05/10/2018
 3 Minuten

Kein Mensch braucht eine mechanische Uhr. Wir sagen Ihnen die Gründe, warum Sie trotzdem eine haben wollen.

Von Tom Mulraney
Heuer Autavia, Image: Bert Buijsrogge

TAG Heuer Autavia, Foto: Bert Buijsrogge

Vielleicht überraschend, das ausgerechnet von uns zu hören. Doch auch als weltweit größter Marktplatz für Luxusuhren sagen wir ganz klar: Was Sie nun wirklich nicht brauchen, ist eine mechanische Uhr. Kein Mensch braucht eine. Ebenso wenig wie ein schönes Auto oder ein paar Schuhe für mehr als hundert Euro. Wozu auch? Allerdings muss man auch sagen, hat man eine schöne Uhr erst einmal, möchte man sie nicht mehr missen. Zeitgleich verändert sich die eigene Sichtweise über das Preis-Leistung-Verhältnisses für immer und ehe man sich versieht, ist man ein regelrechter Uhren-Fanatiker. Wie kommt’s?

Mechanische Uhren — nicht wirklich praktisch…

Breguet Tradition GMT Image Bert Buijsrogge
Breguet Tradition GMT, Foto: Bert Buijsrogge – Zu den Angeboten auf Chrono24

Welchen Sinn hat es, hohe Summen für eine mechanische Uhr auszugeben? Für veraltete Technik aus früheren Jahrhunderten? Jede billige Quarzuhr läuft genauer und zuverlässiger. Ok, Komplikationen wie Chronographenfunktionen und Jahreskalender machen schon irgendwie Sinn, zum Teil wird es aber mit der Komplexität gerne mal übertrieben. Man zeigt was man kann — einfach um zu zeigen, dass man es kann. Stichwort: Tourbillon. Ähnlich wie das ungute Gefühl, mit dem Luxussportwagen auf unebenen Straßen zu fahren, so ist man naturgemäß auch extrem vorsichtig mit seiner teuren Uhr und überlegt sich zweimal, wann und wo sie eigentlich getragen werden kann.

Bei welchem Sport würde man eine mechanische „Sportuhr” denn tatsächlich tragen? Mit Sicherheit nicht beim ambitionierten Sport, denn viel zu empfindlich sind die Werke, um starken Erschütterungen und Stößen stand zu halten und viel zu weich ist das schöne Gold.

Heutzutage ist vielleicht sogar der Sinn und Zweck einer Armbanduhr komplett hinfällig, ob nun mechanisch oder als Quarz-Version. Bei 2,4 Milliarden Smartphone-Besitzern im Jahre 2017 stellt sich die Frage, wer sich zum günstigen Taschen-Computer eigentlich zusätzlich überhaupt noch eine Uhr anschafft. Das „Telefon” kann ja schon alles und das wesentlich verlässlicher als selbst die technisch beste Armbanduhr. Und weniger empfindlich, der falsche Knopfdruck zum falschen Zeitpunkt hat hier wesentlich weniger Auswirkungen als bei einem sensiblen Uhrwerk.

Trotz allem — Jahr für Jahr werden Millionen von mechanischen Luxusuhren gekauft. Viele davon hier bei Chrono24. Aus welchem Grund?

…aber schön und kunstvoll

Die Antwort liegt auf der Hand. Nicht jede Kaufentscheidung fällt man rein rational. Emotionen spielen immer eine Rolle, mal mehr mal weniger — das macht uns Menschen aus. Was wir tragen, soll sich gut anfühlen. Gut zu unserem eigenen Stil, unserer Garderobe und unserem Selbst passen. So wie eine besonders schöne Uhr es tut. Komplimente hört man gerne, auch ein bisschen Neid von anderen ist ab und zu schön. Dann fühlt man sich in seiner Wahl bestätigt.

Außerdem — wer vererbt sein Smartphone an seine Lieblingsenkelin? Wenn es denn überhaupt länger als ein Jahr hält. Eine mechanische Uhr hält und tickt dagegen weit mehr als nur ein Leben lang, die richtige Pflege und Wartung vorausgesetzt. Der Markt für Vintage-Uhren boomt und das nicht ohne Grund. Höhere Qualitätsstandards spielen eine Rolle, hinzu kommen verschiedene neue Materialien wie Titan oder Keramik und die Verwendung spezieller Legierungen. Die Zeiten, in denen man Unsummen für eine hochqualitative mechanische Uhr ausgeben musste sind vorbei, auch wenn sich das noch nicht so richtig herumgesprochen hat. Viele bekannte Hersteller bieten Top-Uhren zu erschwinglichen Preise an.

Leidenschaft vs. Rationalität

Tudor Black Bay Black, Image: Bert Buijsrogge
Tudor Black Bay Black, Foto: Bert Buijsrogge

Sie sind noch nicht so richtig überzeugt? Sprechen Sie mal einen Besitzer einer mechanischen Uhr aus Ihrem Bekanntenkreis an. Fragen Sie nach den Besonderheiten des Modells. Fragen Sie, warum es gerade dieses sein musste. Kaum einer wird Ihnen rationale Gründe dafür nennen können. Andere Gründe gibt es aber schon: die Begeisterung für ein besonderes Stück, das schöne Gefühl sich bei jedem Tragen daran zu erfreuen. Die Emotionalität der Geschichten dahinter. Vielleicht ist die Uhr ein Erbstück eines geliebten Verwandten, vielleicht eine Belohnung für das Erreichen eines bedeutsamen Ziels. Lassen Sie sich ruhig von dieser Leidenschaft anstecken. Es ist nun mal so, dass eine mechanische Uhr nicht allein dafür hergestellt wurde, die Zeit anzuzeigen. Hier geht es um viel mehr.

Lesen Sie mehr

Warum wir mechanische Uhren lieben

Über Uhren, Gespräche und Freundschaften

Der Weg zu meiner ersten mechanischen Uhr – Feuer fängt mit Funken an


Über den Autor

Tom Mulraney

Ich wuchs in den 1980er- und 90er-Jahren in Australien auf. In der Stadt, in der ich lebte, gab es keine nennenswerte Uhren-Szene. Lediglich ein Händler hatte …

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