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Chronometer – zertifizierte Präzision
Chronometer sind sehr präzise Uhren. Die Zeitmesser müssen ihre Ganggenauigkeit während eines mehrtägigen sowie standardisierten Prüfverfahrens beweisen. Die Ursprünge der Chronometrie liegen in der Seefahrt.
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Chronometer – genaue Zeitmessung für Jedermann
Uhrenbesitzer benutzen das Wort Chronometer gern als Synonym für ihre Armbanduhren. Das ist oft nicht zu 100 % richtig. Zwar bedeutet laut Duden der Begriff Chronometrie schlicht Zeitmessung, aber Vorsicht: Die Bezeichnung Chronometer dürfen nur Uhren tragen, die ihre Ganggenauigkeit während eines standardisierten Messverfahrens unter Beweis gestellt haben. In der Schweiz bescheinigt die Contrôle officiel suisse des chronomètres (COSC) die Präzision von Uhrwerken. Hersteller wie Rolex oder Breitling lassen all ihre Werke von der Schweizer Kontrollstelle zertifizieren. Auch Omega lässt einen beträchtlichen Teil seiner Kaliber prüfen.
Da die COSC ausschließlich Schweizer Uhren testet, hat der deutsche Juwelier und Hersteller Wempe eine deutsche Chronometer-Prüfstelle eingerichtet. Zu diesem Zweck erwarb das Unternehmen die ehemalige Sternwarte in Glashütte und restaurierte diese. Im Unterschied zum Schweizer Verfahren müssen bei der deutschen Zertifizierung die Werke eingeschalt sein, sie befinden sich also im Gehäuse der Uhr. Am Ende des 15-tägigen Tests erhält die gesamte Uhr einen Gangschein.
Tipps für den Kauf eines Chronometers
Wenn Sie ein Chronometer suchen, haben Sie die Qual der Wahl. Tausende der ganggenauen Armbanduhren stehen zur Auswahl. Von der gebrauchten Uhr zum günstigen Preis, über neuwertige Exemplare bis hin zu seltenen Vintage-Uhren: Präzisions-Liebhaber kommen bei dieser Vielfalt voll auf ihre Kosten. Ein gebrauchtes Chronometer von TAG Heuer bekommen Sie schon für rund 500 EUR. Oft handelt es sich bei diesen Uhren um Taucheruhren mit einseitig drehbarer Lünette. Das berühmteste Tauch-Chronometer ist die Rolex Submariner. Bereits getragene Exemplare erhalten Sie für etwa 4.300 EUR. Ungetragen kostet die Uhr ohne Datumsanzeige rund 6.000 EUR. Mit Datum beginnen die Preise bei ca. 6.600 EUR.
Zu günstigen Preisen können Sie Chronometer der Marke Mido kaufen. Eine gebrauchte, zertifizierte Armbanduhr dieses Herstellers bekommen Sie für etwa 700 EUR. Neuwertig liegen Mido-Chronometer bei etwa 1.000 EUR. Wenn Sie eine Chronographen-Funktion wünschen, sollten Sie bei diesem Hersteller rund 2.400 EUR einplanen. Mit einem solchen Modell können Sie die Zeit stoppen. Chronographen sind nicht immer Chronometer.
Vintage-Uhren der Kollektion Omega Constellation bekommen Sie für ebenfalls weniger als 1.000 EUR. Die Constellation war das erste Serienchronometer der Manufaktur. Aktuelle Modelle dieser Reihe erkennen Sie an den vier Krappen auf der Lünette. Ungetragen kosten die Uhren etwa 2.700 EUR. Das Modell Globemaster ist die Retro-Uhr dieser Serie. Die geriffelte Lünette und das sogenannte „Pie-Pan“-Zifferblatt erinnern an Exemplare aus den 1960er-Jahren. Neuwertige Globemaster-Modelle bekommen Sie für etwa 4.400 EUR. Auch James Bond, der wohl bekannteste Geheimagent der Welt, trägt seit 1995 Uhren von Omega. Bond schwört während seiner Einsätze auf die Genauigkeit seiner Seamaster-Uhren.
Wenn Sie ein Fan von Flieger-Chronographen sind, hält die Schweizer Manufaktur Breitling die passenden Zeitmesser für Sie bereit. Ein ungetragenes Chronometer mit Stoppfunktion dieses Herstellers kostet rund 3.000 EUR. Gebrauchte Chronographen, welche die Manufaktur vor 1999 herstellte, gibt es bereits zu Preisen um die 1.000 EUR.
Chronometer-Zertifizierung in der Schweiz und in Deutschland
Die COSC zertifiziert in der Schweiz Uhrwerke als Chronometer. Sie ist eine gemeinnützige, nicht gewinnorientierte Organisation. Ihre Gründung erfolgte im Jahr 1973 als Reaktion auf die Quarzkrise. Da günstige Quarzkaliber aus Fernost sehr viel ganggenauer sind als mechanische Uhrwerke, standen viele europäische Hersteller in dieser Zeit vor dem Aus. Mit der Einführung der Chronometer-Zertifizierung wollte die Schweizer Uhrenindustrie ihre Produkte stärken. Das COSC-Zertifikat entwickelte sich im Laufe der Jahre zum Aushängeschild hochwertiger und sehr genauer Uhren. Es steht jedem Hersteller aus der Schweiz frei, seine Werke zur COSC zu schicken. Die Kontrollstelle unterhält insgesamt drei Prüfbüros in Biel, Le Locle und Genf.
Das Chronometer Prüfverfahren der COSC Schritt für Schritt
Das Prüfverfahren der COSC entspricht der ISO-Norm 3159. Die Prozedur dauert insgesamt 15 Tage. In dieser Zeit prüft man die Kaliber in 5 Lagen und bei 3 Temperaturen. Zunächst erfolgt jeweils zwei Tage lang der Test in drei hängenden Lagen und bei 23 °C. Es sind die Positionen „Krone links“, „Krone oben“ und „Krone unten“. Daraufhin folgen zwei Tage mit nach unten zeigendem Zifferblatt. Dann dreht man das Werk und für fünf Tage zeigt das Zifferblatt nach oben. In diesen fünf Tagen schaltet man eine Zusatzfunktion, zum Beispiel einen Chronographen, über einen Zeitraum von 24 Stunden hinzu. Die COSC prüft so, inwiefern sich die Zusatzfunktion auf den Gang des Werkes auswirkt. Außerdem prüft man über 24 Stunden lang die Gangwerte bei 8 °C und bei 38 °C. Dann drehen die Kontrolleure das Werk so, dass die Krone nach unten zeigt. Es folgt ein zweitägiger Test bei 23 °C. Letztlich muss der mittlere tägliche Gang zwischen -4 und +6 Sekunden liegen.
Chronometer Prüfverfahren in Deutschland
In Deutschland gibt es seit 2006 wieder eine Prüfstelle für Chronometer. Diese befindet sich in der ehemaligen Sternwarte von Glashütte. Das Unternehmen Wempe kaufte das verfallene Gebäude im Jahr 2005 und renovierte es. Zusammen mit den sächsischen sowie thüringischen Landesämtern für Mess- und Eichwesen eröffnete der Juwelier sowie Uhrenhersteller die Kontrollstelle. Die Produktions- und Werkstätten von Wempe sind ebenfalls in dem Gebäude untergebracht. Als Grundlage für das Prüfverfahren dient die DIN-Norm 8319. Bei den Grenzwerten der zulässigen Abweichungen entspricht diese der ISO 3159. Der gravierende Unterschied: Beim deutschen Verfahren muss sich das Werk im Gehäuse befinden. Die Tester zertifizieren also die komplette Uhr und gewährleisten damit präzise Gangwerte nach dem Einschalen.
Das Prüfverfahren im Überblick
- Grundlage: ISO 3159 und DIN 8319
- 15 Tage, in 5 Lagen und bei 3 Temperaturen
- Mittlerer täglicher Gang -4 bis +6 Sekunden
- In der Schweiz: Zertifizierung des Uhrwerkes
- In Deutschland: Zertifizierung der gesamten Uhr
Chronometer und ihre Geschichte
Chronometer kommen ursprünglich aus der Seefahrt. Auf längeren Schifffahrten waren die präzisen Uhren für die korrekte Positionsbestimmung unerlässlich. Noch im 18. Jahrhundert waren Irrfahrten und Schiffsunglücke an der Tagesordnung, da die Seeleute ihre Position nur sehr ungenau bestimmen konnten. Dies änderte sich im Jahr 1759. John Harrison, ein englischer Uhrmacher, entwickelte eine Taschenuhr namens H4. Mit diesem Zeitmesser war es erstmals möglich, den Längengrad präzise zu bestimmen. England war viele Jahre lang führend in der Herstellung von Marine-Chronometern.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollten Bremer und Hamburger Reeder mehr Unabhängigkeit von den englischen Schiffschronometern erreichen. Zu diesem Zweck gründeten sie die Hamburger Chronometerwerke im Jahr 1905. Der Hersteller konnte allerdings nur während des Ersten Weltkrieges kostendeckende Stückzahlen produzieren. Nach dem Krieg konzentrierte man sich auf die Wartung und Reparatur von Schiffschronometern.
1938 übernahm die Firma Wempe die Hamburger Chronometerwerke, um Werkstätten für die eigenen Uhrmacher zu erhalten. Staatliche Aufträge führten zu einer Ausweitung der Produktion. Von nun an produzierte man auch Flieger- und Beobachtungsuhren. Letztere kamen ebenfalls auf Schiffen zum Einsatz. Im Unterschied zum Schiffschronometer waren die Beobachtungsuhren tragbare Taschenuhren. Der Schiffschronometer war verankert und an drei Achsen beweglich gelagert. Auch bei starkem Seegang blieb so das Zifferblatt immer oben. Offiziere stellten ihre Beobachtungsuhren – auch als B-Uhren, Deck Watches oder chronomètres de bord bekannt – nach dem Schiffschronometer. Danach gingen sie auf das Peildeck, um mit Uhr und Sextanten die Position zu bestimmen. In dieser Zeit arbeitete Wempe auch eng mit Otto Lange zusammen. Otto Lange war der Enkel von Ferdinand Adolph Lange, dem Begründer der Glashütter Uhrenindustrie. Wempe und Lange wollten zusammen in Glashütte ein Forschungs-, Reglage- und Weiterbildungsinstitut für Uhrmacher gründen. Wegen des Zweiten Weltkrieges verschwanden die Pläne jedoch wieder in der Schublade.
Bis 1970 gab es in der Bunderepublik zwei offizielle Chronometer-Prüfstellen: das Deutsche Hydrographische Institut (DHI) in Hamburg sowie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig samt ihrer Zweigstelle in Stuttgart. Mangels Nachfrage stellten die Institute ihre Tätigkeit ein.
Im 19. Jahrhundert führten in der Schweiz die Observatorien von Genf und Neuenburg offizielle Chronometer-Prüfungen durch. Außerdem veranstalteten sie jährliche Wettbewerbe, an denen Uhrenhersteller wie Omega teilnahmen. Mit den ersten Quarzuhren stellten die Sternwarten gegen Ende der 1960er-Jahre ihre Chronometer-Prüfungen ein. Mit der COSC gibt es seit 1973 eine Nachfolge-Organisation, die standardisierte Zertifizierungen durchführt. Der Hauptsitz der COSC ist in La Caux-de-Fonds.