08/22/2019
 6 Minuten

Im Fokus: Die außergewöhnlichen Zifferblatt-Varianten der Rolex Datejust

Von Pascal Gehrlein
Im Fokus: Die außergewöhnlichen Zifferblatt-Varianten der Rolex Datejust

Im Fokus: Die außergewöhnlichen Zifferblatt-Varianten der Rolex Datejust

Die Rolex Datejust ist sicher für jeden, der sich für Uhren begeistert, ein Begriff.

Rege Diskussionen kann man darüber führen, weshalb die Rolex Datejust so beliebt ist. Die Geschichte? Das Design? Die Funktionalität? Fakt ist jedoch, dass die Rolex Datejust aktuell (nach Verkäufen) die beliebteste Uhr auf Chrono24 ist.

Ein weiterer Grund ist möglicherweise die Verfügbarkeit, was wie viele von Ihnen sicher wissen, aktuell ein ziemliches Problem bei anderen Rolex-Modellen darstellt. Uhren von Rolex sind begehrt wie nie und die Genfer Marke hat einige Besonderheiten. Dazu gehören Begriffe, mit denen man immer wieder in Berührung kommt, wenn man die Welt der Vintage-Rolex betritt. Nicht selten kommt es vor, dass man auf der Suche nach einer Rolex in Online-Foren, Blogs oder Chrono24 Inseraten auf Begriffe wie Pepsi, Hulk, Fat Lady und andere Bezeichnungen stößt. Die Community wird nicht müde, ihre eigene Sprache zu entwickeln.

Während wir die Spitznamen einzelner Uhren in einem anderen Artikel bereits behandelt haben, gilt unsere Aufmerksamkeit jetzt den kursierenden Zifferblatt-Bezeichnungen der Rolex Datejust. Das Zifferblatt ist eines der wichtigsten Design-Elemente für viele Sammler und ein Detail, welches zur Unterscheidung der einzelnen Modelle dient. Dabei sind einige Varianten besonders rar und damit außerordentlich beliebt. Falls sie nicht bereits alles über das Linen, Sigma oder Buckley Dial wissen, dann können Sie nach diesem Artikel bei der nächsten Gesprächsrunde den ein oder anderen mit tieferem Wissen beeindrucken.

Buckley Dial
Buckley Dial

Das „Buckley Dial“

Beginnen wir alphabetisch korrekt mit dem sogenannten „Buckley Dial“. Das „Buckley“-Zifferblatt zeichnet sich vor allem durch die römischen Indizes aus und findet sich besonders in Datejust-Modellen der 70er- und 80er-Jahre wieder. Strittig ist, welche Referenzen wirklich original von Rolex ab Werk mit Buckley Dial ausgeliefert wurden. Offizielle Informationen dazu von Rolex gibt es wie üblich nicht. Bei den Referenzen 1601, 1603, 16014 oder 16030 ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass sie ursprünglich mit dem „Buckley“ ausgeliefert wurden. Die Indizes und Zeiger sind dabei entweder schwarz oder weiß. Begehrenswerter dürfte die schwarze Variante sein, da diese auf den hellen Zifferblättern zusammen mit schwarzen Zeigern einen schöneren Kontrast besitzen.

Grundsätzlich wirkt die Datejust meiner Meinung nach durch die römischen Zahlen noch etwas klassischer und eleganter, als sie es ohnehin schon ist. Das „Buckley“-Zifferblatt ist jedoch nicht ausschließlich der Datejust vorbehalten. Auch Day-Date-Modelle wie die Referenz 1803 oder einige Oysterquartz-Referenzen sind original mit diesem Zifferblatt zu finden.

Wie so oft stammt die Bezeichnung für dieses Blatt nicht von Rolex selbst und wird auch nicht offiziell von Rolex kommuniziert (wie bei der Pepsi, Batman und Co.). Doch wem haben wir den Namen für diese Datejust dann zu verdanken? Es kursiert die Geschichte, dass der Name auf einen in New York ansässigen Uhrenhändler und Industrie-Promi namens John Buckley zurückgeht, dessen Geschäft sich in der 47th Street in New York befindet. Wie er es geschafft hat, dieser Blattvariante seinen Namen zu geben, bleibt jedoch ungeklärt.

Sigma Dial
Sigma Dial

Das „Sigma Dial“

Vor wenigen Monaten war ich fest entschlossen, mir eine Vintage-Datejust zuzulegen und hatte mein Auge damals bereits auf die Referenzen 1601 und 1603 geworfen. Beim Durchsuchen der Angebote ist mir aufgefallen, dass die Preisunterschiede innerhalb der Referenz stark variieren. Inserate mit der zusätzlichen Bezeichnung „Sigma Dial“ waren zum Teil um einiges teurer als vergleichbare Angebote. Da stellt sich die Frage: Weshalb? Was ist ein „Sigma Dial“? Wenig überraschend befindet sich auf diesem Zifferblatt der griechische Buchstabe „Sigma“. Und zwar auf 6 Uhr, flankierend zu „T Swiss T“, was für den Einsatz von Tritium-Indizes steht. Hingegen bedeutet „Sigma“, dass sowohl Indizes als auch Zeiger aus Gold gefertigt sind.

Das Sigma Zifferblatt finden Sie bei Datejust-Modellen aus den 70er-Jahren. Eine für Sammler wichtige Information, falls eine angebotene Uhr mit „Sigma Dial“ nicht in diesen Zeitraum fällt. Skepsis ist hier durchaus angebracht. Weshalb Rolex sich dafür entschied, die Zifferblätter mit diesem Zeichen zu versehen, ist nicht offiziell bekannt. Eine Theorie ist, dass andere Hersteller wie beispielsweise Omega bereits früher damit begonnen hatten auf den Zifferblättern zu kennzeichnen, dass es und/oder die Zeiger aus Edelmetallen hergestellt sind. Omega nutzte hierfür das Zeichen OM für „Or Massif“ (was übrigens auch bei der kürzlich erschienenen Neuauflage der Gold-Speedmaster der Fall ist). Jetzt ist Rolex nicht dafür bekannt, sich vom Treiben anderer Marken beeindrucken zu lassen, weshalb diese Theorie strittig ist. Dass man zur Zeit der Quarzkrise aktiver darauf aufmerksam machen wollte, dass mechanische Uhren aus der Schweiz hochwertige Edelmetalle verwenden, um sich dadurch von Quarzuhren abzuheben, klingt dagegen durchaus plausibel.

„Sigma Dials“ sind auch bei anderen Marken zu finden. Darunter Vacheron Constantin und Patek Philippe. Übrigens, als wäre sie nicht schon beliebt genug, gibt es auch die Daytona Referenz 6265 mit diesem außergewöhnlichen Zifferblatt.

Linen Dial
Linen Dial

Das „Linen Dial“

Das nächste Datejust-Zifferblatt, welches ich persönlich sehr gerne mag, ist das sogenannte „Linen Dial“. Dieses Zifferblatt hat eine sehr schöne Textur und verstärkt den „Vintage“-Look der Datejust. Dieses Blatt findet sich in verschiedenen Modellen und Farben wieder – von Silber, über Grau bis hin zum champagnerfarbenen Zifferblatt der Two-Tone-Referenz 16013. Speziell wenn das Licht auf die Uhr trifft, schaut man sich das Gesicht der Uhr gerne an, denn durch die „ungleichmäßige“ Gravur reflektiert das Zifferblatt besonders schön im Licht. Da wird es schwer sich zu entscheiden, was das beste Detail an der eigenen Datejust ist.

Aktuell gibt es von Rolex keine Modelle mit „Linen Dial“. Sie müssen also auch hier zu einem älteren Modell greifen. Gängig sind die Referenzen 1601, 1603 oder 16014. Einen Aufpreis wie bei einigen „Sigma Dials“ müssen Sie hier nicht erwarten.

The „Pie Pan Dial“

The Pie Pan dial brings us back to my hunt for a reference 1603 because this reference has it. The name derives from the shape of the dial. With an angled outer ring, it resembles an inverted pie pan. This design was popular in the 60s and 70s.

Besides Rolex, Omega also used this dial on many models, such as the Constellation. I personally like the Pie Pan effect because it gives the dial more depth and is pleasing to the eye. In my opinion, the outer ring makes the dial look a bit smaller, while also helping the indices stand out more. Of course, design preferences are a strictly subjective matter. However, if you’re looking for a vintage Datejust and appreciate subtle design elements, you can’t go wrong with a Pie Pan dial.

Das Tiffany & Co Zifferblatt

Heute sind Kooperationen von Luxusmarken wie Rimowa und Supreme oder Berluti und Ferrari im Trend und die Produkte heiß begehrt. Zwei renommierte Marken, ein limitiertes Angebot – das scheint zu funktionieren. Das gilt, auch wenn es sich nicht um eine aktuelle Zusammenarbeit handelt, genauso für die Rolex Comex Submariner oder die Tiffany & Co Datejust. Hier lässt sich wieder die Datejust 1603 als Beispiel nennen. Doch weshalb durfte der populäre Händler Tiffany & Co seine Spuren auf dem Datejust-Zifferblatt hinterlassen?

Was heute unmöglich erscheint, war damals in den 1960er-Jahren von Rolex wenig kontrolliert. Tiffany & Co verkaufte zwar nicht nur Rolex, aber schon damals war Rolex sehr beliebt. Damit in der Upper Eastside und an der Wallstreet jeder wusste, wo die Rolex gekauft wurde, hat Tiffany & Co damit begonnen, diverse Rolex-Modelle (darunter auch die Submariner oder GMT-Master) zusätzlich zur Krone mit dem Firmenlogo zu versehen. Während die ersten Uhren noch per Hand vor Ort in New York ihr „Co-Branding“ erhielten, übernahm das Rolex später selbst und lieferte diese Modelle direkt aus Genf. Ende der 90er entschied Rolex, keine anderen Marken eigene Kennzeichnungen von Konzessionären mehr zuzulassen, was Tiffany & Co nicht gefiel und der Geschichte nach zu einem Zerwürfnis der beiden Firmen führte.

Bei „Tiffany-Dials“ ist besondere Vorsicht geboten, da das Versehen von Rolex-Blättern mit dem Tiffany-Logo kaum reguliert war. So variieren beispielsweise Schriftarten, Abstände und Farb-Nuancen der jeweiligen Zifferblätter durch die unterschiedlichen Produktionsquellen sehr stark. Für viele Sammler ist das „Tiffany Dial“ etwas ganz Besonderes und Zeuge einer sehr spannenden Rolex-Ära, in der Rolex seine eigene Produktion noch nicht so stark kontrollierte, wie das heute der Fall ist.

Fazit:

Rolex‘ Reiz liegt für viele Sammler darin, dass sich rund um die Marke eine Art „Parallelwelt“ entwickelt. Es kursieren unzählige Geschichten, Besonderheiten und zum Teil auch fragwürdige Bezeichnungen für Modelle und einzelne Teile der Uhren. Einige von Ihnen sind mit Fakten und wahren Geschichten belegt, andere wiederrum scheinen aus dem Nichts zu kommen und werden vermutlich gerne verwendet, um die Uhr als spezieller und seltener darzustellen, als sie eigentlich ist. Etwas Nachforschung (mit verschiedenen Quellen) ist also durchaus ratsam, um einschätzen zu können, wie „außergewöhnlich“ die Uhr, die einem angeboten wird, tatsächlich ist. Ich persönlich finde die Geschichten hinter diesen am Ende kleinen Details unterhaltsam und hat man diese erstmal für sich entdeckt, dann erfreut man sich wie in meinem Fall auch nach dem 100. Blick auf das „Pie Pan Dial“ an diesem feinen Unterschied zu anderen Datejust-Modellen.

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Why the Rolex Datejust 36 Deserves More Attention!

Rolex: A Brand of Superlatives

Can fashion brands keep up with traditional watchmaking?


Über den Autor

Pascal Gehrlein

Hey, ich bin Pascal. Nachdem ich viele Stunden auf Chrono24 verbracht habe, um schließlich meine erste „Luxusuhr“ zu kaufen, entdeckte ich im Impressum, dass der …

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