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Taschenuhren – Zeitmesser für Gentlemen

Taschenuhren besitzen eine große Fangemeinde. Das Angebot reicht von günstigen Vintage-Modellen bis hin zu extrem seltenen Einzelstücken. Weltberühmte Manufakturen wie Patek Philippe zeichnen für die kompliziertesten Exemplare verantwortlich.


Top 5 Highlights von Taschenuhren

  • Enorme Vielfalt an Vintage-Taschenuhren
  • Großes Preisspektrum: von wenigen hundert Euro bis mehrere Millionen
  • Neuwertige Exemplare mit mechanischem oder Quarz-Kaliber
  • Modelle von A. Lange & Söhne sind unter Sammlern besonders begehrt
  • Auch mit Chronograph, Ewigem Kalender oder Minutenrepetition erhältlich

Taschenuhren für Damen und Herren

Taschenuhren erfreuen sich seit Jahren immer größerer Beliebtheit. Vor allem bei Sammlern und Liebhabern steht dieser Uhren-Typ hoch im Kurs. Armbanduhren verdrängten die Taschenuhr im 20. Jahrhundert fast vollständig. Eine Uhr am Handgelenk zu tragen, ist für die meisten Menschen einfach komfortabler. Ursprünglich nutzten überwiegend Herren Taschenuhren. Damit der Zeitmesser nicht verloren ging, sicherte man die Uhr mit einer Kette. Am Ende dieser Kette befand sich ein Federring oder -clip, den man zum Beispiel am Knopfloch befestigte. Gentlemen tragen ihre Taschenuhr stilecht in der Westentasche. Natürlich können Sie die Uhr auch in der Hosen- oder Brusttasche Ihres Jacketts mit sich führen. Damen befestigen ihre Taschenuhren oft an einer Kette und legen diese um ihren Hals.

Hersteller wie Tissot, Regent oder Dugena fertigen auch noch heute Taschenuhren. Diese sind oft im unteren Preissegment zu finden. Im Inneren dieser Zeitmesser ticken mechanische Kaliber oder Quarzwerke. Das Angebot an gebrauchten Taschenuhren ist ungleich größer. Zu den begehrtesten Exemplaren gehören Vintage-Uhren der deutschen Edelmanufaktur A. Lange & Söhne. Patek Philippe, eine der erlesensten Uhrenmanufakturen der Welt, ist für besonders aufwendige tragbare Uhren bekannt. Die Modelle „Graves Supercomplication“ und Calibre 89 waren über Jahrzehnte hinweg die kompliziertesten Taschenuhren der Welt.


Ratschläge für den Kauf einer Taschenuhr

Wenn Sie auf der Suche nach einer Taschenuhr sind, können Sie zwischen unzähligen Modellen wählen. Die Preisspanne reicht von wenigen hundert Euro bis hin zu ein paar Millionen für extrem seltene und komplizierte Exemplare. Etwas ganz besonderes sind sogenannte Lehrlingsuhren bzw. Schüleruhren. Diese wurden von einem Uhrmacherlehrling in Handarbeit und gegen Ende seiner Ausbildung hergestellt. Sie sind also eine Art „Gesellenstück“ des Auszubildenden. Historische Exemplare aus dem 19. oder der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind unter Sammlern äußerst begehrt. Da es von jeder dieser Taschenuhren nur ein Exemplar gibt, sind sie extrem selten. Deshalb sollten Sie mehr als 30.000 EUR für den Kauf einer solchen Rarität einplanen.

Ein günstiger Einstieg in die Welt der neuwertigen Taschenuhren sind Modelle von Regent, Dugena oder Tissot. Gebrauchte Tissot-Uhren für die Westentasche bekommen Sie bereits für weniger als 500 EUR. Golduhren von Tissot können aber auch rund 2.500 EUR kosten. Alle drei Hersteller haben aktuell Taschenuhren im Sortiment. Gebrauchte Taschenuhren von der Schweizer Manufaktur Omega bekommen Sie ebenfalls zu sehr günstigen Preisen, teilweise für weniger als 200 EUR. Exemplare aus Gold können aber auch rund 4.000 EUR kosten.

Gebrauchte Taschenuhren von der International Watch Company (IWC) bekommen Sie ab rund 800 EUR. Goldmodelle gibt es aber auch für rund 25.000 EUR. Die Preise für Vintage-Taschenuhren von Patek Philippe beginnen bei etwa 3.500 EUR. Es gibt auch Modelle, die fast eine Million Euro kosten. Die „Graves Supercomplication“, eine Sonderanfertigung für den amerikanischen Bankier Henry Graves jr., erzielte bei einer Sotheby’s-Versteigerung im Jahr 2014 einen Preis von 23,2 Mio. Schweizer Franken (CHF). Damit gehört die „Graves Supercomplication“ zu den teuersten Uhren der Welt. Etwas günstiger ist die Patek Philippe Calibre 89. Sie ist eine der kompliziertesten tragbaren Uhren überhaupt. Bei einer Antiquorum-Versteigerung im Jahr 2009 erzielte die Taschenuhr einen Preis von rund 5 Mio. US-Dollar.


Taschenuhren und ihre Geschichte

Die Anfänge der Taschenuhr reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Voraussetzung für die tragbaren Zeitmesser war die Erfindung des Federantriebes. Dieser Antrieb ermöglichte die Miniaturisierung des gesamten Uhrwerks. Zuvor kamen in den deutlich größeren Standuhren Gewichte als Energiespeicher und Pendel als Taktgeber zum Einsatz. Die wohl älteste, noch erhaltene Uhr mit Federantrieb stammt aus der Zeit um 1430. Als Gangregulierung besitzt die Uhr eine Schnecke. Dieses Exemplar gehörte Philipp dem Guten von Burgund. Betrachten können Sie das gute Stück im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.

Peter Henlein, ein Nürnberger Schlossermeister, nutzte als einer der ersten den Federantrieb zusammen mit einem Hemmmechanismus in einer tragbaren Uhr. Mit seiner Konstruktion konnte er die Uhr auf Taschengröße verkleinern. Die Form des Zeitmessers erinnerte an eine Dose. Deshalb ist das Modell auch unter dem Namen „Dosenuhr“ bekannt. Eines dieser Exemplare ist heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ausgestellt. Die fränkische Stadt Nürnberg war im 15. Jahrhundert ein Zentrum der Uhrmacherei. Unter Historikern ist Nürnberg wegen der zahlreichen Erfindungen auch als „Silicon Valley des Mittelalters“ ein Begriff.

Aus den „Dosenuhren“, die man vermutlich in Beuteln trug, entwickelten sich tragbare Halsuhren. Ihre Besitzer trugen diese an einer Kette oder einem Band um den Hals. Da die ersten tragbaren Uhren noch recht hohe Gangabweichungen hatten, besaßen sie nur einen Stundenzeiger. Dies änderte sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts, als bessere Hemmsysteme auf den Markt kamen. Nun gab es tragbare Uhren mit Stunden- und Minutenzeiger.

Ein Großteil der alten Taschenuhren ist unsigniert. Dies liegt daran, dass das Aufbringen von Firmennamen und -logos bis ins 19. Jahrhundert unüblich war. Die Zuordnung zu bestimmten Manufakturen ist oft nur aufgrund von spezifischen Konstruktionen oder Verzierungen möglich.


Gehäuse-Formen von Taschenuhren

Im 16. Jahrhundert waren die Gehäuse von tragbaren Uhren oft dosen- oder kugelförmig. Im Laufe der Zeit veränderte sich die Gehäuseform, bis sie schließlich das heute übliche, flache Design erhielt.

Die Unterteilung in Savonnette und Lépine ist bis heute eine wichtige Unterscheidung von Taschenuhren. Die Lépine-Form geht auf den französischen Uhrmacher Jean Antoine Lépine zurück. Bei dieser Bauart liegen die Sekundenanzeige, die Aufzugswelle und die Krone auf einer Linie. Lépine-Taschenuhren besitzen keinen Sprungdeckel. Wegen ihrer Konstruktion sind sie besonders flach. Deshalb eignen sie sich als Frackuhren. Im Unterschied dazu haben Savonnette-Uhren einen Sprungdeckel, der das Zifferblatt und das Uhrglas schützt. Per Knopfdruck lässt sich dieser Deckel öffnen. Der Begriff Savonnette kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „Seifchen“. Bei Savonnette-Taschenuhren befindet sich die Sekundenanzeige bei 6 Uhr. Die Krone sitzt seitlich bei der 3. Diese Konstruktion erleichtert die Handhabung. So können Sie die Taschenuhr in der rechten Hand halten, mit dem Daumen den Drücker für den Sprungdeckel betätigen und die Uhrzeit ablesen.

Taschenuhren-Gehäuse

  • Lépine: Krone, Aufzugswelle und Sekundenanzeige liegen auf einer Achse, kein Sprungdeckel
  • Savonnette: Sekundenanzeige bei 6 Uhr, Krone seitlich, Sprungdeckel als Schutz

Komplizierte Taschenuhren

Taschenuhren können weit mehr, als die Zeit anzuzeigen. Die kompliziertesten tragbaren Uhren stammen von den Schweizer Manufakturen Patek Philippe, Breguet und Vacheron Constantin.


24 Komplikationen bei der „Graves Supercomplication“

Mit insgesamt 24 Komplikationen war die „Graves Supercomplication“ über Jahrzehnte die Rekordhalterin in Sachen Komplikationen. Zu ihren Funktionen gehörten unter anderem ein Ewiger Kalender, ein Schleppzeiger-Chronograph zum Stoppen von Zwischenzeiten und astronomische Anzeigen. Die Uhr zeigte ihrem Besitzer neben der normalen Uhrzeit auch die Sternzeit, den Sternenhimmel über New York und die Zeiten von Sonnenauf- sowie Untergang an.

Die „Graves Supercomplication“ war eine Spezialanfertigung für den New Yorker Bankier Henry Graves jr. Graves war zu Lebzeiten ein passionierter Uhrensammler. Modelle von Patek Philippe standen bei ihm besonders hoch im Kurs. Ähnliche war es beim amerikanischen Automobilhersteller James Ward Packard, denn auch er war ein Liebhaber seltener Patek-Philippe-Uhren. Die beiden Herren gaben mehrere Zeitmesser bei Patek Philippe in Auftrag. Ziel dabei war es, den jeweils anderen mit einer noch komplizierteren Uhr zu übertrumpfen. Den Wettstreit gewann am Ende Henry Graves jr. mit seiner „Graves Supercomplication“. Im Jahr 1925 hatte er die Taschenuhr in Auftrag gegeben. Erst sieben Jahre später, also im Jahr 1932, war die Uhr fertiggestellt. Es sollte noch weitere 12 Monate dauern, bis Graves seine Supercomplication in Händen halten konnte. Da Packard 1928 verstarb, konnte er keine noch kompliziertere Taschenuhr in Auftrag geben. Deshalb ist unklar, ob Patek zu Beginn der 1930er-Jahre noch mehr Komplikationen in einer tragbaren Uhr hätte unterbringen können.


Patek Philippe Calibre 89 mit 33 Komplikationen

Die Calibre 89 von Patek Philippe löste im Jahr 1989 die „Graves Supercomplication“ als die komplizierteste tragbare Uhr der Welt ab. Mit insgesamt 33 Komplikationen stellte die Calibre 89 einen neuen Rekord auf. Zu ihren Funktionen gehörten ein Schleppzeiger-Chronograph, ein Ewiger Kalender, die Anzeige von Mondphasen und Mondalter sowie eine zweite Zeitzone. Hinzu kamen zahlreiche astronomische Anzeigen auf der Rückseite der Uhr. Außerdem besaß die Taschenuhr akustische Komplikationen wie ein großes und kleines Schlagwerk, eine Minutenrepetition und eine Alarm-Funktion. Patek Philippe stellte insgesamt nur vier Exemplare der Calibre 89 her.


57 Komplikationen bei Vacheron Constantin

Im Jahr 2015 stellte die Schweizer Uhrenmanufaktur Vacheron Constantin einen neuen Rekord auf. Die Taschenuhr mit der Referenznummer 57260 besaß 57 Komplikationen. Vacheron Constantin fertigte dieses Modell speziell für einen vermögenden Kunden, dessen Identität unbekannt ist. Höhepunkte dieser Uhr sind verschiedene Kalender. Der Zeitmesser für die Westentasche besitzt einen gregorianischen Ewigen Kalender, einen hebräischen Ewigen Kalender, eine astronomische Kalenderfunktion und einen professionellen Business-Kalender. Letzterer basiert auf der ISO 8601.


Die königliche Taschenuhr: Breguet Marie-Antoinette

Die Breguet-Taschenuhr Grande Complication Nr. 1160 ist wie ihre Vorgängerin, die Uhr mit der Nr. 160, eine wahre Rarität. Ein unbekannter Verehrer Marie Antoinettes bestellte die Taschenuhr Nr. 160 bereits im Jahr 1783. Damals war Breguet Hoflieferant des französischen Königshauses. Marie Antoinette galt als Verehrerin der Uhrenmanufaktur. Die bestellte Uhr sollte das gesamte uhrmacherische Knowhow der damaligen Zeit in sich vereinen. Außerdem sollte Gold andere Metalle ersetzen, wenn dies möglich war. Zu den Komplikationen der Uhr gehörten ein Ewiger Kalender, eine Minutenrepetition, eine Gangreserveanzeige und ein Automatikaufzug. Zudem zeigte die Uhr die Zeitgleichung an. Diese gibt die tägliche Abweichung zwischen der wahren und der mittleren Sonnenzeit an. Letztere ist die bürgerliche Zeit, nach der wir uns richten. Breguet stellte die Uhr im Jahr 1827 fertig, also 44 Jahre nach der Auftragsvergabe. Zu diesem Zeitpunkt war Marie Antoinette bereits 34 Jahre tot.

Die Taschenuhr mit der Nr. 160 konnte man bis ins Jahr 1983 in einem Museum in Jerusalem bestaunen. Anschließend war die Uhr 24 Jahre lang verschwunden, bis sie 2007 aus dunklen Kanälen wieder auftauchte. Nicolas G. Hayek, der Gründer der Swatch Group, hatte 2004 die Uhrmacher von Breguet damit beauftragt, die Taschenuhr Nr. 160 nachzubauen. Da das Original verschwunden war, mussten die Uhrmacher die Uhr allein anhand von Zeichnungen und Dokumenten rekonstruieren.

Abraham-Louis Breguet war der Gründer der Uhrenmanufaktur und gilt als Genie des Uhrmacherhandwerks. Breguet erfand zum Beispiel das Tourbillon. Ein Tourbillon minimiert schwerkraftbedingte Gangabweichungen und sorgt für äußerst präzise Gangwerte.