eine mit so viel Neuerungen: eckiges Design und integrierte Bandanstöße. All das kannte man damals nicht. Wenig spät schuf auch die Cartier Tank mit ihren markanten, von Panzerketten inspirierten Bandanstößen und den langen Hörnern eine neue Ästhetik für Uhren. Bei all diesen Modellen merkt man: Cartier ist ebenso Uhrmacher (ja, sogar Erfinder der Herrenarmbanduhr) wie Juwelier und verbindet in den Uhrenkollektionen das Beste aus beiden Welten.
Je länger ich mich mit den Uhren von Cartier beschäftigt habe, desto öfter erkannte ich dieses Schema in ihren Uhren. Natürlich ist dies mein persönlicher Zugang zu den Modellen. Doch es ist der Zugang, der dazu geführt hat, dass mich diese Uhren begeistern konnten. Also gestatten Sie es sich, die Uhren einmal unter anderer Perspektive zu betrachten und zu hinterfragen, ob Cartier zum Establishment gehört oder vielmehr seit einem guten Jahrhundert immer wieder den Uhrenkosmos revolutioniert.
Cartier Santos – die erste Herrenarmbanduhr
Santos ist die älteste Uhrenlinie von Cartier und bis heute eine der bedeutendsten. Entworfen wurde sie für den Flieger und Abenteurer Alberto Santos-Dumont, damit dieser im Cockpit die Zeit nicht auf einer Taschenuhr ablesen musste, sondern bequem am Handgelenk sehen konnte. Somit ist die Santos die älteste Herrenarmbanduhr und gleichzeitig die älteste Fliegeruhr. Damals schon war ihr Design revolutionär: ein eckiges Gehäuse mit integrierten Bandanstößen und sichtbaren Schrauben.
Wie revolutionär und vor allem wie zeitlos das Design war, können wir erst heute sehen. Die Uhren von Cartier sind aktuell sehr beliebt und die Santos zählt zu den gefragtesten Modellen. Ob man die Uhr nun als Bicolor-Variante trägt, kleiner als Damenuhr oder eine Santos-Dumont, die dem Original aus 1904 am meisten ähnelt – sie macht in allen Formen eine gute Figur. Vielleicht ist es die Aufbruchsstimmung des Beginns der Luftfahrt, der in ihr steckt. Vielleicht ist es auch die Kombination von revolutionärer Form mit dem klassischem Zifferblattdesign einer Taschenuhr. Was genau sie zu etwas Besonderem macht, können wir durch rein rationale Erklärungen nicht herausfinden. Doch wir können anerkennen, dass sie wie nur wenige andere Modelle das berühmte „je ne sais quoi“ hat, mit dem sie seit über 100 Jahren Menschen begeistert.
Cartier Tank – jedem Handgelenk seine eigene Uhr
Die Cartier Tank ist eine der präsentesten Uhren. Sie zierte und ziert das Handgelenk vieler Prominenter: Ob Michelle Obama, Andy Warhol oder Muhammad Ali – diese und viele andere Persönlichkeiten werden oder wurden regelmäßig mit dieser Uhr abgelichtet, die eine der klassischen Dresswatches schlechthin ist. Dabei war sie bei ihrer Erscheinung im Jahr 1917 noch umstritten – das eckige Design, das sich stark von den Taschenuhren unterschied und nur für das Handgelenk bestimmt war, kannte man zwar bereits von der Cartier Santos. Doch diese war für einen extravaganten Flugpionier entworfen worden. Nun war eine eckige Uhr einem viel größeren Publikum zugänglich.
Die Inspiration für die breiten Stege lag in den neuen Renault Panzern, die Cartier während des Ersten Weltkriegs an der Westfront sah. Doch die anfängliche Skepsis gegenüber einer eckigen Armbanduhr für den Herren legte sich schnell. Bereits in den 1920ern war sie so berühmt, dass man andere Uhren ähnlichen Designs auch als „Tank“ bezeichnete. Seitdem hielt der Siegeszug dieses Modells an – und seitdem kam die Cartier Tank in verschiedenen Größen und Formen, mit verschiedenen Komplikationen und in verschiedenen Preiskategorien auf den Markt.
Man könnte also glauben, man hätte sich an der Cartier Tank irgendwann sattgesehen. Oder auch, dass diese sehr klassische Uhr ein wenig zu elegant für manche Gelegenheiten, ein wenig zu feminin für manche Herren ist. Dass dies nicht wahr ist, beweisen uns die prominenten Liebhaber der Tank. Lady Diana liebte ihre Tank, die an ihr einmal leger und einmal elegant wirkte. An Yves Saint Laurent fügte sich die Tank perfekt in seinen markanten Stil ein. Und Muhammad Ali war für seine Cartier Tank in kleiner Größe bekannt, die einen beeindruckenden Kontrast zu seinem Handgelenk darstellte. Auch wir können diese Uhr unserem Leben anpassen und sie genau in der Größe und dem Stil tragen, der uns entspricht.
Natürlich hat sich die Tank seit ihrem Erscheinen vor über 100 Jahre nicht verändert – ihre DNA ist gleichgeblieben. Doch beweisen die vielen Modelle und die extravaganten Sondereditionen, wie die Cartier Tank Asymétrique Skeleton, wie man bei Cartier Tradition versteht. Legenden werden nicht ehrfürchtig verehrt, sondern man lässt es zu, dass sich diese entwickeln und auch immer wieder neu interpretiert werden. Die Tank wurde bewahrt, doch auch behutsam dem Zeitgeist angepasst – und durch neue Sondereditionen immer wieder revolutioniert. Somit können wir Uhrenliebhaber nicht nur die einst große Vergangenheit bewundern, sondern auch heute die Leidenschaft für diese Uhren erfahren.
Cartier Panthère – Armbanduhr oder Armband mit Uhr?
Wie schon der Name sagt – diese Uhr wurde vom Wappentier Cartiers, dem Panther, inspiriert. Doch halt – dies stimmt eigentlich nicht so ganz. Denn es ist das Armband der Uhr, welches aufgrund seiner Geschmeidigkeit auf die Bewegungen dieses Tiers verweist. Betrachtet man die Cartier Panthère nun als Uhr, wird man eventuell etwas enttäuscht sein. Eine simple Quarzuhr ohne eine bemerkenswerte technische Besonderheit, die man in kleiner, kleinerer oder kleinster Größe kaufen kann. Wie kann es also sein, dass sich dieses Modell zu einer Ikone entwickelt hat?
Nun, betrachtet man die Cartier Panthère als Armband, ändert sich vieles. Nicht nur ist dank der fünfgliedrigen Struktur ein unglaublicher Tragekomfort gegeben, der auch noch gut aussieht. Das Armband hat sogar noch eine kleine Uhr integriert! Bei allen Gelegenheiten, zu denen man eigentlich nur ein Armband tragen will – sei es leger oder elegant – hat man nun sowohl eine Zeitanzeige als auch eine Hommage an eine Uhr dabei. Wer mich kennt, weiß, dass ich keine kleinen Uhren mag. Doch die Cartier Panthère ist für mich eine Favoritin für all die Tage, die ich – aus welchen Gründen auch immer – ohne Uhr verbringen will.
Cartier Ballon Bleu – mehr als ein Kreis
Bislang waren nur eckige Uhren das Thema – doch seit 2007 umfasst das Sortiment von Cartier auch die Ballon-Bleu-Kollektion und bietet somit perfekt runde Uhren an. Auch diese gibt es mit den verschiedensten Komplikationen und in Größen, die jedem Geschmack und Handgelenk entgegenkommen: Von 28 mm bis 46 mm sind Modelle zu finden. Ihre Signatur ist jeweils die im Gehäuse integrierte Krone mit blauem Saphir- oder Spinell-Cabochon, welcher von einem runden Bogen geschützt wird. Somit wird die runde Form des Zifferblatts durch eine weitere runde Form durchbrochen. Ist die Uhr damit noch runder oder doch weniger rund? Nun, das liegt ganz im Auge des Betrachters, den diese Uhr auf französisch-charmante Weise irritiert.
Ganz im Gegensatz zur völlig neuartigen Form ist das Zifferblatt der meisten Modelle ganz traditionell – weiß mit römischen Zahlen als Indizes. Sieht man also eine Ballon Bleu am Handgelenk einer anderen Person, so wirkt sie erst wie eine durchschnittliche Armbanduhr, ja beinahe ein wenig altmodisch. Runde Form und klassisches Zifferblatt. Erst bei genauerem Hinsehen merkt man, dass die Silhouette anders als gewohnt ist – man sieht die integrierte Krone. Kommt man noch näher, erkennt man den Schliff des Zifferblatts und dass auch dieses durch die integrierte Krone quasi aufgebrochen ist. Ist diese Uhr klassisch oder doch extravagant? Für mich ist sie einfach ein Paradebeispiel dafür, wie ausbalanciert Asymmetrie sein kann.
Fazit
Oft wird diskutiert, ob Cartier wirklich eine Uhrenmarke ist oder vielmehr doch eher eine Schmuckmarke, die auch Uhren herstellt. Ich sehe Cartier als Uhrenmarke und Schmuckmarke zugleich. Dies wirkt sich natürlich auf die Kollektionen aus – die Cartier Panthère etwa ist ein Schmuckstück mit Einfluss aus der Uhrenwelt und auch in Uhrenklassikern wie der Cartier Santos findet sich die Erfahrung des genialen Schmuckdesigns von Cartier. Jedes Design ist so einzigartig, dass es stets wiedererkennbar ist, sich jedoch in vielen Spielarten variieren lässt, ohne je unproportional oder unpassend zu wirken.
Neben den hier erwähnten finden sich natürlich noch weitere Kollektionen im Angebot von Cartier. Ob nun Roadster oder Pasha oder doch etwas ganz anderes – jede Uhr hat nicht nur eine interessante Geschichte, sondern vor allem ein spannendes Design. Genießen Sie den Einfluss der Haute Joaillerie und experimentieren Sie mit diesen. Als Träger oder Trägerin dürfen Sie sich diese Meisterwerke zu eigen machen und auch mit ihnen spielen. Durch die vielen verschiedenen Kollektionen, Materialien und Größen können wir alle eine Variante finden, die unsere Persönlichkeit unterstreicht oder uns einfach Freude bereitet.
Mehr über Cartier lesen Sie übrigens hier.