Das Herzstück einer jeden Uhr ist ihre Mechanik – doch der erste Blick gilt meist einem anderen Bauteil: dem Uhrengehäuse. Dieses dient nicht nur als Schutz vor äußeren Einflüssen, sondern verleiht der Uhr gleichzeitig ihre charakteristische Form und trägt so, zusammen mit Zifferblatt, Zeigern, Lünette und Armband, maßgeblich zu ihrem Gesamteindruck bei.
Erfahren Sie mehr über die Entwicklungsgeschichte und Herstellung sowie die verschiedenen Materialien und Formen dieses essenziellen Uhrenteils, ohne das unsere Armbanduhren nicht das wären, was sie heute sind.
Die Funktionen des Uhrengehäuses
Zum Gehäuse der Armbanduhren, wie wir sie heute kennen, gehören der Gehäuseboden, ein Hauptteil mit Bandanstößen zur Befestigung des Armbands und die Lünette. Komplettiert wird es durch das Uhrenglas und die am Außenrand angebrachte Uhrenkrone.
Neben der ästhetischen Funktion besteht die Hauptfunktion des Gehäuses darin, äußere schädliche Einflüsse wie Stöße, Staub und Feuchtigkeit von der komplexen Technik im Inneren der Uhr fernzuhalten. Damit ist das Gehäuse ein Garant für die Funktionalität und Langlebigkeit eines Zeitmessers, bewahrt eine Uhr aber nicht vor einer regelmäßigen Revision.
Das Uhrengehäuse: Geschichte und Entwicklung
Uhrengehäuse, die nicht nur eine funktionale, sondern auch eine gewisse gestalterische Form hatten, traten ab der Renaissance auf, als sich Uhren im häuslichen Gebrauch verbreiteten. Durch die Weiterentwicklung der technischen Bestandteile, etwa der Feder zur Energiespeicherung oder der Unruh zur Verbesserung der Ganggenauigkeit, wurden Uhren kleiner und transportabel.
Die ersten tragbaren Uhren entstanden zu Beginn des 16. Jahrhundert und gehen auf den Nürnberger Peter Henlein zurück. Diese hatten zumeist eine zylindrische Dosenform. Oft werden mit Henlein auch die ovalen, eiförmigen als „Nürnberger Eier“ bezeichneten Uhren in Zusammenhang gebracht. Man nutzte sie meist als Tischuhren, trug sie aber auch an einer Kette um den Hals oder nahm sie in einem Beutel mit auf Reisen. Somit waren diese Modelle die ersten Vorläufer der Taschenuhren, da sie ein mobiles Ablesen der Zeit ermöglichten. Erhaltene, überaus kunstvoll verzierte Einzelstücke zeigen, dass die Gestaltung des Uhrengehäuses damals Vorrang vor der Präzision des Werks hatte. Erst ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die Uhrwerke immer komplexer und genauer.
Uhrengehäuse in der Neuzeit
Im Zuge der Industrialisierung wurde auch die Produktion von Taschenuhren beschleunigt und gesteigert. Das Prinzip der Gehäuse blieb jedoch grundlegend gleich: Das Uhrwerk war am Reif, dem Gehäusehauptteil, angebracht. Der Gehäuseboden und ein optionaler Gehäusedeckel schützten die Uhr vor äußeren Einwirkungen.
Als sich Anfang des 20. Jahrhunderts schließlich die Armbanduhr etablierte, passte sich auch die Gestaltung des Gehäuses daran an. Am Gehäusemittelteil wurden Bandanstöße angebracht, um das Armband daran befestigen zu können. Uhren avancierten zu einem wichtigen Alltagsgegenstand, auf den immer mehr Prozesse der Gesellschaft zählten. Um die Präzision und Funktionstüchtigkeit der Uhren sicher zu stellen, war es daher unabdingbar, dass die Uhrengehäuse auch sämtlichen Herausforderungen standhielten, mit denen Uhren konfrontiert wurden. Von besonderer Wichtigkeit waren dabei die Dichtungen zwischen den einzelnen Teilen des Gehäuses, die gegen Staub und Feuchtigkeit schützen sollten. Bei qualitativ hochwertigen Uhren geschieht dies durch einen O-Ring, der in eine Einkerbung im Gehäuse eingefasst wird. Besonders Rolex konnte sich einen Namen durch seine Pionierarbeit in der Entwicklung der ersten wasserdichten Armbanduhr machen. Der Name Oyster sollte den Charakter des Gehäuses beschreiben, welches das Uhrwerk so sicher verwahrt wie eine Auster ihre Perle.
Doch auch die Art und Weise wie das Uhrwerk im Gehäuse befestigt ist, hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie stabil eine Uhr später ist. Als am wertigsten gilt dabei das Vollgehäuse. Gehäuse und Uhrwerk werden hier individuell aufeinander abgestimmt. Das Werk wird von oben auf einen eigenen Ring des Gehäusemittelteils montiert und am Gehäuseboden befestigt.
Wie wird ein Uhrengehäuse hergestellt?
Bis die Materialien in der Lage sind, als schützende und gestalterisch ansprechende Hülle für die Uhr zu dienen, bedarf es einiger Arbeitsschritte. Aus dem Rohmaterial wird die Grundform ausgestanzt, die das Gehäuse später haben soll. Je nachdem, wie komplex das Gehäuse ist, kann sich dieser Vorgang bereits 10- bis 15-mal wiederholen. Anschließend werden die Bestandteile durch Drehen, Fräsen und Prägen für das spätere Verbauen vorbereitet. Im Verlauf dieses Prozesses werden die Rohlinge immer wieder stark erhitzt, damit keine Spannungen im Material entstehen, die zu Brüchen führen können. Sind die Rohlinge fertig, startet die Arbeit der Polierer. Sie beginnen zunächst mit groben Schliffen und polieren, bürsten und mattieren immer weiter und feiner, bis das gewünschte Endergebnis erreicht ist. Die vielen verschiedenen Materialien für Uhrengehäuse stellen dabei ihre ganz eigenen Anforderungen an die Polierer. So lässt sich Edelstahl beispielsweise sehr schwer bearbeiten, während Gold weicher ist und leichter in die gewünschte Form gebracht werden kann.
Materialien, aus denen Uhrengehäuse bestehen
Ebenso wie sich die Technik der Uhren stetig verfeinerte, wurden auch immer wieder neue Materialien entwickelt oder miteinander kombiniert, um deren jeweilige Vorzüge auszunutzen. Nachfolgend stellen wir Ihnen die populärsten Materialien für Uhrengehäuse vor.
Gehäuse aus Edelstahl
Edelstahl ist ein Metall von besonders hohem Reinheitsgrad mit einer sehr hohen Widerstandsfähigkeit. Um diese Eigenschaften zu erreichen, wird das Metall immer wieder geschmolzen. Dementsprechend schwer ist auch seine Verarbeitung. Im Gegensatz zu Uhren aus Edelmetallen ist eine Uhr aus Edelstahl weniger kratzanfällig und wird mit Hilfe spezieller Beschichtungen rostfrei und korrosionsbeständig gemacht.
Gehäuse aus Titan
Uhren aus Titan werden erst seit vergleichsweise kurzer Zeit hergestellt. Die Titangewinnung ist aufwändig und dadurch teuer. Aufgrund seiner Reaktionsfreudigkeit mit Sauerstoff kann es zu dem sehr stabilen Werkstoff Titanoxid verarbeitet werden. Durch verschiedene Legierungen wird Titan, welches in seiner Reinform weicher als Edelstahl ist, zu einer robusten Schutzhülle für Uhren.
Gehäuse aus Keramik
Das aus Titankarbid- oder Zirkonoxid-Pulver gewonnene und bei extrem hohen Temperaturen gebrannte Material ist sehr kratzresistent und behält stets seinen eleganten Glanz. Zudem ist es sehr leicht und eignet sich besonders für Menschen mit empfindlicher Haut, die allergisch auf Metalle reagieren. Als erste Uhr mit Keramikgehäuse kam 1962 die DiaStar 1 von Rado auf den Markt. Die Möglichkeit, bei der Herstellung verschiedene Färbungen zu erzielen, wurde zu einer Art Markenzeichen des Uhrenherstellers.
Gehäuse aus Edelmetallen
Edelmetalle wie Gold, Silber oder Platin lassen sich sehr gut verarbeiten und wurden schon seit Menschengedenken für die Schmuckherstellung genutzt. Auch Uhren verleihen sie ein besonders edles Erscheinungsbild. Aufgrund ihrer Wertstabilität sind Uhren mit einem Gehäuse aus Edelmetall eine sehr gute Investition.
Gehäuseformen von Armbanduhren
Der Kauf einer Luxusuhr ist immer auch ein Statement des persönlichen Geschmacks des Trägers oder der Trägerin. Dank einer großen Vielfalt an verschiedenen Formen können Sie beim Erwerb Ihrer Uhr sichergehen, das Modell zu finden, welches am besten zu Ihrem Stil und Ihrer Erscheinung passt. Die gängigsten Gehäuseformen finden Sie hier aufgelistet.
Runde Uhrengehäuse
Als wohl gängigste Form für Armbanduhren haben sich solche mit rundem Gehäuse durchgesetzt. Die Vollkommenheit des Kreises fasziniert die Menschen schon seit der Antike und schlägt somit eine Brücke in die Gegenwart der Zeitmessung. Diese Ausgeglichenheit wird noch gesteigert, wenn Uhrenmodelle über zurückhaltende Bandanstöße verfügen und sich die Breite der Armbänder deutlich von der Dimension des Gehäuses absetzt. Werfen Sie einen Blick auf die Portofino Chronograph von IWC und überzeugen Sie sich selbst.
Eingefasste Uhrengehäuse
Einige Uhrenhersteller gestalten die Form ihrer Modelle fließender, indem die Bandanstöße aus dem Gehäuse herausragen und dabei nahtlos ins Armband übergehen. Dabei entsteht der Eindruck einer kompakten und ganzheitlichen Formgebung. Die Rolex Oyster Perpetual ist ein passendes und gelungenes Beispiel einer Uhr mit einem solchen eingefassten Gehäuse.
Tonneau-förmige Uhrengehäuse
Diese sehr elegante und etwas extravagante Gehäuseform findet man vor allem bei edlen Dresswatches. Die Bezeichnung „Tonneau“ (französisch für: Fass, Tonne) leitet sich von der leichten Bogenform der Seitenlinien des Gehäuses ab, die an ein Weinfass erinnert. Als eine der beliebtesten Uhren mit tonneau-förmigem Gehäuse gilt die Evidenza von Longines. Aber auch Richard Mille setzt bei seinen modernen Uhrendesigns als Wiedererkennungswert auf diese außergewöhnliche Form.
Rechteckige und quadratische Gehäuse
Uhren mit einem quadratischen Gehäuse punkten, genauso wie die kreisförmigen Gehäuse, aufgrund ihrer angenehmen Symmetrie. Besonders im Zuge der 1920er Jahre erfuhren Uhrenmodelle mit rechteckiger oder quadratischer Gehäuseform eine große Popularität. Die bekanntesten Uhren mit eckigem Gehäuse sind beispielsweise die Cartier Santos oder Cartier Tank, Jaeger-LeCoultre Reverso und die erstmals 1969 präsentierte TAG Heuer Monaco, mit der sich auch schon Schauspielikone Steve McQueen wohl fühlte.