01/11/2023
 4 Minuten

Was steckt hinter dem Dresswatch-Hype?

Von Jorg Weppelink

Dresswatches werden langsam aber sicher immer beliebter. Zwar sind sie bei Weitem nicht die beliebtesten Uhren. Dennoch erlebt die formellste aller Uhrenarten gerade einen ungeahnten Aufschwung. Woran liegt das eigentlich? Interessant ist besonders, dass sich immer mehr junge Uhrenfreunde für Dresswatches begeistern. Heute tauchen wir in die Welt der Dresswatches ein und erklären, warum eine solche Uhr in jede Sammlung gehört. 

 Sie wissen vielleicht, dass die meistgekauften Uhren der Welt Taucheruhren sind, allen voran die Rolex Submariner und die Omega Seamaster Professional Diver 300M. Extrem begehrt sind auch Feld- und Militäruhren, Fliegeruhren und Chronographen. Dresswatches haben natürlich auch ihre Liebhaber. Da aber die Mode immer legerer wird und Sportuhren inzwischen auch bei formelleren Anlässen akzeptabel sind, schrumpfte die Fangemeinde der Dresswatch in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich. Allerdings zogen in letzter Zeit immer mehr und vor allem junge Uhrenfreunde elegante Uhren Sportmodellen vor. Entsprechend heiß begehrt wurden Dresswatches, besonders auf dem Gebrauchtmarkt. Was steckt hinter diesem Comeback der Dresswatch? Gehen wir bald wieder alle mit Schlips und Anzug? 

Der Inbegriff der Dresswatch: Die Patek Philippe Calatrava  

Was ist eine Dresswatch? 

Schauen wir zunächst kurz, was eine Dresswatch eigentlich ausmacht. Eine Dresswatch im klassischen Sinne ist eine schlichte und elegante Uhr, die perfekt zu formeller Kleidung passt. Damit meine ich: Anzug, Krawatte und Smoking. Dresswatches sind oft reinster Ausdruck uhrmacherischer Genialität und Tradition. Das macht eine klassische Dresswatch aus: 

  1. Ihr Gehäuse besteht aus einem Edelmetall wie Gelbgold, Weißgold, Roségold oder Platin.
  2. Ihr Profil ist sehr schlank, sodass sie perfekt unter die Hemdmanschette passt.
  3. Ihr Gehäuse misst zwischen 34 und 38 mm. Sportuhren sind in der Regel größer, aber die meisten Menschen mögen Armbanduhren bis 38 oder maximal 40 mm Durchmesser.
  4. Dresswatches sind in der Regel reine Zeitanzeiger. In ihrer reinsten Form zeigen sie nur Stunden und Minuten an. Eine echte Dresswatch kommt ohne Sekundenzeiger aus.
  5. Traditionell trägt man sie an einem Lederarmband, wenn der Anlass passt. Manche Dresswatches haben äußerst elegante, schlanke Armbänder.

Im Laufe der Jahre wurden auch Dresswatches mit immer mehr Komplikationen versehen, wie z. B. Datum, Mondphase und ewigem Kalender. Darüber hinaus hat auch Edelstahl in der Welt der Dresswatches Einzug gehalten. Im Laufe der Zeit wandelte sich der Begriff „Dresswatch“ und ist nun ein Oberbegriff für traditionell gestaltete Uhren für formelle Anlässe. 

 Stiländerungen im Laufe der Zeit 

Außerdem wurden in den letzten Jahren häufig Uhren, die angesichts ihres Stils eigentlich nicht als Dresswatches durchgehen, tatsächlich in diese Kategorie eingeordnet. Auch wenn Puristen, die an der traditionellen Definition festhalten, immer noch die Nasen rümpfen, gelten die Rolex Day-Date oder die Datejust heutzutage vielen als Dresswatches, weil sie sich einfach ideal für formellere Anlässe eignen. Ein weiteres gutes Beispiel für die Stil-Evolution ist die Jaeger-LeCoultre Reverso. Ursprünglich für Polospieler gedacht, entwickelte sich diese Uhr im Laufe der Jahrzehnte zu einem der bekanntesten Art-déco-Statements und wurde zum perfekten, eleganten Begleiter für alle Anlässe. Unabhängig davon, was die Trendwelt gerade unter dem Begriff „Dresswatch“ versteht, diese Uhren sind ein Bekenntnis zu Stil und Eleganz und werden es immer bleiben. Was hat sich denn nun geändert, dass sie Uhren plötzlich so beliebt sind? 

Ursprünglich wurde die Jaeger-LeCoultre Reverso für den Polosport entwickelt, heute gilt sie hingegen als Dresswatch.  

Warum Dresswatches immer beliebter werden 

Der erste wichtige Faktor sind die sich ständig verändernden Stile, die diese Kategorie interessant machen. In den letzten Jahren setzten sich vor allem kleinere Modelle mit Gehäusegrößen bis maximal 40 mm durch. Alles darüber gilt als „groß“. Dieser Trend erklärt, warum Dresswatches neuerdings so viele Fans haben. 

Ein zweiter Grund ist, dass sich auch das persönliche Stilempfinden verändert hat. Wurden Dresswatches früher vor allem mit Anzug und Krawatte assoziiert, sieht man das heute etwas lockerer. Wenn eine Dresswatch Ihren persönlichen Stil ergänzt – oder auch einen interessanten Kontrast dazu darstellt – ist sie perfekt für viele formelle und weniger formelle Anlässe. Die jungen Uhrenfans wenden sich von den eher traditionellen Konventionen der älteren Generationen ab. Sicherlich wird es immer Puristen geben, die traditionelle Stile und Vorgehensweisen bevorzugen, und das ist gut so. Aber junge Menschen sind in der Regel offener für Neues und kreieren ihren eigenen Stil. Sie scheren sich nicht darum, welche Uhr wozu passt oder auch nicht.  

Das reiche Dresswatch-Erbe der großen Marken 

Viele Uhrenfreunde orientieren sich an den Klassikern der Vergangenheit. Dresswatches von Marken wie Cartier, Longines, Omega, Vacheron Constantin und Patek Philippe haben viele Fans bei der jungen Generation gefunden. Die haben nun die Qual der Wahl, denn diese Uhrenhersteller bieten ein reiches Erbe an Dresswatches in Verbindung mit bewährter uhrmacherischer Perfektion. Unter den Dresswatches vergangener Tage findet sich so mancher ungehobene Schatz, den es zu entdecken und zu genießen gilt. 

Vintage-Stück: Eine Omega Seamaster aus den 1950er-Jahren 

Ein weiterer Vorteil ist, dass Dresswatches in der Regel sehr viel erschwinglicher sind als die heutigen Sportuhren und Toolwatches. Wegen ihrer angeblich geringeren Popularität sind die Preise meistens wesentlich günstiger. Sie werden staunen, was für wunderbare Modelle Sie bei den Top-Marken kaufen können, ohne Ihr Budget zu sprengen. Zwar sind die Preise in den letzten Jahren auch bei Dresswatches gestiegen, allerdings bei weitem nicht so extrem wie bei einigen beliebten Sportmodellen. Eine „klassische“ Uhr von Vacheron Constantin oder Omega kostet Sie wesentlich weniger als die Sportmodelle dieser Marken. 

Dresswatches erzählen große Geschichten 

Damit sind wir beim letzten Grund: So manche klassische Dresswatch hat eine großartige Geschichte zu erzählen. Viele davon sind kaum bekannt oder längst vergessen. Im Dresswatch-Segment gibt es viel zu entdecken. Wer sich mit dieser Kategorie beschäftigt, wird mit beeindruckenden Uhren und spannenden Stories belohnt. Und gerade die Stories hinter den Uhren sind, was in den letzten zehn Jahren so unglaublich wichtig geworden ist, insbesondere für die jüngere Generation von Uhrenliebhabern.   

Das Storytelling der Uhrenmarken schafft eine direkte Verbindung zur Vergangenheit und bietet gleichzeitig einen coolen Überraschungseffekt, der Uhrenfreunde begeistert. Wir alle kennen natürlich die ganz großen Uhren-Stories: die Mondlandung der Speedmaster, die Submariner als James Bond-Liebling und die Daytona als Maskottchen von Paul Newman. Daneben finden Sie bei Dresswatches jedoch noch so viele andere, persönlichere Geschichten. Sie sind eine gute Ergänzung für Menschen, die eine Uhr suchen, die zu ihrer persönlichen Geschichte passt. Und genau das macht die Dresswatch zum ultimativen, persönlichen Statement für Stil und Geschichte.  


Über den Autor

Jorg Weppelink

Hallo, ich bin Jorg und schreibe seit 2016 Artikel für Chrono24. Meine Beziehung zu Chrono24 reicht jedoch deutlich weiter zurück, denn meine Liebe zu Uhren erwachte …

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