Vintage-Uhren – Zeitzeugen mit Historie
Vintage-Uhren üben auf viele Uhrenfreunde eine grosse Faszination aus. Die klassischen Zeitmesser begeistern mit ihrer einmaligen, nostalgischen Ausstrahlung. Einige Modelle erzielen hohe Preise und eignen sich hervorragend als Wertanlage.
5 Gründe für den Kauf einer Vintage-Uhr
- Vintage-Uhren bieten den höchsten Nostalgie-Faktor
- Seltene und begehrte Modelle sind als Investment geeignet
- Viele alte Uhren sind deutlich günstiger als neue Uhren
- Perfekte Accessoires für Liebhaber vergangener Jahrzehnte
- Uhren mit Charakter: Jede Uhr hat ihre eigene Geschichte
Von der einfachen Armbanduhr zum Kunstobjekt
Uhren sind – wie Autos, Bilder und Architektur – Zeugen ihrer Zeit. Die Technik, das Design und das Markenimage spiegeln den Zeitgeist ihrer Entstehung wider. Insbesondere Uhren der 1960er- und 1970er-Jahre üben heute eine besondere Faszination auf Uhrenliebhaber aus. In den letzten Jahren stieg die Beliebtheit von Zeitmessern längst vergangener Tage rasant an. Grund hierfür ist – neben der Begeisterung für das Objekt – auch das Verhalten der teils solventen Anleger. In Zeiten von Niedrigzinsen und überzogener Immobilienpreise suchen sie nach Alternativen für ihr Portfolio.
Während Armbanduhren heute eher Schmuckstücke sind, die zufälligerweise auch die Zeit anzeigen, so wurden sie früher in erster Linie zur Erfüllung einer bestimmten Funktion produziert. Viele dieser alten Zeitmesser avancierten im Laufe der Jahre und Jahrzehnte zu Objekten mit Kultstatus. Wird ein wegweisendes Design noch mit einem grossen Namen kombiniert, erzielen diese Uhren nicht selten wahnwitzige Preise. Im Idealfall ist die Vintage-Uhr darüber hinaus noch Teil einer einmaligen Geschichte ihres vielleicht prominenten Trägers.
Ab wann ist eine Uhr Vintage?
Vintage-Uhren erfreuen sich seit geraumer Zeit grosser Beliebtheit. Uhrenfans auf der ganzen Welt sind auf der Jagd nach seltenen, jahrzehntealten Zeitmessern. Doch ab wann spricht man von Vintage? Das hat niemand genau festgelegt.
Bei der Einordnung spielt der Zeitfaktor jedoch die entscheidende Rolle. Für den Uhrenexperten Robert-Jan Broer von Fratellowatches liegt die Vintage-Uhren-Altersgrenze beim Jahr 1990. Letztlich könne aber jeder für sich selbst entscheiden, ob eine Uhr nun Vintage sei oder nicht, so Broer.
Wenn ein Zeitmesser also rund 30 Jahre alt ist, kann man sie als Vintage-Uhr bezeichnen.
Was kosten Vintage-Uhren?
Modell | Preis (ca.) | Besonderheiten |
Rolex Daytona Paul Newman | 220‘000 CHF | Chronograph, Paul-Newman-Zifferblatt |
Rolex Submariner „Red Sub“, Ref. 1680 | 16‘000 CHF | Taucheruhr |
Rolex Explorer II, Ref. 1655 | 23‘000 CHF | 12- und 24-Stunden-Anzeige |
Heuer Autavia, Ref. 2446C | 12‘000 CHF | Chronograph |
Omega Speedmaster Professional, Ref. 145.022 | 5‘500 CHF | Chronograph, erste Uhr auf dem Mond |
Breitling Navitimer, Ref. 806 | 5‘500 CHF | Chronograph, Rechenschieberlünette |
Begehrte Vintage-Uhr von Omega: die Speedmaster
Die Speedmaster Professional ist eines der beliebtesten Modelle von Omega. Obwohl die Bieler Manufaktur die Armbanduhr noch immer fast unverändert anbietet, sind Vintage-Modelle der sogenannten Moonwatch äusserst beliebt. Vor allem Exemplare mit den Referenznummern 105.012 und 145.012 sind begehrt, da sie die ersten Speedmaster-Professional-Modelle sind und mit Apollo 11 zum Mond flogen. Buzz Aldrin trug eine Ref. 105.012, als er als zweiter Mensch den Mond betrat. Wenn Sie sich für diese Uhr interessieren, sollten Sie rund 11‘000 CHF einplanen. Die Ref. 145.012 bekommen Sie bereits für ca. 10´000 CHF.
Omega brachte die erste Speedmaster bereits 1957 auf den Markt, zusammen mit der Semaster 300 und der Railmaster. Die erste Speedmaster trägt die Referenznummer CK2915, ist aber noch keine Moonwatch. Die Speedmaster Ref. CK2915 ist heute so selten, dass die Preise ins Astronomische gestiegen sind. Ein sehr frühes Exemplar von 1958 erzielte bei einer Auktion den Rekordpreis von über 300‘000 CHF. Keine andere Speedmaster war bisher teurer. Die Ref. CK2998 ist die Nachfolgerin der CK2915 und beim Design etwas näher an der Moonwatch dran. Beim Preis sollten Sie mit etwa 30‘000 CHF rechnen.
Heuer Autavia – begehrte Vintage-Chronograph
Eingestellte Kollektionen bringen ebenfalls gute Preise. Die Autavia von Heuer war um das Jahr 1970 ein beliebter Chronograph bei Rennfahrern. Inzwischen heisst der Hersteller aufgrund einer Übernahme TAG Heuer, und die Autavia wurde erst 2017 neu aufgelegt. Sie kostet gebraucht meist mehr als ein Grossteil der neuen Uhren des Schweizer Anbieters, nämlich mehr als 12‘000 CHF mit Handaufzug. Ob man sich von so einem alten Schatz trennen sollte, ist eine ganz andere Frage. Die neue Autavia liegt mit automatischem Manufakturkaliber bei etwa 3‘900 CHF.
Die Breitling Navitimer ist eine der berühmtesten Fliegeruhren der Welt. Die Rechenschieberlünette ist das charakteristischste des Chronographen. Mit ihr lassen sich verschiedene mathematische Funktionen berechnen, zum Beispiel Sink- und Steigflugraten, Geschwindigkeiten oder der Treibstoffverbrauch. Frühe Navitimer aus den 1950er-Jahren tragen die Referenznummer 806. In diesen ticken noch Chronographen-Kaliber mit Handaufzug, zum Beispiel das Venus 178 oder das Valjoux 72. Varianten mit Valjoux-Werk sind besonders selten. Wenn Sie eine Navitimer Ref. 806 kaufen möchten, sollten Sie zwischen 5‘500 CHF und 12‘000 CHF zur Verfügung haben.
Die erste Automatik-Varianten der Navitimer sind ebenfalls interessante Sammleruhren. In diesen gibt das Kaliber 11 den Takt vor. Es ist eines der ersten automatischen Chronographen-Uhrwerke der Welt. Die linksseitig positionierte Krone ist wie das spiegeleiförmige Gehäuse ein charakteristisches Merkmal der Breitling Navitimer Chrono-Matic. Exemplare aus den 1970er-Jahren können Sie schon für rund 2‘300 CHF kaufen. Sehr gut erhaltene Exemplare oder Gold-Versionen können auch bei gut 11‘000 CHF liegen.
Oft deutlich günstiger
Für den Kauf einer Vintage-Uhr spricht in vielen Fällen sicher der Preis. Ein gutes Beispiel ist die Omega Seamaster, eine angesehene Modellreihe, die seit 1948 produziert wird. Eine neue Seamaster mit mechanischem Werk liegt bei 4‘500 – 6‘500 CHF. Unter den angebotenen Seamaster vergangener Jahrzehnte finden sich jedoch Automatik- und Handaufzugsuhren zwischen 500 – 1‘000 CHF in gutem bis sehr gutem Zustand. Als Vintage-Fan erstehen Sie folglich eine berühmte Uhr eines Schweizer Top-Herstellers für vergleichsweise kleines Geld. Um sich als Kenner und Liebhaber hochwertiger Zeitmesser zu outen, ist eine 50 Jahre alte Omega, Rolex oder Breitling genauso geeignet wie eine neue. Allerdings sind nicht alle alten Uhren günstiger als ihre aktuellen Schwestern und in der Regel nicht so robust.
Vintage-Uhren als Investment
Berühmte internationale Stars trugen so bekannte Stilikonen wie die Rolex Submariner, Omega Speedmaster, Heuer Autavia oder eine Rolex Daytona. Eine Vintage-Daytona aus dem Nachlass von Hollywoodstar Paul Newman erzielte mit einer Versteigerungssumme von über 17,5 Mio. CHF den höchsten jemals bezahlten Betrag für eine Uhr. Sie gilt damit als die teuerste Armbanduhr der Welt.
Seither finden immer mehr Uhren aus prominentem Nachlass den Weg in die Auktionshäuser. An den Preis der Rolex Daytona Paul Newmankonnte jedoch bisher noch kein weiteres Modell anknüpfen. Durch die Neuordnung des Marktes erzielen aber auch Uhren unbekannterer Marken aus der zweiten und dritten Reihe bemerkenswerte Preise.Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung ist die Nivada Chronomaster Sea Diver. Noch vor wenigen Jahre kostete ein Modell dieses Herstellers ca. 550 CHF, heute sollten Sie für ein gut erhaltenes Exemplar bis zu 4‘400 CHF einkalkulieren Weitaus bekannter ist die Omega Speedmaster Professional mit der Referenznummer 145.022, die Omega von 1968 bis zu Beginn der 1980er-Jahre herstellte. Sie ist mit rund 5‘500 CHF eine der erschwinglicheren Vintage-Speedmaster.
Auch Vintage-Submariner von Rolex gehören zu den beliebten Sammleruhren. Vor allem frühe Modelle aus den 1950er-Jahren erzielen heute Rekordpreise: Für die Ref. 6204 sollten Sie etwa 90‘000 CHF und für die Ref. 6205 gut 50‘000 CHF zur Verfügung haben. Etwas jünger und trotzdem begehrt ist die sogenannte „Red Sub“, für die Sie mindestens 16‘000 CHF einplanen sollten. Sehr gut erhaltene Exemplare können aber auch mehr als 35‘000 CHF kosten. Vintage-Uhren von Rolex eignen sich somit oft als hervorragendes Investment.
Verblasster Zeiger als Preistreiber
In vielerlei Hinsicht ist der Kauf einer Vintage-Uhr mit dem Erwerb eines Oldtimers oder wenigstens eines gefragten Gebrauchtwagens vergleichbar. Einige Liebhaber alter Uhren ähneln jedoch eher Briefmarkensammlern, die einem seltenen Fehldruck nachjagen und für diesen, wenn einmal gefunden, hohe Summen hinlegen.
Als Beispiel kann wiederum Rolex dienen, diesmal mit der Explorer II. Exemplare aus den 1970er-Jahren besassen einen zweiten Stundenzeiger mit 24-Stunden-Umlauf, dessen orange-rote Farbe ein Problem mit Sonnenlicht hatte. Der farbige Extra-Zeiger verblasste zunehmend unter dem Einfluss von UV-Strahlen. Eigentlich ein Manko, doch kurioserweise erzielen Exemplare der Referenznummer 1655 mit ausgeblichenem 24-Stunden-Zeiger heute fünfstellige Preise. Sie sind damit wesentlich teurer als eine nagelneue Explorer II. Zudem wurde der Explorer II angedichtet, dass der Schauspieler Steve McQueen sie getragen haben soll. Prominente Träger werden gerne als Verkaufsargument benutzt. Das Beispiel zeigt, dass Vintage-Uhren auch als Wertanlage taugen und keineswegs immer nur Schnäppchen im Niedrigpreissegment sind.
Eine Vintage-Uhr, die in gutem Zustand gehalten wird, bleibt relativ wertstabil. Steigerungen ergeben sich manchmal auch aus Gründen, die nichts mit Uhren direkt zu tun haben. Wer vor rund 20 Jahren eine gebrauchte Uhr mit Massivgoldgehäuse gekauft hat, wird das Geschäft schon deshalb nicht bereut haben, weil sich der Goldpreis seither mehr als verdreifacht hat. Bei einem Wiederverkauf wird die Uhr allein aufgrund ihres Materialwertes einen hohen Preis erzielen. Eine getragene deutsche Fliegeruhr aus der ersten Hälfte der 1940er-Jahre stösst auf besondere Resonanz, weil sie Einsätze im 2. Weltkrieg erlebt hat.
Was gilt es beim Kauf zu beachten?
Das Einholen von Informationen und das Stöbern in einem reichhaltigen Angebot sollten Sie am besten als Teil des Uhrenkauf-Vergnügens sehen. Dazu gehört auch ein Preis-Check. Um bei einer Vintage-Luxusuhr keiner Fälschung aufzusitzen, gilt der Grundsatz: Wenn der Preis unrealistisch niedrig ist, sollten Sie nicht freudig zugreifen, sondern vorsichtig sein. Das übliche Preisniveau für ein bestimmtes Gebrauchtmodell lässt sich bei Chrono24 leicht feststellen. Für Ausreisser nach oben oder nach unten sollte es einen konkreten Grund geben. So muss eine Omega Seamaster für einen dreistelligen Betrag zunächst einmal keinen Argwohn erregen. Aber bei einer Rolex Submariner zu einem solchen Preis ist Skepsis geboten, denn eine Submariner erzielt sonst viel höhere Preise.
Einzuschätzen, ob eine Uhr zu einem korrekten Preis angeboten wird, erfordert Erfahrung und Fachwissen. Uhrenmagazine und einschlägige Websites liefern Ihnen hilfreiche Informationen. In den Uhrenforen des Internets können Sie ebenfalls kompetente Antworten auf Ihre Fragen erhalten.
Oft ist für den Laien das Preisgefüge des Vintage-Uhrenmarktes schwer zu durchschauen. So kann eine etwas lädiert aussehende Uhr viel wertvoller sein als eine Ähnliche in fast makellosem Zustand. Denn honoriert wird vor allem der Originalzustand. Es spielt keine allzu grosse Rolle, ob deutliche Gebrauchsspuren zu erkennen sind. Wurden stattdessen viele Teile ersetzt, etwa Zifferblatt, Zeiger und Krone, so kann der neue, schöne Schein nicht verhindern, dass eine Wertminderung durch solche „Renovierungsarbeiten“ entsteht.
Preissteigernd wirkt sich auch aus, wenn die Uhr zusammen mit Box und Papieren zum Verkauf steht. Die Originalverpackung und die Hersteller- und Händlerunterlagen stammen aus dem Erstverkauf, der mitunter Jahrzehnte zurückliegt. Sie gelten als ein wichtiger Hinweis darauf, dass mit dem angebotenen Zeitmesser wirklich alles seine Richtigkeit hat. Daraus lässt sich aber nicht schliessen, dass Uhren ohne Box und Papiere zu meiden sind. Meist gibt es für das Fehlen der Schachtel und Begleitmaterials einen einfachen und nachvollziehbaren Grund – sie waren unauffindbar und wurden wahrscheinlich vom Erstbesitzer irgendwann entsorgt.
Fehlt Ihnen die Zeit oder die Neigung, tiefer in die Materie einzusteigen, dann sind Sie umso mehr auf einen seriösen Händler angewiesen. Dieser wird Ihnen eine von ihm geprüfte Uhr zu einem fairen Preis verkaufen und im besten Fall sogar eine Gewährleistung bieten.
Uhren werden auch ohne vorherige Prüfung oder Revision offeriert, meist von privat. Dann ist es besser, etwas Geld in der Hinterhand zu haben, um den möglichen Wartungsstau zu beheben. Eine einfache Revision ohne Reparaturen kostet um die 250 CHF. Beim Kauf einer Vintage-Taucheruhr sollten Sie auch die Wasserdichtigkeit prüfen und die Dichtungen tauschen lassen, falls Sie die Uhr tatsächlich unter Wasser tragen werden.
Nostalgie-Faktor Vintage-Uhr
Wenn Sie sich für eine Vintage-Uhr entscheiden, haben Sie einen weiteren Vorteil: Sie sind nicht auf das gegenwärtige Modell beschränkt, sondern können auf eine viel grössere Auswahl an Uhren-Modellen zurückgreifen. Unter früheren Versionen finden Sie so vielleicht eine Uhr, die Ihnen besser gefällt als eine aus dem aktuellen Angebot eines bestimmten Herstellers.
Vintage-Uhren sind ausserdem authentisch. Sie waren wirklich dabei, damals, in den 1960er- oder 1970er-Jahren. Dieses Merkmal macht ihren besonderen Reiz aus und unterscheidet sie von Retro-Uhren. Eine Retro-Uhr ist in ihrem Design zwar dem Stil einer bestimmten Zeit nachempfinden, aber erst kürzlich aufgelegt wurden. Sie ist nicht historisch, sondern lediglich historisierend. Den höchsten Nostalgie-Faktor bietet eine Vintage.
Vintage-Modelle sind bisweilen der einzige Weg, um das gewünschte Modell mit einer speziellen Eigenschaft zu erhalten. Als Beispiel kann die Explorer dienen. Rolex bietet sie seit 2010 mit einem grösseren Gehäusedurchmesser von 39 mm an. Wenn Sie aber lieber eine kleinere Ausführung möchten, dann führt kein Weg an einer älteren Explorer vorbei. Die letzte Explorer mit 36-mm-Gehäuse besass die Referenznummer 114270. In Frage kommen zudem die Referenznummern 6610, 1016 und 14270.
Das Beispiel zeigt, dass die Beschäftigung mit spröden Zahlen häufig den Kauf einer Vintage-Uhr begleitet. Referenznummern helfen Ihnen dabei, Uhren aus einer bestimmten Phase oder mit anderen gewünschten Merkmalen schnell und einfach aufzufinden oder zu identifizieren.