05/04/2018
 3 Minuten

Was ist der Unterschied zwischen einem Chronographen und einem Chronometer?

Von Tom Mulraney
Tudor-Heritage-Black-Bay-Black-Image-Bert-Buijsrogge

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Besonders für Neueinsteiger in die Welt der mechanischen Uhren sind die verschiedenen Bezeichnungen zum Teil verwirrend. Einige sehr unterschiedlich klingende Begriffe stehen für grundsätzlich gleiche Eigenschaften und Details, andere scheinen fast identisch und stehen dabei für völlig Verschiedenes.

Letzteres ist vor allem bei der Bezeichnung von Chronometer und Chronograph der Fall. Kein Wunder, kann doch ein Chronograph auch gleichzeitig ein Chronometer sein und umgekehrt. Um Ihnen die Sache zu vereinfachen, erklären wir im Folgenden diese Begrifflichkeiten auf verständliche Weise und geben dazu die passenden Beispiele.

Befassen wir uns also zu Beginn mit den jeweiligen Definitionen.

Chronograph

TAG Heuer Carrera Chronograph
TAG Heuer Carrera Chronograph, Bild: Bert Buijsrogge

Zu Beginn ist es wichtig zu verstehen, dass „Chronograph“ nicht die Bezeichnung für eine Uhr ist. Vielmehr handelt es sich um eine zusätzliche Funktion einer Uhr – eine Komplikation. Diese Instanz zählt unabhängig von der Zeitanzeige auf dem Zifferblatt Stunden, Minuten und Sekunden. Im Grunde genommen handelt es sich also um eine Stoppuhr.

Je nach Funktionsumfang hat der Chronograph mindestens einen Zeiger, der gestartet, gestoppt und zurückgesetzt werden kann, um eine bestimmte Zeitdauer in Fünftel-, Zehntel- oder sogar Hundertstelsekunden zu messen. Auch wenn die Zifferblätter von Uhren mit Chronographenfunktion sich in gewissem Maße unterscheiden, so gibt es doch in der Regel zwei Zähler für Minuten und Stunden (zumeist 30 Minuten und zwölf Stunden), die die Anzahl der Sekunden-Umläufe des mittleren Chronographenzeigers summieren.

Omega Speedmaster '71
Omega Speedmaster, Bild: Bert Buijsrogge

Einer der Klassiker unter den Uhren mit Chronographenfunktion ist die Omega Speedmaster Professional. Zwar gibt es einige Variationen des Modells, die meisten davon haben aber das weit verbreitete, klassische Chronographen-Layout. Den 30-Minuten-Zähler auf drei Uhr, den zwölf-Stunden-Zähler auf sechs Uhr, die laufenden Sekunden auf neun Uhr und einen mittleren Chronographen-Sekunden-Zeiger. Unter- und oberhalb der Krone sitzt jeweils ein Drücker. Der obere startet den Chronographen-Mechanismus, der untere setzt alle Anzeigen auf null zurück.

Abgesehen von dieser ganz grundlegenden Chronographenfunktion, gibt es auch weitere und komplexere Varianten. Beim Mono-Pusher beispielsweise werden die Funktionen mit nur einem Drücker gesteuert. Außerdem gibt es Rattrapante-Chronographen, auch Split-Second-Chronographen genannt, mit denen Zwischenzeiten gemessen werden können. Hier läuft ein zweiter Zeiger mit, der einzeln gestoppt werden kann und nach dem Ablesen der Zwischenzeit per Druck auf den Pusher wieder gleichauf mit dem zweiten Zeiger läuft. Eine weitere Variante: die Fly-Back-Funktion. Hierbei wird der Chronographenzeiger mit nur einem Drücken auf null gesetzt und gleichzeitig wieder gestartet.

Chronometer

Omega Globemaster Master Chronometer
Omega Globemaster Master Chronometer, Bild: Bert Buijsrogge

Beim Chronometer handelt es sich nicht um eine Komplikation oder eine Zusatzfunktion einer Uhr. Vielmehr bezeichnet der Begriff eine Präzisionsuhr, die mit dem offiziellen Chronometer-Zertifikat ausgezeichnet ist. Grundlage hierfür ist eine Prüfung nach ISO 3159, bei der die Genauigkeit des Uhrwerks und des Sekundenzeigers über mehrere Tage unter verschiedenen Bedingungen geprüft wird.

Durchgeführt werden die Tests in der Schweiz vom Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC). Ein COSC-zertifiziertes Chronometer ist eine Uhr, deren Ganggenauigkeit über 15 Tage im Institut geprüft wird und dabei eine Abweichung von maximal -4/+6 Sekunden pro Tag aufweist. Getestet wird das Werk ohne Gehäuse in fünf verschiedenen Positionen und bei verschiedenen Temperaturen.

Einige Hersteller gehen hier sogar noch einen Schritt weiter. Das bekannteste Beispiel ist Rolex mit dem firmeneigenen Superlative Chronometer Zertifikat. Werke mit dieser Bezeichnung werden nach der COSC-Zertifizierung von Rolex in weiteren Tests geprüft. Für das Superlative Chronometer Zertifikat darf das Werk (im Gehäuse) eine Abweichung von maximal -2/+2 Sekunden pro Tag nicht überschreiten.

Rolex Daytona, Image: Bert Buijsrogge
Rolex Daytona, Bild: Bert Buijsrogge

Es wird Sie wahrscheinlich wenig überraschen, dass die Rolex Daytona, einer der berühmtesten und begehrtesten Chronographen, gleichzeitig auch ein zertifiziertes Chronometer ist. Aber das gilt nicht nur für Rolex, auch Chronographen wie die Panerei Mare Nostrum PAM00716 und die neue Breitling Navitimer 8 B01 sind ebenso COSC-zertifizierten Chronometer.

Manch Hardliner vertritt die Ansicht, dass ausschließlich die Uhren wirklich präzise sind, die das Chronometer-Label vom COSC tragen. Auch wenn dies bei gerade mal 3% der jährlich produzierten schweizerischen Uhren der Fall ist und nur ein Bruchteil davon Chronographen sind. Ganz so puristisch muss man das sicher nicht sehen. Jeder mag da seine eigene Ansicht haben, den Unterschied zwischen einem Chronographen und einem Chronometer zu kennen und erklären zu können, ist aber sicher Grundlage jeder der dazu geführten Diskussionen.

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Über den Autor

Tom Mulraney

Ich wuchs in den 1980er- und 90er-Jahren in Australien auf. In der Stadt, in der ich lebte, gab es keine nennenswerte Uhren-Szene. Lediglich ein Händler hatte …

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