Trends sind in der Uhrenwelt ja nichts Ungewöhnliches. Oft liegen ihnen simple und leicht erkennbare Merkmale wie z. B. eine neue Zifferblattfarbe zugrunde. Häufig erleben auch bestimmte Uhrenstile oder -modelle ein Comeback. In den letzten Jahren waren z. B. Sportuhren aus Edelstahl im Stil der 1970er-Jahre das Nonplusultra. Bei anderen, weniger offensichtlichen Trends geht es ums Material. Schon immer versuchten Uhrmacher, die Grenzen neuer Materialien auszutesten, um ihre Uhren noch leichter und robuster zu machen. Keramik, Kohlefaser und Titan sind zwar nicht wirklich neu, aber in den letzten Jahren wurden verstärkt Uhren aus einem oder mehreren dieser Materialien hergestellt und oft wurden sie auch mit traditionellen Werkstoffen kombiniert. Das kann man durchaus als Trend bezeichnen, wenn auch eher auf lange Sicht. Was aber, wenn ein Trend schwieriger zu fassen ist, weil es ihn im Grunde schon immer gab?
Dem Gold-Trend auf der Spur
Zugegeben, das klingt etwas mysteriös… worauf ich hinaus will, ist die Tatsache, dass die Gehäuse und Armbänder vieler bemerkenswerter neuer Uhrenmodelle aus Gelb- oder Roségold bestehen. Ist Ihnen das auch aufgefallen? Klar, diese beiden Goldarten werden schon seit Jahrhunderten für Uhren verwendet und sind nun wirklich nichts Außergewöhnliches. Das macht es schwieriger, den aktuellen „Trend“ hin zu goldenen Uhren zu erkennen. Aber als wir einige der besten Neuerscheinungen dieses Jahres genauer betrachteten, stellten wir schnell fest, dass überdurchschnittlich viele von ihnen aus Gold sind. Als „beste Neuerscheinungen“ sehen wir die Modelle, die bei Journalisten und Fans gleichermaßen Anklang finden.
Zudem haben wir die Verkaufsdaten auf Chrono24 analysiert. Hier haben wir festgestellt, dass etwa seit Jahresbeginn mehr goldene Uhren verkauft wurden. Außerdem scheinen Golduhren immun gegen den Preisverfall zu sein, den wir bei einigen beliebten Edelstahlmodellen in den letzten Monaten erlebt haben. Man kann also mit Sicherheit sagen, dass sich da ein eindeutiger Trend abzeichnet: Golduhren werden immer beliebter. Deshalb haben wir beschlossen, eine Liste der bemerkenswertesten goldenen Neuerscheinungen des Jahres zu erstellen. Einige davon sind bereits seit einiger Zeit auf dem Markt, andere wurden erst diese Woche auf den Geneva Watch Days vorgestellt. Und offenbar ist das erst der Anfang. Hier erfahren Sie mehr über die besten neuen Modelle.
Vacheron Constantin Historiques 222
Die erste Uhr auf unserer Liste war die spannendste Neuerscheinung auf der Watches & Wonders 2022. Die unerreichte Vacheron Constantin Historiques 222 ist eine großartige Neuauflage des Vacheron-Klassikers 222 aus den 1970er-Jahren. Die ursprüngliche 222 wird oft in einem Atemzug mit der Audemars Piguet Royal Oak und der Patek Philippe Nautilus genannt. Lange Zeit glaubte man, die 222 sei vom legendären Designer Gérald Genta entworfen worden, doch wie sich herausstellte, ist diese Ikone der 1970er-Jahre eine Kreation des jungen Uhrendesigners Jörg Hysek. Vacheron Constantin beschloss, die Uhr anstelle von Edelstahl in 18-karätigem Gelbgold neu aufzulegen, was das neue Modell noch edler wirken lässt. Dem ursprünglichen Design ist der Hersteller sehr treu geblieben, aber das Uhrwerk wurde verbessert. Das modernere Inhouse-Automatikkaliber 2455/2 bietet eine moderne Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (A/h) und eine Schnelleinstellung für das Datum. Abgesehen von diesen Änderungen führte Vacheron Constantin die 222 in ihrer ganzen wohlvertrauten Pracht wieder ein.
Bulgari Octo Finissimo in Roségold
Bulgari präsentierte auf den Geneva Watch Days 2022 einige neue Modelle in Gold. Am bedeutendsten sind meiner Meinung die beiden goldenen Octo Finissimo Automatic-Versionen. Bei ihnen kommt die ikonische Ausstrahlung des Modells am stärksten zur Geltung. Technisch interessanter ist hingegen die Bulgari Octo Finissimo Skeleton 8 Days, die es nun auch in Roségold gibt. Bisher stellte Bulgari technisch beeindruckende Modelle meist in einer Titanversion vor, aber diesmal präsentiert sich das Spitzenmodell in edlem Roségold. Auch die neue Octo Finissimo Chronograph GMT ist in Roségold erhältlich. Doch warum halte ich die Octo Finissimo Automatic für die wichtigste Neuvorstellung der Marke? Wie Sie vielleicht wissen, präsentierte Bulgari bereits vor einigen Jahren eine Roségoldversion der Octo Finissimo. Gehäuse und Armband dieser Uhr sind aus sandgestrahltem Roségold. Hinzu kommt ein Zifferblatt in Roségold, das den monochromen Look Modellreihe aus den Anfangstagen perfekt widerspiegelt. In der Vergangenheit wechselte der Hersteller die Zifferblattfarben bei verschiedenen Modellen, und genau das passierte auch bei den neuen Goldmodellen. Sowohl die unlimitierte Octo Finissimo Automatic aus Roségold als auch die limitierte Version aus Gelbgold verfügen über ein schokoladenbraunes Zifferblatt, durch das beide unglaublich edel wirken. Beide Modelle demonstrieren sehr eindrucksvoll, wie eine goldene Uhr im besten Fall sein kann.
H. Moser & Cie. Streamliner Tourbillon Vantablack
Eine weitere Sensation auf den diesjährigen Geneva Watch Days ist die brillante H. Moser & Cie. Streamliner Tourbillon Vantablack. Die H. Moser & Cie. Streamliner ist schon lange eine erfolgreiche Kollektion und hat in den letzten Jahren viele interessante Neuzugänge bekommen. Die spektakulärsten Modelle der Vergangenheit waren die Streamliner Centre Seconds und die Streamliner Flyback Chronograph, doch die neue Tourbillon-Version aus Rotgold steht ihnen in nichts nach. Und als ob der edle Roségold-Look nicht schon genug wäre, versah der Hersteller seine Uhr auch noch mit einem Vantablack-Zifferblatt. Diese sogenannte „dunkelste aller Farben“ verleiht der Uhr eine neue Dimension von phänomenaler Tiefe. Außerdem kann man bei 6 Uhr einen Blick auf das beeindruckende Tourbillonkaliber HMC804 werfen. Mit dieser Kombination aus edlen Materialien und technischer Innovation verdient die Streamliner Tourbillon Vantablack definitiv einen Platz auf der Liste der spektakulärsten Neuerscheinungen dieses Jahres.
Omega Speedmaster Professional Moonwatch in Moonshine-Gold
Als Nächstes folgen nicht eine, sondern zwei Omega Speedmaster Moonwatches in Moonshine-Gold. In der Vergangenheit präsentierte Omega nur vereinzelt Goldversionen der berühmten Moonwatch. Edelmetalle sind generell rar in der Speedmaster Professional-Familie. Das ist nur folgerichtig, schließlich gilt die Moonwatch als ultimative Toolwatch. In diesem Jahr hat Omega jedoch beschlossen, die Serie um zwei weitere Modelle in seiner hauseigenen Legierung Moonshine-Gold zu bereichern. Die erste Variante ist mit einem dunkelgrünen Zifferblatt und einer ebensolchen Lünette ausgestattet, die zweite hat ein goldenes Zifferblatt und eine schwarze Lünette. Beide Uhren haben ihren jeweils ganz eigenen Look, sind jedoch gleichermaßen atemberaubend. Ich persönlich liebe die Version mit dem goldenen Zifferblatt und der schwarzen Lünette. Sie sieht einfach fantastisch aus, sowohl mit dem schwarzen Kautschukarmband als auch mit dem goldenen Armband. Dank dieser Neuzugänge in Edelmetall erreicht die Moonwatch-Kollektion in Sachen Gold ein neues Level. Die Serie umfasst nun zwei neue Modelle in Moonshine-Gold, eine Version in Sedna-Gold mit schwarzem Zifferblatt und schwarzer Lünette sowie das hervorragende Modell in Canopus-Gold (Weißgold) mit silbernem Zifferblatt und schwarzer Lünette. Letztere ist zwar immer noch mein absoluter Favorit, aber die neuen Moonshine-Gold-Versionen sind ebenfalls sehr elegant.
Cartier Santos Dumont in Roségold
Eine weitere aufsehenerregende Golduhr stammt aus dem Hause Cartier. In der Vergangenheit waren Cartier-Uhren aus Edelmetallen eine Selbstverständlichkeit, aber in letzter Zeit konzentrierte man sich auch dort verstärkt auf Modelle aus Edelstahl. Dass die Uhren der Marke in Gold einfach am atemberaubendsten sind, bewies auf der Watches & Wonders 2022 die Cartier Santos Dumont in Roségold mit ihrer beige lackierten Lünette und den gleichfarbigen Bandanstößen. Der Farbton von Lünette und Bandanstößen passt perfekt zum beigefarbenen Zifferblatt mit seinem sehr feinen, pyramidenähnlichen Muster. Die Uhr hat eine wunderbare Gesamtpräsenz am Handgelenk und wird wegen ihrer Schlichtheit gern unterschätzt. Understatement ist nun ja kein typisches Charakteristikum von Gelb- und Roségolduhren. Cartier präsentierte noch zwei ähnliche Modelle in verschiedenen Farben, jedoch ist die roségoldene Version mit dem beigefarbenen Zifferblatt und der beigen Lünette definitiv das attraktivste des Trios. Kombiniert mit dem grünen Lederarmband hat sie eine fantastische Wirkung. Diese auf 200 Exemplare limitierte Edition beweist einmal mehr, dass Cartier und Edelmetalle einfach zusammengehören.
Rolex Yacht-Master 42 in Gelbgold
Die meinem Empfinden nach beste Rolex-Neuerscheinung in diesem Jahr ist die 18-Karat-Gelbgold-Version der wunderschönen Rolex Yacht-Master 42. Die Kombination aus 42 mm großem Gehäuse aus Gelbgold und schwarzem Oysterflex-Armband wirkt bei der Yacht-Master wahre Wunder. Die neue Uhr folgt dem Schema der 40-mm-Version aus Everose-Gold, die ebenfalls mit einem schwarzen Oysterflex-Armband glänzt. Eine wirklich goldene Kombination. Abgesehen vom Gehäusematerial und dem Armband bietet diese Yacht-Master nicht wirklich viel Neues. Sie verfügt über das Kaliber 3235 und das schon bekannte 42-mm-Gehäuse, das zuvor in Weißgold erhältlich war. Hinzu kommt nach wie vor das geniale und unglaublich bequeme Oysterflex-Armband. Es ist der Kontrast zwischen dem Gelbgoldgehäuse und dem Schwarz von Lünette, Zifferblatt und Armband, der diese Neuerscheinung zu etwas ganz Besonderem macht.
Zenith Chronomaster Sport in Roségold
Zenith konzentrierte sich in diesem Jahr vor allem auf die Chronomaster Open, aber viele finden, dass die Roségoldversionen der Chronomaster Sport zu den brillantesten Uhren gehören, welche die Marke in letzter Zeit entwickelt hat. Die Chronomaster Sport ist eindeutig von der Daytona inspiriert. Aber das schreckt die Fans überhaupt nicht ab. Die Edelstahlversionen erfreuen sich großer Beliebtheit, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis Zenith auch goldene und zweifarbige Modelle vorstellen würde. Und die Marke hat ihre Fans nicht enttäuscht. Die roségoldenen Chronomaster Sport-Varianten gewinnen ihre fantastische Ausstrahlung aus der Kombination von Edelmetall und weißen oder schwarzen Zifferblättern, auf denen die berühmten farbigen Hilfszifferblätter natürlich nicht fehlen dürfen. Ich liebe die roségoldene Version mit schwarzem Zifferblatt. Zusammen mit den grauen und blauen Hilfszifferblättern entsteht ein absolut faszinierendes Design, das viele Menschen bei der Watches & Wonders zu lieben schienen.
Das ist sie. Unsere Liste der spektakulärsten Golduhren des Jahres 2022. Wie Sie sehen, gibt es hier einige echte Schwergewichte, die beweisen, dass in Sachen Golduhren definitiv Bewegung herrscht. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs – es gibt noch viele weitere großartige goldene Uhren. Der Goldstandard wird neu definiert, und er wird immer besser und besser!
