01/02/2020
 8 Minuten

Frischer Look am Handgelenk: Unser Ratgeber für Uhrenarmbänder

Von Sebastian Swart
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Frischer Look am Handgelenk: Unser Ratgeber für Uhrenarmbänder

Flieger, Rubber, Nato, Oyster, Antik-Look oder Carbon-Optik: Uhrenarmbänder gibt es in geradezu unendlich vielen Stilen und Materialien. Immer mehr Uhren- und Armbandhersteller bieten eine große Auswahl verschiedener Werkstoffe und Styles in unterschiedlicher Qualität an. Lesen Sie in diesem Artikel, welche Armbänder es gibt, wie Sie ein Armband wechseln und worauf Sie beim Kauf achten sollten.

Warum überhaupt das Uhrenarmband tauschen?

Es gibt Uhrenträger und Uhrenträgerinnen, die machen sich wenig Gedanken um das Armband ihrer Uhr. Stahlbänder haben den Vorteil, dass sie bei sachgemäßer Behandlung die Lebenszeit der Uhr erreichen oder überschreiten. Gefällt dem Besitzer diese Kombination, ist ein Tausch des Bandes aus dessen Sicht gar nicht nötig. Einige aber suchen die Abwechslung und möchten ihrer Uhr hin und wieder ein neues Outfit verleihen. Andere sehen sich indes einfach nur dazu gezwungen, ein neues Armband zu kaufen, weil das alte Leder schlichtweg den Geist aufgegeben hat. Wer jetzt nicht zum identischen Original greifen möchte, dem eröffnen sich die unendlichen Weiten des Marktes.

Welche Armbandtypen und Materialien gibt es?

Ob Leder, Edelstahl, Canvas, Kautschuk, Nylon oder sonstige Materialien: Das regelmäßige Tauschen von Uhrenarmbändern aus den unterschiedlichsten Werkstoffen liegt im Trend. Sogar vegane Armbänder haben ihren Weg in den Markt gefunden. Auch Bänder mit Schnellwechselsystem werden immer beliebter, denn sie erlauben selbst dem Laien einen schnellen Austausch. Erstaunlich ist, welch große Preisspannen es zwischen Armbändern gibt, die auf den ersten Blick identisch aussehen. Doch wie bei fast allen Gütern gilt auch hier: Qualität hat ihren Preis.

Die Stegbreite ist beim Kauf eines Uhrenarmbands besonders wichtig. Dabei handelt es sich um den Abstand zwischen den Hörnern, der die Breite des Armbands vorgibt. Gängige gerade Stegbreiten für Damenuhren liegen zwischen 14 mm bis 18 mm und für Herrenuhren zwischen 18 mm bis 22 mm. Besonders große Uhren, wie zum Beispiel von Panerai, bringen es auf eine Anstoßbreite von bis zu 26 mm. Etwas schwieriger gestaltet sich die Suche nach Armbändern mit ungerader Stegbreite wie 19 mm und 21 mm, die von einigen Uhrenherstellern verwendet werden. In etablierten und gut sortierten Online-Shops sollten Sie jedoch auch bei diesen Maßen fündig werden.

Armbänder aus Leder – Flieger, Racing & Co

Klassische Fliegerarmbänder werden in der Regel aus Rinds- oder Kalbsleder gefertigt. Ein Armband im Fliegerstil zeichnet sich insbesondere durch genietete Anstoßenden sowie eine prägnante Ziernaht aus. Beide Elemente dienten ursprünglich dazu, dem Band eine erhöhte Stabilität zu verleihen, heute haben sie eher ästhetischen Charakter. Die meisten renommierten Armbandhersteller führen Bänder dieser Art im Sortiment. Die deutsche Traditionsmarke Laco bietet – neben ihren bekannten Fliegeruhren – eine große Auswahl an Fliegerarmbändern zu unterschiedlichen Preisen an.

Laco Paderborn
Laco Paderborn

Rinds- oder Kalbsleder wird meist auch für Racing-Uhrenbänder verwendet. Armbänder in diesem Stil fallen insbesondere durch ihre Lochung auf und eignen sich hervorragend für klassische Rennsportchronographen wie die TAG Heuer Autavia oder Omega Speedmaster. Neben den charakteristischen Lederarmbändern aus der Fliegerei oder dem Rennsport gibt es sie in vielen unterschiedlichen Varianten, Farben und Prägungen wie die beliebte Krokodilprägung. Exotisch anmutende Bänder mit Prägung bestehen bei günstigen Exemplaren meistens aus Rindsleder und sind nicht aus den Häuten gefertigt, nach denen sie benannt sind.

Exotische Häute von Krokodil, Strauß, Fisch oder Schlange kommen bei der Herstellung aber auch zum Einsatz. Bänder aus den „echten“ Ledern sind jedoch deutlich teurer als ihre geprägten Lookalikes. Sie bestehen nicht vollständig aus den exotischen Häuten, vielmehr wird eine dünne Schicht dieses Materials auf das sogenannte Futterleder geklebt und dann vernäht. Bei Armbändern aus exotischem Leder sollten Sie unbedingt auf die Herkunft achten, dazu später mehr.

Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, schauen Sie in die Kollektionen bekannter Hersteller wie Kaufmann, Hirsch, Rios oder Meyhofer. Ein brauchbares Lederarmband bekommen Sie ab ca. 25 EUR. Nach oben ist allerdings viel Luft, sodass besonders hochwertige Maßanfertigungen auch das Zehnfache oder mehr kosten können.

Eventuell stoßen Sie bei Ihrer Recherche auf den Begriff Shell-Cordovan. Hierbei handelt es sich um Pferdeleder, welches sich insbesondere durch eine hohe Widerstandsfähigkeit auszeichnet. Durch seinen hohen Fettgehalt ist es außerdem besonders wasserabweisend. Für Pferdeliebhaber allerdings kommt dieses Leder womöglich eher nicht in Betracht.

Nato- und Zulu-Armbänder – alles auf Durchzug

Bei Nato-Armbändern handelt es sich typischerweise um Durchzugsarmbänder aus synthetischen Fasern wie Nylon. Ursprünglich nutzte das Militär diese Armbänder, für Zivilisten waren sie nur schwer zugänglich. Das britische Ministry of Defense prägte den Namen, indem es den Bändern Nato-Lagernummern gab. Armbänder dieser Art zieht man über die Federstege, durch die Hörner und dann über den Gehäuseboden.

Rolex Submariner NATO strap
Rolex Submariner NATO Strap

Nato-Armbänder gibt es in vielen Farben, Mustern und in unterschiedlichen Qualitäten. Ein einfaches Nato-Band ist ab ca. 15 EUR erhältlich, je nach Marke kann der Preis aber auch auf 150 EUR oder mehr klettern. Der optisch wohl bekannteste Vertreter ist das sogenannte „Bond-Nato“. Seinen Namen trägt es aufgrund eines kurzen Auftritts im James-Bond-Film Goldfinger von 1965. Sean Connery trug in diesem Film eine Rolex Submariner Ref. 6538 an einem auffällig schwarz-grün-gestreiften Armband.

Zulu-Armbänder sind den Natos sehr ähnlich. Sie bestehen ebenfalls aus Nylon, sind jedoch etwas robuster gefertigt. Zulus waren ursprünglich für Profi-Taucher gedacht und unterscheiden sich durch die etwas dickeren, oval geformten Metallschlaufen von den Nato-Armbändern. Wie bei den Natos liegt der Einstiegspreis bei rund 15 EUR. Die Farbpalette ist hingegen nicht ganz so umfangreich, was wohl daran liegt, dass das Nato beliebter ist.

Uhrenmarken wie Tudor und Omega haben den Trend zu Durchzugsarmbändern erkannt und statten einige Modelle wie die Black Bay oder Speedmaster auch mit diesen Varianten aus. Seit einiger Zeit befinden sich auch Nato-Armbänder aus Leder oder Canvas auf dem Markt.

Armbänder aus Kautschuk – unter Wasser zu Hause

Armbänder aus Silikon oder Kautschuk eignen sich hervorragend für Taucheruhren. Die Auswahl im Netz ist riesig und reicht von sehr günstigen Silikon-Armbändern für ein paar Euro bis hin zu hochwertigen Exemplaren aus Naturkautschuk für über 200 EUR. Auch bei Bändern aus diesen Materialien gibt es eine große Vielfalt an Designs, Formen und Farben. Beliebt sind heute wieder die sogenannten Tropical Straps, wie sie schon an den sehr frühen Taucheruhren zum Einsatz kamen. Armbänder mit Waffel-Muster, wie sie Seiko oft verwendet, sind ebenfalls sehr gefragt.

Omega Seamaster Rubber Strap
Omega Seamaster Rubber Strap

Ein Hersteller hochwertiger Kautschukarmbänder ist die Marke Everest aus den USA, die maßgeschneiderte Swiss-Made-Bänder für viele gängige Rolex Modelle anbietet. Ebenfalls in den USA ansässig ist die Firma Isofrane, die bereits in den 1960er- und 70er-Jahren Armbänder für Omega und Tissot herstellte. In Europa produziert unter anderem die österreichische Firma Hirsch hochwertige Premium-Armbänder aus Kautschuk zu einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.

Legendäre Armbänder aus Edelstahl

Die meisten von Ihnen kennen wahrscheinliche die Begriffe Oyster-, Jubilé- oder Präsident-Armband. Nicht? Diese Bezeichnungen stammen von der Marke Rolex und diese Edelstahlarmbänder zieren seit Jahrzehnten die Erfolgsmodelle des Schweizer Luxusuhren-Herstellers. Rolex stellte das Oyster-Band bereits 1947 vor. Bis heute verbaut Rolex es nahezu unverändert an den großen Klassikern wie Submariner und Sea-Dweller. Das 1945 erstmals an einer Datejust vorgestellte Jubilé-Armband ist vielleicht nicht ganz so berühmt, aber nicht weniger legendär.

Rolex Datejust Jubilee Bracelet
Rolex Datejust mit Jubilé-Armband

Seit es diese Bänder gibt, lassen sich andere Marken von ihnen inspirieren, einige kopieren sie sogar. Kein Wunder, handelt es sich bei diesen Designs doch um zeitlose Stilikonen. Wenn Sie für Ihre Uhr auf der Suche nach einem Armband dieser Art sind, müssen Sie natürlich nicht zum Original greifen. Auf dem Markt finden sich zahllose Hersteller, deren Armbänder sich in der Qualität stark unterscheiden. Daher sollten Sie beim Kauf ein Auge darauf richten, aus welcher Quelle das gewünschte Band stammt. Die Preise für ein qualitativ annehmbares Band beginnen bei rund 40 EUR.

Das sogenannte Beds of Rice-Armband war In den 1960er- und 70er-Jahren ein Erfolgsdesign. Seinen Namen erhielt es, weil die Oberfläche der feinen ovalen Glieder an Reiskörner erinnert. Nachdem es über viele Jahre hinweg ein Schattendasein fristete, ist es heute wieder auf dem Vormarsch. Ein bekannter Vertreter dieser Variante ist die TAG Heuer Autavia, die seit 2017 wieder an diesem Band erhältlich ist. Auch hierfür gibt es einige Hersteller und Online-Shops, die ihre Bänder mit Preisen ab ca. 40 EUR anbieten.

Tag Heuer Autavia Beads of Rice Bracelet
Tag Heuer Autavia mit Beads of Rice Armband

Das Milanaise-Armband wurde erstmals im 19. Jahrhundert in Mailand hergestellt und kam im frühen 20. Jahrhundert nach Deutschland. Seine Hochphase erlebte es in den 1960er- und 70er-Jahren. Wegen der engmaschigen Struktur, die an ein Netz erinnert, findet man die Bänder auch unter der englischen Bezeichnung Mesh (Netz). Ein gutes Armband in diesem Stil erhalten Sie ebenfalls ab ca. 40 EUR.

Wie erfolgt der Austausch des Armbands?

Bei klassischen zweiteiligen Armbändern erfolgt das Wechseln mithilfe eines sogenannten Federstegbestecks. Dabei handelt es sich um ein Spezialwerkzeug, mit dem der Federsteg aus den Bohrungen der Hörner gezogen wird. Das ist im Grunde ein simples Prinzip und keine Raketenwissenschaft. Sie könnten es rein technisch also auch selbst hinbekommen. Dennoch kann es passieren, dass sich der Federsteg partout nicht aus der Bohrung entfernen lässt.

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Dies kann daran liegen, dass er alt und verschmutzt oder der Abstand zwischen Armband und Gehäuse so gering ist, dass kein Spielraum zum Entfernen gegeben ist. Besonders bei sehr passgenauen Metallarmbändern kommt das häufig vor. Um Kratzer oder noch größere Schäden an Ihrer Uhr zu vermeiden, empfiehlt sich also der Gang zum Profi. In der Regel sollte ein Uhrmacher das Band problemlos wechseln können. Überprüfen Sie jedoch nach jedem Wechsel vor allem die Flächen auf der Rückseite der Hörner auf Kratzer. Je nach Uhr kann eine Beschädigung auch einen herben Wertverlust bedeuten.

Wie ich weiter oben schon andeutete, statten einige Uhren- und Armbandhersteller ihre Bänder mit einem Schnellwechselsystem aus. Beispielhaft hierfür sind die Firmen Meyhofer mit dem „Easy-Click“-System und Kaufmann, die dem identischen Mechanismus den Namen „Change-It“ gab. Das Prinzip ist einfach: Über einen kleinen Hebel lässt sich der Federsteg per Hand leicht aus dem Bandanstoß herauslösen.

Auch Maurice Lacroix folgte mit der 2019 vorgestellten Aikon dem Bedürfnis der Kunden, ihrer Uhr häufiger einen frischen Look zu verleihen. Gleichzeitig nehmen sie den Uhrmachern und Konzessionären den Nimbus der einzigen Experten, die eine solche Arbeit durchführen können. Eine, wie ich finde, sehr begrüßenswerte Entwicklung, der hoffentlich noch weitere Hersteller folgen werden.

Maurice Lacroix Aikon
Maurice Lacroix Aikon

Worauf sollten Sie beim Kauf Ihres Armbands achten?

Sie kennen vielleicht den Spruch „Buy the seller“? Man könnte ihn auch umformulieren in „Buy the manufacturer“. Achten Sie gerade bei Armbändern aus gegerbtem und bearbeitetem Leder auf die Herkunft. Sicherlich ist dies in den seltensten Fällen bis zur Quelle möglich. Doch durch den Kauf eines hochwertigen Markenarmbands minimieren Sie zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass es billig und unter widrigen Umständen produziert wurde. Achten Sie auch darauf, welche Standards bei der Gerbung zum Einsatz kommen und ziehen Sie eine pflanzliche Gerbung einer chemischen vor.

Renommierte Hersteller verwenden immer hochwertiges Leder, das sie fachgerecht in vielen Produktionsschritten zu einem Armband verarbeiten. Ein haltbares, qualitativ hochwertiges Lederband ist nicht für ein paar Euro zu bekommen. Sollten Sie auf Angebote stoßen, die Ihnen zu günstig erscheinen, ist Skepsis geboten. Entscheiden Sie sich für ein Armband aus Exotenleder, stellen Sie sicher, dass der Hersteller Häute mit entsprechendem CITES-Zertifikat nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen verarbeitet, wie es zum Beispiel die Berliner Ledermanufaktur Mays auf ihrer Webseite angibt.

Bei Bändern aus Nylon oder ähnlichen Materialien ist die Herkunft sicherlich schwieriger nachzuvollziehen. Nylon und Polyamid werden großindustriell aus Erdöl hergestellt, was sie sicher nicht zu besonders umweltfreundlichen Bändern macht. Fragen Sie im Zweifelsfall nach der Herkunft und seien Sie skeptisch bei zu günstigen Angeboten. Ein brauchbares Nato-Armband aus Nylon kostet 15 EUR bis 30 EUR, je nach Marke und Hersteller auch mehr. Omega bepreist seine Natos aus Nylon mit 150 EUR. Fragen Sie auch bei sogenannten „veganen“ Uhrenarmbändern nach und seien Sie kritisch. Ein mit viel Chemie in Fernost hergestelltes Armband aus Synthetik ist zwar vegan, aber sicherlich nicht umweltfreundlicher oder moralisch unbedenklicher als ein Lederarmband aus zertifiziertem Exotenleder.

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Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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