Die Siebziger erleben ein Revival: Pastellfarben und Minimalismus kommen zurück und machen selbst vor Uhren nicht halt. Doch was waren die markantesten Designmerkmale dieser Zeit und welche Uhren genießen heute besonders großes Ansehen? Wir laden Sie ein auf eine kleine Zeitreise, um die Luxusuhren der 70er genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Designs der 70er-Jahre kommen wieder
Integrierte Armbänder, kleinere Gehäusegrößen und eine eher sportliche Eleganz – das alles macht den Reiz des 70er-Jahre-Looks in der Uhrenwelt aus. Wer an die Luxusuhren der 1970er denkt, dem werden zuerst die Kreationen von Gérald Genta in den Kopf kommen. Von ihm entworfene Klassiker wie die Patek Philippe Nautilus und die Audemars Piguet Royal Oak sind die aktuell nachgefragtesten Modelle beider Hersteller. Nautilus Uhren erreichen auf dem Gebrauchtmarkt spielend Preise von mehr als hunderttausend Euro, einzelne Exemplare kratzen sogar an der Millionengrenze. Die Royal Oak spielt in derselben Liga und verlangt ihren Interessenten auf dem Sekundärmarkt fünf- bis sechsstellige Beträge ab.

Doch ist nicht nur Genta für das prägende Design der 70er-Jahre-Uhren verantwortlich. Auch Designer wie der Berliner Jörg Hysek nahmen großen Einfluss auf die Uhrenwelt in einem Jahrzehnt, das designtechnisch zu den vielleicht prägendsten in der Uhrmacherei gehört. Sein Beitrag zur Haute Horlogerie war die Vacheron Constantin 222, die 1977 zum 222. Geburtstag der Marke ihre Premiere feierte und 2022 neu aufgelegte wurde.
Auch viele weitere namhafte Hersteller haben in den letzten Jahren ihre Archive durchforstet und 70er-Jahre-Modelle wieder aufleben lassen. Es zeichnet sich also ein klares Bild: Die Designs der 70er liegen voll im Trend und feiern ein Comeback.
Welche Uhrenmarken und Designs waren in den Siebzigern beliebt?
Sowohl die Nautilus als auch die Royal Oak waren in den 70ern echte Trendsetter. Allen Designmerkmalen voran macht das ins Gehäuse integrierte Armband einen Großteil des Looks aus. Der Fokus wird dabei unweigerlich auf das Uhrenarmband gelenkt und macht es zum heimlichen Star.
So ist das aufwendig gestaltete Armband der Royal Oak ein absolutes Markenzeichen des Modells und dank verschiedener Polituren mitunter ein echter Blickfang einer ansonsten recht „simplen“ Edelstahluhr. Doch auch die Nautilus wurde dank ihres sportlichen Auftretens und ihrer noblen Herkunft schnell zum beliebten Statussymbol einer gehobenen Käuferschicht. Ob beim Segeln oder im Country Club, die Nautilus gehörte dazu. Auch die Vacheron Constantin 222 von Hysek sorgte mit ihrem integrierten Armband und einer klaren, geschmeidigen Linienführung für Begeisterung.
Neu aufgelegte Modelle
Da Nautilus und Royal Oak ohnehin schon mehr als populär sind, stellen wir Ihnen an dieser Stelle weitere Retro-Modelle im angesagten 70er-Look vor, die dem ein oder anderem möglicherweise noch unbekannt sind – vom Einsteigermodell mit moderatem Preis bis hin zum Haute-Horlogerie-Schwergewicht.
Eine neue Vacheron Constantin 222 im 70er-Design
Mit der am 2. Februar 2022 vorgestellten Vacheron Constantin Historiques 222 lebt das populäre Modell mit seinem integrierten Armband wieder auf. Mit einem 37 mm großen Gehäuse ist die neue Version ein beeindruckendes Meisterwerk aus massivem Gelbgold. Sowohl Armband als auch Gehäuse, Zifferblatt, Zeiger, Lünette, Datumsscheibe und Indizes sind bei dieser Uhr aus dem Edelmetall gefertigt. Lediglich ein kleines weißgoldenes Malteser-Kreuz auf dem unteren rechten Bandanstoß sowie die weiße Leuchtmasse auf Indizes und Zeigern bricht den 18-Karat-Gelbgold-Glanz auf. Ein ungetragenes Exemplar kostet auf Chrono24 etwa 76.900 EUR. Für ein gut erhaltenes getragenes Stück werden ca. 67.500 EUR fällig. Für ein Vintage-Exemplar aus den 1970ern sollten Sie ungefähr 7.500 EUR veranschlagen.

Preis-Leistungssieger: die Tissot PRX
Tissot hat mit der PRX Powermatic 80 einen echten Kassenschlager im Programm. Mit ihrem Listenpreis von 775 EUR (Automatikkaliber) bzw. 395 EUR (Quarzkaliber) ist die PRX die mit Abstand günstigste Uhr in unserer Liste. Viele Uhrenfans bezeichnen die Tissot PRX gern etwas scherzhaft als „Royal Oak für Preisbewusste“, und das kommt nicht von ungefähr. Mit ihrem integrierten Armband, dem leicht kantigen Gehäuse sowie ihrem Tapisserie-Zifferblatt hat die Uhr wirklich eine gewisse Ähnlichkeit zum Klassiker von Audemars Piguet.
Tissot bietet die PRX mittlerweile in einer ganzen Reihe von Varianten an. So können Sie unter verschiedenen Zifferblattfarben wählen und sich zwischen Uhren aus Edelstahl, Carbon oder in Bicolor entscheiden. Die Uhren sind zudem jeweils mit 35 mm oder 40 mm Durchmesser verfügbar. Uhren mit Chronographenfunktion gehören ebenfalls zur Kollektion.

Die IWC Ingenieur im Siebzigerjahre Genta-Look
Im Jahr 1976 entschied sich die International Watch Company IWC dazu, die etwas angestaubt wirkende Ingenieur – immerhin seit 1954 fester Teil des IWC-Programms – überarbeiten zu lassen. Nach den Erfolgen von Royal Oak und Nautilus engagierte man Gérald Genta, welcher kurze Zeit später die Ingenieur SL präsentierte. Die Uhr hat alles, was den allgemein gefeierten „Genta-Look“ ausmacht: ein integriertes Armband, ein aufgeräumtes Strukturzifferblatt, ein kantiges Gehäusedesign sowie eine breite Lünette mit Zierschrauben. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu den beiden anderen Uhren zählen Connaisseure die Ingenieur SL zur „Holy Trinity“ der Genta-Uhren.
IWC produzierte die Ingenieur SL in verschiedenen Versionen bis 2001. In den Folgejahren stellte die Manufaktur aus Schaffhausen immer wieder Ingenieur-Modelle vor, die mehr oder weniger von Gentas Design beeinflusst waren. Erst 2023 stellte IWC mit der Ingenieur Automatic 40 eine Uhr vor, die Gentas unverkennbare Linienführung wieder aufgreift.
Die Edelstahlversionen der IWC Ingenieur Automatic 40 können Sie auch Chrono24 ab ca. 10.500 EUR in ungetragenem Zustand kaufen. Getragene Exemplare kosten etwa 9.400 EUR. Für ein neuwertiges Exemplar aus Titan sollten Sie gut 12.100 EUR einkalkulieren. Gebrauchte Uhren sind mit ca. 11.600 EUR nur wenig günstiger.

Glashütte Uhren lassen die alten Zeiten aufleben
Der beliebte deutsche Hersteller Glashütte Original widmet jenem legendären Jahrzehnt mit der Seventies Kollektion gleich eine ganze Uhrenserie. Auch hier finden wir das für die 70er-Jahre so typische ins Gehäuse integrierte Armband. Befestigt ist es an einem quadratischen Gehäuse mit abgerundeten Ecken.

Die Kollektion enthält Drei-Zeiger-Uhren sowie Chronographen. In beiden Fällen spendiert Glashütte Original den Uhren das für die Manufaktur charakteristische Panoramadatum. Planen Sie für ein Exemplar mit drei Zeigern zwischen ca. 7.200 EUR und 8.600 EUR ein. Die Chronographen können Sie ab etwa 11.500 EUR kaufen.
Vintage-Uhren von Omega
Die 1970er-Jahre waren auch das Jahrzehnt der Tonneau-förmigen Uhren. Ein Beispiel hierfür ist die Omega Constellation mit „C-Type“-Gehäuse, deren Design – Überraschung, Überraschung – ebenfalls von Gérald Genta stammt. Die Uhr ist vielleicht eine der günstigsten Möglichkeiten, eine Vintage-Uhr der 70er mit originalem Genta-Design zu erstehen! Am Lederarmband können Sie eine solche Uhr bereit für weniger als 3.000 EUR erstehen. Dafür bietet die Constellation wirklich erstaunliches: ein Automatikwerk mit Datum und ausgezeichneter Ganggenauigkeit, gehüllt in ein Gehäuse aus Gold. Auch wenn das Modell und der Look streng genommen eher den 60er Jahren zuzuordnen ist, besitzen viele Omega Uhren aus den 1970ern ein solches Gehäuse.

70er-Look von Rolex und Tudor
Dass nicht alle angesagten Uhren der 1970er-Jahre von Genta stammen müssen, beweist die Rolex Explorer II mit der Referenz 1655, auch als „Steve McQueen Explorer“ bekannt. Die Uhr besitzt weder ein integriertes Armband, noch wirkt sie sonderlich avantgardistisch. Stattdessen ist das Modell gezeichnet von einer unbestreitbaren Coolness und einem einzigartigen Flair. So wurde die Explorer II zur Ikone der 70er.
Mit der Black Bay Pro stellte Tudor auf der Watches and Wonders 2022 ein Modell vor, das die Designsprache der legendären „Steve McQueen Explorer“ wieder aufgreift. Während sie das Original von Rolex aus zweiter Hand gut 26.000 EUR kostet, können Sie eine ungetragene Black Bay Pro von Tudor auf Chrono24 bereits für knapp 3.400 EUR erstehen. Für diesen deutlich günstigeren Preis erhält man einen sehr ähnlichen Look, ein modernes Chronometer-Kaliber, die gleichen Komplikationen und ein moderates Gehäuse mit 39 mm Durchmesser.

Rückkehr der LCD- und Digitaluhren
Die 70er-Jahre waren auch das Jahrzehnt, in dem die Quarztechnologie Einzug in die Uhrenwelt hielt. Digitaluhren wie die PSR von Hamilton werden aktuell immer wieder neu aufgelegt, die klassische Casio ist bis heute ein Dauerbrenner und Modelle von Citizen sind ebenfalls noch immer beliebt.
Auch ausgefallenere Modelle wie die Bulova Computron finden wieder derart großen Anklang, dass 2019 eine neue Version der 70er-LED-Uhr vorgestellt wurde. Auch der Luxusuhrenhersteller Girard Perregaux präsentierte 2022 mit der Casquette 2.0 eine limitierte Neuauflage der markanten Digitaluhr, die einst zwischen 1976 und 1978 produziert wurde. Der untypische Drive-Style der Casquette macht das Modell für uns zu einer der coolsten LED-Uhren der 70er Jahre.