04/23/2021
 4 Minuten

Chrono24 Rolex ABC Teil 3 – Besonderheiten moderner Rolex-Kaliber

Von René Herold
Rolex Movement

Im dritten Teil unseres Rolex ABC geht es ein wenig technischer zu, denn wir widmen uns heute den Uhrwerken von Rolex. Die Kaliber der Genfer Manufaktur gelten als besonders zuverlässig und präzise. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt Eigenentwicklungen wie die Parachrom-Spirale, die Chronergy-Hemmung oder der Perpetual-Rotor. Doch was genau machen diese Bauteile und was unterscheidet sie von Teilen herkömmlicher Uhrwerke? Dieser Artikel verrät es Ihnen! 

Immer in Bewegung – der Perpetual-Rotor  

Nahezu alle aktuellen Uhren von Rolex besitzen den sogenannten Perpetual-Rotor. Auch wenn der Begriff ausgefallen klingt, handelt es sich am Ende des Tages um einen einfachen Aufzugsrotor, wie man ihn heute bei 90 Prozent aller Automatikuhren findet. Das Wirkprinzip eines solchen Rotors ist einfach: Der halbmondförmige Rotor ist mittig gelagert und an seinem äußeren Rand mit einem Gewicht versehen. Bewegt der Träger nun seinen Arm, versucht sich das Gewicht durch die Anziehungskraft der Erde immer zum Erdmittelpunkt auszurichten. Ein Getriebe überträgt die dabei entstehende Bewegungsenergie des Rotors auf die Aufzugsfeder und spannt diese bzw. zieht sie auf. Wenn Sie Ihre Automatikuhr also regelmäßig tragen, müssen Sie sie nie von Hand aufziehen.  

Der Werkehersteller Aegler entwickelte den Aufzugsrotor 1931. Aegler war von Beginn an ein exklusiver Partner von Rolex und gehört seit 2004 zum Konzern. Durch die enge Zusammenarbeit war die Oyster Perpetual die weltweit erste Armbanduhr mit automatischem Aufzug und frei schwingendem Aufzugsrotor. 

Der Rotor konnte die Uhr zunächst nur in eine Richtung aufziehen. 1959 entwickelte Rolex dann ein beidseitig arbeitendes System, das man bis heute an den rot eloxierten Umkehrrädern erkennt. 

Parachrom-Spirale und Microstella-Schrauben

Rolex caliber 3186
Rolex Kaliber 3186

Die Unruh ist integraler Bestandteil einer jeden mechanischen Uhr. Sie gibt den Takt vor und ist damit für die Ganggenauigkeit des jeweiligen Zeitmessers verantwortlich. Da diesem Bauteil eine so große Bedeutung zukommt, hat Rolex einigen Aufwand bei der Entwicklung einer eigenen Unruh betrieben. Um das Schwingverhalten der Unruh besonders fein regulieren zu können, nutzt Rolex die sogenannten Microstella-Schrauben. Diese winzigen Schrauben sitzen im Inneren des Unruhreifs und dienen als Gewichte. Abhängig davon, wie weit ein Uhrmacher die Schrauben rein- oder rausdreht, ändert sich die Trägheit der Unruh. Auf diese Weise lässt sich präzise einstellen, wie die Unruh schwingt.  

Zur Unruh gehört natürlich auch die Unruhspirale. Seit dem Jahr 2000 verwendet Rolex hier die in fünfjähriger Forschungsarbeit entwickelte Niob-Zirkonium-Legierung Parachrom, die besonders antimagnetisch und temperaturstabil ist. Das bedeutet, dass weder Magnetfelder noch größere Temperaturschwankungen die Unruh aus dem Takt bringen. Seit 2005 ist die Parachrom-Spirale übrigens leuchtend blau. Rolex hatte damals damit begonnen, die Oberfläche anders zu behandeln, was zu der ungewöhnlichen Farbe führte.  

Ebenfalls 2005 führte Rolex auch die Paraflex-Stoßsicherung ein. Diese besteht aus einer speziell geformten Feder, die den Lagerstein der Unruh auch bei kräftigen Erschütterungen sicher an seinem Platz hält. Laut Rolex erhöht Paraflex die Stoßfestigkeit der Uhren um 50 %. 

Die Parachrom-Spirale finden Sie in Kalibern mit größerem Durchmesser, z. B. im 3235 der Submariner Date oder dem 4130 der Cosmograph Daytona. In kleineren Werken wie dem 2236, das in der Datejust zum Einsatz kommt, verwendet Rolex für die Unruhspirale seit 2014 das Material Syloxi. Es besteht aus Silizium und Siliziumoxid und wartet mit ähnlichen Eigenschaften auf wie Parachrom.  

Chronergy-Hemmung 

Neben der Unruh ist die Hemmung ein weiterer unverzichtbarer Teil einer mechanischen Uhr. Die Hemmung dient dazu, die Energie der Aufzugsfeder dosiert an die Uhr abzugeben. Rolex führte 2016 mit der Chronergy-Hemmung eine besonders effiziente Variante dieser Baugruppe ein. 

Sie basiert auf der herkömmlichen Schweizer Ankerhemmung, hat jedoch einige entscheidende Vorteile. So bestehen ihre Bauteile aus Legierung aus Nickel und Phosphor, weshalb sie unempfindlich gegenüber Magnetfeldern sind. Rolex konnte zudem den Wirkungsgrad der Hemmung um 15 % erhöhen. Das führt dazu, dass die Energie der Aufzugsfeder effizienter an die Uhr abgegeben wird und die Gangreserve steigt. Im Zusammenspiel mit der optimierten Aufzugsfeder ergibt sich so eine Gangautonomie von bis zu 70 Stunden.  

Chronometer der Superlative 

Seit 2015 ist auf allen Uhren von Rolex die Aufschrift „Superlative Chronometer Officially Certified“ zu finden. Dies ist ein Rolex-eigenes Gütesiegel, wenn man so will. Nachdem die Uhrwerke ihre Chronometerprüfung bei der Schweizer Prüfstelle für Chronometer COSC bestanden haben, müssen sie bei Rolex einen weiteren Test überstehen. Dieses Mal allerdings eingeschalt – getestet wird also die komplette Uhr, nicht nur das Werk. 

„Superlative Chronometer Officially Certified“-Schriftzug
„Superlative Chronometer Officially Certified“-Schriftzug

Auf dem Testparcours stehen unter anderem die Aufzugsleistung, die Gangreserve, die Wasserdichtheit und natürlich die Gangwerte. Der mittlere tägliche Gang darf hier maximal +/- 2 Sekunden von der Referenzzeit abweichen. Damit sind Rolex-Uhren zumindest auf dem Papier deutlich ganggenauer als COSC-zertifizierte Chronometer. Hier darf die Abweichung zwischen -4 und +6 Sekunden betragen. 

Soweit der dritte Teil unseres Chrono24 Rolex ABC. Wir hoffen, dass wir ein wenig Licht in das Dunkel der Rolex-Kaliber bringen konnten. Schauen Sie sich auch gern unsere beiden anderen Teile des Rolex ABC an. Darin erfahren Sie alles Wissenswerte zu Materialien, Gehäusen und Armbändern der Genfer Manufaktur. 

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Über den Autor

René Herold

Mein Name ist René Herold und ich bin durch eine Stellenausschreibung auf Chrono24 aufmerksam geworden. Ich muss ehrlich zugeben, dass Uhren vor meinem Engagement bei …

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