04/06/2018
 4 Minuten

Ist Tudor besser als Rolex?

Von Tom Mulraney
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Ist Tudor besser als Rolex?

Bevor Sie nun laut „Nein” schreien und die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, atmen Sie erstmal tief durch und fragen Sie sich: „Ist Rolex noch immer besser als Tudor?”

In letzter Zeit höre ich meine „normalen” Freunde (also die, die ich nicht zu den Uhren-Verrückten zähle) ständig über diese angeblich „neue” Uhrenmarke sprechen, die sie erst kürzlich entdeckt haben und die wie Rolex ist, nur günstiger. Am Ende stellen sie mir dann immer die Frage: „Ist Rolex besser als Tudor?” Vor zehn Jahren wäre die Antwort ein klares „Ja” gewesen. Heute kann man die Frage nicht mehr ganz so klar beantworten.

Für Rolex sprechen natürlich viele Dinge: unerreichte Qualität und ein hervorragender Wiederverkaufswert, weltweite Popularität und die Tatsache, dass fast jede einflussreiche Persönlichkeit auf diesem Planeten eine Rolex am Handgelenk trägt. Und vielleicht werde ich schon bald einen Artikel darüber schreiben, warum Rolex besser ist als jede andere Uhrenmarke, wer weiß das schon? Dennoch möchte ich behaupten, dass der kleine Bruder Tudor ein paar Dinge besser macht und auf genau diese möchte ich nun eingehen.

Vorab möchte ich erwähnen: Ich will Sie nicht davon überzeugen, dass Tudor besser ist als Rolex – ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich selber (bereits) dieser Überzeugung bin. Dennoch hoffe ich, dass ich Ihre Augen für das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis von Tudor-Uhren öffnen kann. Und außerdem bringt es einen ganz schönen Coolness-Faktor mit sich, wenn man eine hochwertige, aber relativ unbekannte Uhr trägt. Packen Sie Ihre Vorurteile beiseite und lassen Sie uns die Gründe näher ansehen, warum Tudor besser sein könnte als Rolex.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Jeder weiß, dass fast jede Rolex-Uhr ihren Wert erhält, unabhängig davon, wo sie gekauft bzw. verkauft wird. Das ist zugegebenermaßen ein seltenes Phänomen, nicht nur in der Welt der Luxusuhren, sondern auch bei Luxusgütern im Allgemeinen. Die Produkte der meisten Marken verlieren mindestens 20-30 % ihres ursprünglichen Verkaufspreises, sobald sie die Boutique verlassen haben. Manchmal ist der Wertverlust sogar noch höher. Bei Rolex ist das allerdings nicht der Fall.

Das sind großartige Neuigkeiten für all jene, die sich eine Rolex leisten können. Doch muss man sich auch fragen, ob begehrte Modelle aus Stahl wie die Submariner oder die GMT-Master, die immer näher an die 10.000-Euro-Marke kommen, ihr Geld auch wert sind? Gleiches gilt für die Versionen aus Edelmetallen, die locker das Dreifache kosten können. Vergessen Sie nicht, dass es sich hier um keine komplizierten Uhren handelt.

Ganz anders als Rolex bietet Tudor deutlich günstigere Modelle an, die eine vergleichbare Qualität liefern. Die Tudor Pelagos hat zum Beispiel ein von der COSC zertifiziertes Manufakturkaliber mit einer Gangreserve von 70 Stunden. Das Gehäuse besteht aus Titan und Stahl, ist 42 mm groß und bis 500 m (1.640 ft) wasserdicht. Die drehbare Keramiklünette gibt es in zwei verschiedenen Farben: Mattschwarz oder Mattblau. Zudem verfügt die Taucheruhr über ein Heliumventil und ein einzigartiges Armbandverlängerungssystem und kostet weniger als halb so viel wie eine vergleichbare Rolex Sea-Dweller.

Abenteuerlust

Die meisten berühmten Rolex-Uhren kamen bereits in den 1950er- oder 1960er-Jahren auf den Markt und um ehrlich zu sein, seitdem hat sich an den Uhren nicht viel verändert. Sicherlich wuchsen die Gehäuse allmählich und die Qualität stieg weiter, aber im Großen und Ganzen erleben wir bei Rolex keine Abenteuerlust. Tudor ist da ganz anders, denn der Hersteller probiert ständig neue Ideen aus. Der Markenspruch der Manufaktur lautet nicht umsonst „Born To Dare” (auf Deutsch etwa „mutig geboren”) – und dieses Motto wird wirklich ernst genommen.

Entgegen aller Konventionen hat Tudor eine Taucheruhr mit einem Chronographen kombiniert und dabei die überraschend coole Heritage Black Bay Chrono kreiert. Außerdem bietet die Manufaktur ihre berühmte Taucheruhr Heritage Black Bay an, die es unter anderem aus Edelstahl, mit schwarzer PVD-Beschichtung oder als 43 mm große Bronze-Uhr gibt. Sie haben sogar eine von Vintage-Uhren inspirierte Linkshänderversion der Pelagos-Taucheruhr entwickelt, die Pelagos LHD.

Um diese Vielfalt bei Rolex zu erhalten, müssen Sie schon mit Ihrer Uhr zu einem Spezialisten für Customization gehen, also zu jemanden, der Ihre spezifischen Anpassungswünsche nachträglich vornimmt. Allerdings haben Sie dann keine Herstellergarantie mehr auf Ihre Uhr und der Wiederverkaufswert wird auch meist negativ beeinflusst.

Das Alte mit dem Neuen verbinden

Tudor Black Bay
Tudor  Heritage Black Bay Blue, Bild: Bert Buijsrogge

Etwas, das Tudor wirklich richtig gut und vielleicht sogar besser als alle anderen vergleichbaren Marken macht, ist die Kombination von historischen mit neuen Designelementen. Der Hersteller hat ein Gespür für seine Geschichte und ehrt mit den aktuellen Kollektionen seine klassischen Modelle, was bei der Etablierung der Marke geholfen hat. Die charakteristichen, viereckigen Zeiger, auch als Snowflake-Zeiger bekannt, kommen bei vielen aktuellen Uhren zum Einsatz und stammen ursprünglich von den Tudor-Uhren, die von der französischen Marine in den 1970er-Jahren genutzt wurden. Die gewölbten Zifferblätter und Uhrgläser sind indes von den ersten Taucheruhren des Herstellers inspiriert.

Einige Modelle wie die Heritage Black Bay haben eine übergroße Krone, die von der Ref. 7924 von 1958 inspiriert und auch unter der Bezeichnung Big Crown bekannt ist. Andere Uhren besitzen einen cremefarbenen Anstrich, der dem Zifferblatt eine warme Patina verleiht und an schön gealterte Vintage-Uhren erinnert. Rolex hingegen spendiert der neuen Sea-Dweller die berühmt-berüchtigte Zykloplupe, was für Puristen einem Sakrileg gleich kommt.

Kein Snob-Image

Tudor Heritage Black Bay
Tudor Heritage Black Bay 41,  Bild: Bert Buijsrogge

Zusätzlich dazu, dass Tudor-Uhren günstiger, vielseitiger und ehrlich gesagt auch interessanter sind als Rolex-Uhren, bietet Tudor noch einen weiteren wichtigen Vorteil: Man wird Sie nicht als arroganten Angeber einstufen. Ob berechtigt oder nicht, Rolex-Trägern haftet ein mieser Ruf an. Wer eine Rolex trägt, muss oft mit abfälligen Bemerkungen rechnen. Tudor ist hingegen noch immer relativ unbekannt, sodass Sie nicht sofort verurteilt werden. Obendrauf erhalten Sie vergleichbare Qualität und ein großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

Die Antwort auf unsere Frage? Tudor ist womöglich besser als Rolex.

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Tudor vs. Rolex


Über den Autor

Tom Mulraney

Ich wuchs in den 1980er- und 90er-Jahren in Australien auf. In der Stadt, in der ich lebte, gab es keine nennenswerte Uhren-Szene. Lediglich ein Händler hatte …

Zum Autor

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