Das Interesse am Sammeln von Vintage-Uhren steigt weiterhin rasant an. Für wirklich jede Marke, die irgendwann einmal Uhren hergestellt hat, scheint es eine wachsende Gruppe an Sammlern zu geben. Am Anfang waren da nur die eingefleischten Fans, aber durch ihren Einfluss verbreitete sich das Fieber schnell auf andere Uhrenliebhaber. Heute suchen sogar neu eingestiegene Sammler nach schönen Vintage-Stücken. Heute gibt es Käufer, die eifrig nach der nächsten amerikanischen Art-déco-Uhr aus den 1930er suchen, während andere sich für Uhren mit springender Stunde aus den späten 70ern interessieren.
Eine der großen, besonders interessanten Gruppen bilden die Uhrenliebhaber, die Vintage-Chronographen sammeln. Sie konzentrieren sich im Allgemeinen auf klassische Zeitmesser im Dresswatch-Stil aus den 40er- bis 60er-Jahren statt auf große, auffällige Stücke aus den 70ern. Diese frühen Chronographen haben etwas ganz Besonderes. Der elegante Stil, für den sie stehen, das schlichte Design: Das sind Uhren, die für den tagtäglichen Gebrauch gefertigt wurden, nicht als modisches Statement. Es hat wohl alles vor ein paar Jahren mit Universal Genève angefangen. Später traten auch langsam Excelsior Park, Record, Minerva, Enicar, und Leonidas ins Rampenlicht. Natürlich waren diese Marken schon immer in gewisser Weise präsent, jetzt sind sie aber angesagter als je zuvor.
Eine Komplikation erweckt immer Aufmerksamkeit. Ob es nun ein Vollkalender ist, eine Mondphase, ein Chronograph, oder vielleicht sogar eine Mischung aus allen dreien: Es ist davon auszugehen, dass Uhrenfans darauf fliegen – insbesondere, wenn es sich um ein schönes Vintage-Stück handelt. Weshalb? Viele haben das Gefühl, der Werterhalt einer Vintage-Uhr sei besser als der einer neuen. Natürlich gibt es in dieser Hinsicht bei bestimmten neuen Uhren Ausnahmen, aber im Allgemeinen halte ich diese Theorie für richtig. Meiner Meinung nach ist es wahrscheinlicher, dass eine 50 Jahre alte Uhr, die heute genau so viel kostet wie ein neues Stück derselben Marke, ihren Wert hält, insbesondere auf kurze/mittlere Sicht. Außerdem kann man diese Vintage-Stücke heute mindestens genauso gut tragen wie damals.
Ziehen Sie den Kauf einer neuen Uhr als Investition in Betracht, wird diese wohl ungetragen bleiben müssen. Dementsprechend ist es nicht überraschend, dass Vintage-Chronographen jetzt im Trend liegen. Lassen Sie sich davon jedoch nicht täuschen – nächstes Jahr sind es vielleicht Taucheruhren alter Marken und dann vielleicht 33-mm-Dresswatches (auch wenn die Chancen dafür eher gering sind). Marken wie Universal Genève oder Eberhardt haben jedoch so große Bekanntheit erlangt, dass sie bereits der nächstbeste Trend sind. Sie sind zum Must-have geworden, was ihren Wert nach oben treibt. Wem diese Uhren zu kostspielig sind, entscheidet sich für eine der anderen verfügbaren Optionen. Es gibt so viele Marken, die so lange Zeit unter dem Radar geflogen sind, dass Sie ganz sicher etwas finden werden, was Ihnen gefällt. Von Wakmann (oder Gigandet) mit Anzeige von Tag, Datum und Monat bis zur legendären Angelus 215s über Gallet oder Clebar bis hin zu einigen fantastischen Doxa-Stücken – es gibt hunderte Vintage-Modelle von coolen Uhrenherstellern, die darauf warten, entdeckt (oder eher wiederentdeckt) zu werden.
Achten Sie aber darauf, sich gut zu informieren. Es gibt Marken (obwohl diese meist in den 70ern aktiv waren), die Uhren anbieten, die ästhetisch interessant sind, in deren Innerem sich aber geringwertige Stiftankerwerke wie z. B. von Lapanouse finden. Natürlich können Sie kaufen, was auch immer Ihnen gefällt. Im Allgemeinen zeigt die Uhrenwelt für diese Stücke jedoch kaum Interesse. Mit einer Uhr mit einem Werk von Valjoux, Lemania oder Venus können Sie hingegen überhaupt nichts falsch machen – oder mit einer Uhr mit einem eigenen Manufaktuhrwerk.
Achten Sie auf den Zustand des Zifferblatts, stellen Sie sicher, dass es nicht durch ein neues ersetzt wurde oder sehr stark beschädigt ist. In diese frühen Chronographen konnte leicht Wasser eindringen, was zu Rost im Uhrwerk und Schäden am Zifferblatt führt. Vergleichen Sie Fotos ähnlicher Modelle im Internet, recherchieren Sie abgeschlossene Verkäufe, um ein Gefühl für den Wert zu bekommen und stellen Sie immer sicher, dass Ihnen die Größe des Gehäuses zusagt. Wenn Sie ein breiteres Handgelenk haben, fragen Sie nach dem Gehäusedurchmesser und vergewissern Sie sich, dass die Uhr an Ihnen gut aussieht.
Diese Uhren sind Kunstwerke, die normalerweise 33-36 mm messen, selten aber auch 37-39 mm erreichen. Was am Handgelenk des Verkäufers vielleicht gut aussieht, könnte an Ihrem eigenen zu klein wirken, bewerten Sie eine Uhr also nie nur auf Basis der Fotos. Das Wichtigste ist aber, dass Sie die Jagd genießen, aus Ihren Recherchen lernen und stolz auf Ihre neueste Anschaffung sind, wenn Sie sie schließlich kaufen.