10/28/2021
 6 Minuten

Warum sind Rolex-Uhren so teuer geworden?

Von Jorg Weppelink
Rolex-Why-is-Rolex-so-expensive-Magazin-2-1-1

Durchstöbern Sie gerade den Markt nach einer Rolex? Wenn Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben, wissen Sie, dass es beinahe unmöglich ist, ein Exemplar von einem offiziellen Rolex-Fachhändler zu ergattern. Sollten Sie wider Erwarten doch die Gelegenheit bekommen, eine Rolex von einem Fachhändler zu erstehen, müssen Sie sich darauf einstellen, deutlich mehr als den Listenpreis dafür zu bezahlen. Das gilt auch, wenn Sie eine neue oder eine gebrauchte Rolex auf Chrono24 kaufen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Preislage irgendwann wieder entspannen wird. Für den Moment wollen wir uns einmal anschauen, warum Rolex-Uhren so teuer sind. Sind sie ihren Preis wert? 

Rolex: Die ultimative Luxusmarke

Rolex ist zum Symbol für Erfolg und Wohlstand geworden. Das war aber nicht immer der Fall. Vor der Einführung von Quarzuhren galten die meisten mechanischen Uhren noch nicht als Luxusartikel. Rolex entwickelte damals einige der besten Tool Watches auf dem Markt, von denen viele Bekanntheit erlangten, weil sie in Extremsituationen die Grenzen des Machbaren sprengten. Denken Sie nur an die Explorer, die Submariner, die Milgauss und die Daytona, die jeweils entwickelt wurden, um eine bestimmte Funktion zu erfüllen. In den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren hatte Rolex den Ruf, einige der besten Uhren auf dem Markt zu produzieren, aber nicht unbedingt den Ruf einer Luxusmarke. 

Erst Mitte der 1980er-Jahre verschob sich die allgemeine Wahrnehmung mechanischer Uhren von funktionalen Zeitmessern zu Luxusgütern. Zu einer Zeit, als Quarz König war und die Schweizer Uhrenindustrie sich tief in einer schweren Krise befand, flammte in Italien ein erneutes Interesse an klassischen Chronographen auf. Die Geschichten, die Traditionen und die Handwerkskunst, die mit diesen Zeitmessern einhergingen, machten sie zu hochbegehrten Symbolen des guten Geschmacks und Wohlstands. Dieser Wandel war der Schlüssel für das Revival mechanischer Uhren und der Schweizer Uhrenindustrie im Speziellen. Im Vordergrund dieses Wandels stand die wiederaufflammende Wertschätzung für Rolex, die ein neues Interesse an so ziemlich jedem Klassiker der Marke auslöste. 

Die Preise für Rolex-Uhren stiegen in den letzten Jahren signifikant
Die Preise für Rolex-Uhren stiegen in den letzten Jahren signifikant

Als nun mechanische Uhren allgemein als Luxusgüter anerkannt wurden, war Rolex die eine Marke über die alle Uhrenliebhaber sprachen. Rolex nutzte diese Gelegenheit und vermarktete sich geschickt. Als Resultat dessen ist Rolex jetzt so viel mehr als „nur“ ein Uhrenhersteller und hat sich als eine der weltweit führenden Luxusmarken etabliert.  

Rolex: Der Unterschied zwischen Listenpreis und Marktpreis

In den letzten fünf Jahren ist die Nachfrage nach Rolex-Uhren deutlich gestiegen und die Preise stiegen gleichermaßen mit. Da das Unternehmen die jährliche Produktion deckelt, wurde es schwerer, beliebte Modelle bei offiziellen Fachhändlern zu bekommen. Heutzutage ist es besser, sein Glück woanders zu versuchen, um eine neue oder eine gebrauchte Rolex zu kaufen, zum Beispiel auf Chrono24.  

Listenpreise für Rolex-Uhren reichen von ca. 5.000 EUR für eine Oyster Perpetual bis hin zu 485.000 EUR für eine GMT-Master II Ice. Das ist natürlich eine sehr breite Preisspanne. Das Faszinierende daran ist, dass der Preis egal ist, da bei den meisten dieser Uhren der geforderte Preis über dem Listenpreis liegt. Für einige Modelle wie die Submariner und die Daytona, wird oft der zwei- oder dreifache Listenpreis bezahlt. Aber warum? Schauen wir uns einmal die vielen Faktoren an, die darauf Einfluss haben. 

Rolex-Uhren verkaufen sich oftmals für deutlich mehr als die unverbindliche Preisempfehlung ihres Herstellers
Rolex-Uhren verkaufen sich oftmals für deutlich mehr als die unverbindliche Preisempfehlung ihres Herstellers

Rolex: Massenproduktion auf höchstem Niveau

Eines der größten Erfolgsgeheimnisse der Marke ist die kontinuierliche Produktion unglaublich hochwertiger Uhren in großen Mengen. Rolex ist keine Marke, die hochwertige, handgefertigte Luxusuhren in geringen Mengen produziert, wie Patek Philippe oder Audemars Piguet. Rolex stellt weiterhin hauptsächlich Uhren in Massenproduktion her, die für ihren Preis bemerkenswerte Qualität bieten. Das ist auch nichts Neues: Das Unternehmen tut dies bereits kontinuierlich seit Jahrzehnten. Deswegen ist es kein Zufall, dass es so viele gut funktionierende Vintage-Rolex-Uhren aus den 1960er- und 70er Jahren gibt. 

Das Unternehmen bringt außerdem regelmäßig seine Materialien und Uhrwerke auf den neusten Stand und steigert somit die Gesamtqualität seiner Uhren. Die von Rolex verarbeiteten Materialien halten der täglichen Nutzung über Jahrzehnte stand und ihre Kaliber sind berühmt für ihre jahrelang anhaltende, bemerkenswerte Genauigkeit und einfache Wartung. Mit all diesen Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass Sie sich Ihr ganzes Leben lang an Ihrer Rolex erfreuen und sie vielleicht sogar an die nächste Generation weitergeben können. Die umfangreiche Massenproduktion in dieser Qualität ist eine enorme Errungenschaft für Rolex.  

Das Erfolgsgeheimnis: Ikonen erschaffen

Ein weiterer Teil der Rolex-Erfolgsgeschichte ist die schier unglaubliche Zahl an Klassikern, die das Unternehmen im Laufe der Zeit hervorbrachte. Es fasziniert mich immer wieder, wie das Design-Team von Rolex in den 1950er-Jahren mit der Submariner einen Stil entwickelte, der zum universell akzeptierten Standard für Taucheruhren wurde. Wo wir gerade von Uhrmacher-Standards sprechen: Wir wissen natürlich alle, dass die GMT-Master den Standard für das Design von Uhren, die zwei Zeitzonen anzeigen können, setzte und kennen die Day-Date, eine ikonische Luxusuhr. Allesamt unvergessene Ikonen und allesamt von Rolex. 

Rolex erschuf einige der ikonischsten Uhren aller Zeiten. Die Submariner ist nur eine aus einer langen Reihe berühmter Klassiker der Uhrengeschichte.
Rolex erschuf einige der ikonischsten Uhren aller Zeiten. Die Submariner ist nur eine aus einer langen Reihe berühmter Klassiker der Uhrengeschichte.

Im Laufe der Geschichte des Unternehmens haben die Rolex-Designer diese Ikonen immer wieder aktualisiert, anstatt sie mit neuen Modellen zu ersetzen. Die Marke verspürte nie die Notwendigkeit, sich vom besonderen Rolex-Look zu lösen, unabhängig davon, was in der Uhrenwelt um sie herum geschah. Diese Beharrlichkeit und dieser Mut haben sich gelohnt. Kein anderer Uhrenhersteller hat so viele Ikonen erschaffen, die weiterhin Teil seiner Kollektion sind und so viel der „DNA“ der Originalmodelle erhalten hat. Für mich liegt darin die wahre Magie der Marke. So vieles vom 1953er-Modell der Submariner finden Sie noch heute in der aktuellen Version. Die aktuelle GMT-Master II sieht aus wie die erste GMT-Master, die 1954 auf den Markt kam. Das ist etwas Besonderes und ein großer Teil des Reizes, den Rolex versprüht.  

Wofür die Menschen zu zahlen bereit sind: das Image

Ein weiterer Schlüsselfaktor, warum die Kunden bereit sind so viel Geld für eine Rolex auszugeben, ist das Image. Eine Rolex ist natürlich ein Statussymbol, ein Luxusprodukt und eine Zurschaustellung von Wohlstand und Erfolg – und das mittlerweile schon seit Jahrzehnten. Das Unternehmen vermarktet sich geschickt als Luxusmarke. Dies gelingt insbesondere durch Verbindungen zur Filmindustrie sowie Kunst, Architektur und Sport, insbesondere zum Tennis, Golf, Segel- und Automobilsport. Rolex hat ein erstrebenswertes Bild eines Lebens im Luxus erschaffen, an dem die Menschen teilhaben wollen.   

Diese Anziehungskraft ist in den letzten Jahren sogar noch stärker geworden, da Rolex-Uhren immer schwerer zu bekommen sind. Diese Exklusivität, oder vielleicht eher „Unerreichbarkeit“ spielt eine große Rolle, warum die Menschen eine Rolex haben wollen. Es hat etwas Magisches, etwas kaufen zu können, das außerhalb der Reichweite anderer liegt. Das ist übrigens auch der Grund, warum einige Unternehmen ihre limitierten Auflagen überstrapazieren. Interessanterweise produziert Rolex nicht in limitierten Auflagen. Stattdessen wird die Anzahl der erhältlichen Uhren durch die Deckelung der jährlichen Produktion begrenzt. Sind Rolex-Uhren also wirklich selten? Um diese Frage zu beantworten, kommen wir zum letzten Punkt des Artikels. 

Eine Rolex zu kaufen, bedeutet ein Statussymbol zu kaufen
Eine Rolex zu kaufen, bedeutet ein Statussymbol zu kaufen

Sind Rolex-Uhren ihr Geld wert?

Sind Rolex-Uhren den Preis wert, der aktuell für sie gezahlt wird? Diese Frage kann nur jeder für sich beantworten. Wenn Sie glauben, dass Sie nicht mehr zahlen sollten als den Listenpreis, haben Sie Ihre Antwort schnell gefunden. Die weniger beliebten Gold- und Edelstahl-Modelle könnten Sie vielleicht ungefähr zu ihrem Listenpreis erhalten. Das gilt auch für die zweifarbigen Rolex-Uhren, die tendenziell immer etwas weniger beliebt waren. Abgesehen von diesen Ausnahmen wünsche ich Ihnen viel Erfolg auf der Suche nach einer Rolex zum Listenpreis. 

Die Preise für Vintage-Rolex-Modelle sind ebenfalls gestiegen und in einigen Fällen sogar explodiert. Selbst Neo-Vintage- und Auslaufmodelle sind deutlich teurer geworden. Wird es möglich sein eine Rolex für einen vernünftigen Betrag zu kaufen? Abhängig von Ihrer Definition von „vernünftig“ finden Sie vielleicht die ein oder andere passende Uhr. Zu den erschwinglichsten Optionen auf Chrono24 gehören die Vintage-Modelle Rolex Oyster Perpetual Date oder Oyster Speedking, die Sie für weniger als 3.000 EUR finden können. Außerdem sollten Sie auch nach schönen Vintage-Datejusts zwischen 5.000 und 6.000 EUR Ausschau halten. Wenig überraschend waren aber auch diese Modelle noch vor einigen Jahren deutlich erschwinglicher. 

Sind Rolex-Uhren nun ihr Geld wert? Wenn Sie mich fragen, ist die Antwort ganz einfach. Wenn Sie das Budget für Ihren nächsten Uhrenkauf festlegen und dann eine Rolex finden, die in diesem Budget liegt, kann sich der Kauf für Sie lohnen. Rolex-Uhren bieten großartige Qualität, sehen toll aus und halten ihren Wert sehr gut. Wer bereit ist, den aktuellen Marktpreis zu bezahlen, kann kaum etwas falsch machen. Wir reden hier schließlich immer noch über Rolex, die Königin der Uhren.   

Mehr lesen

Prognosen für den GPHG: Welche Uhren nehmen einen der „Uhren-Oscars“ mit nach Hause?

Top 3 skelettierte Uhren: Uhrmacherkunst zum Fürchten

Fünf bessere und erschwinglichere Alternativen zur Rolex GMT-Master


Über den Autor

Jorg Weppelink

Hallo, ich bin Jorg und schreibe seit 2016 Artikel für Chrono24. Meine Beziehung zu Chrono24 reicht jedoch deutlich weiter zurück, denn meine Liebe zu Uhren erwachte …

Zum Autor

Aktuellste Artikel

2-1-vs-Model
09/29/2023
Rolex
 6 Minuten

Duell der Taucher: Rolex Sea-Dweller vs. Rolex Submariner

Von Jorg Weppelink
ONP-568-2-1-Brand
09/25/2023
Rolex
 7 Minuten

Rolex – die ultimative Luxusuhrenmarke

Von Sebastian Swart
Goldjunge mit Retro-Charme: die neue Rolex GMT-Master II Gelbgold
08/21/2023
Rolex
 5 Minuten

Rolex-Mythos? 5 Erzählungen über die Marke, die eigentlich nicht stimmen

Von Donato Emilio Andrioli

Featured

ONP-929-Donatos-Uhrensammlung-2024-2-1
 5 Minuten

Das Beste für 24.000 EUR: Donatos perfekte Uhrensammlung für 2024

Von Donato Emilio Andrioli
10-best-watches-under-2000-1-1-2-1
Top 10 Uhren
 5 Minuten

Die zehn besten Uhren unter 2.000 EUR

Von Donato Emilio Andrioli
Jorgs Uhrensammlung für unter 24.000 EUR
 4 Minuten

Das Beste für 24.000 € im Jahr 2024: Jorgs perfekte Uhrensammlung

Von Jorg Weppelink
10-best-watches-under-2000-1-1-2-1
Top 10 Uhren
 5 Minuten

Die zehn besten Uhren unter 2.000 EUR

Von Donato Emilio Andrioli